》𝕥𝕙𝕖𝕣𝕖 𝕚𝕤 𝕟𝕠 𝕤𝕚𝕔𝕜𝕟𝕖𝕤𝕤, 𝕟𝕠 𝕥𝕠𝕚𝕝, 𝕟𝕠𝕣 𝕕𝕒𝕟𝕘𝕖𝕣
𝕚𝕟 𝕥𝕙𝕒𝕥 𝕓𝕣𝕚𝕘𝕙𝕥 𝕝𝕒𝕟𝕕 𝕥𝕠 𝕨𝕙𝕚𝕔𝕙 𝕚 𝕘𝕠.《
Eine Stadt, die nur zwischen Warm und Kalt, Arm und Reich, Unterdrücker und Unterdrückter unterscheidet und zwei...
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Ich habe noch nie Schokolade gegessen.
Etwas nachdenklich blickt Taehyung der herausgeputzten Göre hinterher, die neben ihrer kaltherzigen Mutter in einem rosafarbenen Pelzmantel den Gehsteig entlang spaziert und sich laut schmatzend ein Stück Schokolade nach dem anderen in den kleinen Mund stopft. Für einen kurzen Moment spielt er tatsächlich mit dem Gedanken, dem verzogenen Kind die Süßigkeit zu entreißen und endlich einmal davon zu probieren. Doch das wäre wohl, als würde er freiwillig einen Schritt an sein eigenes Grab herantreten - einen verdammt großen Schritt. Andernfalls hat er so lange nichts gegessen, dass dies sowieso nicht mehr all zu lange auf sich warten lassen dürfte.
Er wird aus seinen Gedanken gerissen, als die Kalte plötzlich losschimpf, weil das Mädchen Schokolade an ihren Mantel geschmiert hat. Als Reaktion auf das Gezeter streckt das Kind provokant die Zunge heraus und wischt die schokoladenverschmierten Finger am Hosenbein der Mutter ab, die daraufhin noch lauter wird.
Taehyung hat bloß eine wage Erinnerung daran, wer seine Mutter war. Oder wie sie war. Doch sie ist so früh gestorben, dass diese Bilder nur verschwommene Fetzen eines früheren Lebens darstellen, ohne Anspruch auf Wahrhaftigkeit. Dennoch ist der junge Mann sich sicher, dass sie in seiner Gegenwart nicht geschimpft, sondern gelächelt hat. Er würde sogar soweit gehen, zu behaupten, dass er seine Wärme von ihr hat.
Von klein auf hat er sich alleine durchs Leben gekämpft, von der Gesellschaft verstoßen, täglich auf der Suche nach Essen oder einem Platz zum Schlafen. Er lernte damit zu leben; gewöhntesich ein Stück weit gar an die schrecklichen Umstände, weil er musste.
Und dann hat er Jimin kennengelernt. Er hat ihm beigebracht, die Menschen zu unterscheiden.
Es sind die Augen, hat er gesagt, nur ein Blick in ihre Augen genügt, um zu erkennen, ob sie kalt oder warm sind, ob sie noch wissen, was Barmherzigkeit und Güte bedeuten.
Vermutlich ist das der Grund, warum der junge Mann immer zu Boden sieht, während er wie ein Aussätziger in der Stadt herumschleicht. Denn er erträgt es nicht, ständig in abgestumpfte, distanzierte, weiße Augen zu sehen. Und selbst wenn er ausnahmsweise einmal auf Augen trifft, die den seinen gleichen - so kann er doch nichts weiter tun, als ihnen einen stummen Blick voller Anteilnahme zu schenken und zu versuchen, nicht an das Schicksal zu denken, zu welchem dieser Mensch verdammt ist.
Früher hat er sich immer gefragt, warum seinesgleichen sich nicht zusammenschließen und diesen fürchterlichen Ort in all seiner Kälte hinter sich lassen. Nun, dann hat er die Wahrheit erfahren, als er zufällig das Gespräch zweier Herren in ihren geschmacklosen Anzügen belauscht hat, die ihm jedes Mal aufs Neue die Galle hochkommen lassen. Weit da draußen, fern hinter der schemenhaften Silhouette der Berge gibt es einen Zaun, eine Mauer, die die ganze Stadt umringt. Sie wurde vor vielen Jahren und Jahrzehnten gebaut, nachdem mehr und mehr Männer und Frauen die tödliche Flucht ins Unbekannte gewagt hatten. Wenn man heutzutage den Versuch riskieren würde und nicht schon auf dem Weg umkommt, wartet spätestens an diesem Zaun der Tod. Niemand kann sagen, was genau dort geschieht, aber die grauen Laster sprechen für sich, die regelmäßig von außerhalb der Stadt kommen.