Das Mädchen auf der Bank

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Sammy, Ben und Tess waren gerade in Hamburg angekommen. Hamburg war toll, Sammy liebte Hamburg. Und London, da hatten sie Tess aufgegabelt. Und Köln, da wohnte Opa Ernst. Und Brügge, da gab es die besten Waffeln der Welt! Eigentlich, wenn er so darüber nachdachte, liebte er jede Stadt und jedes Land in der oder den sie bereits waren. Und sie waren schon fast überall! Sammy liebte sein freies Leben mit Ben und seit zwei Wochen mit Tess, niemals könnte er sich vorstellen auf eine normale Schule zu gehen und sesshaft die ganze Zeit am gleichen Ort wohnen. Wo blieb da der Spaß, das Abenteuer und die Freiheit? Auf der Crucis hatte er das alles. „Sammy, Leinen festmachen!", rief ihm Ben zu und Sammy sprang auf den Kai um die Crucis festzumachen. Als er damit fertig war, kletterte er wieder an Bord und ging unter Deck. „Hey, Tess,wir gehen jetzt in dieses Café gegenüber, wenn du fertig bist komm."-„Okay, mache ich.", antwortete Tess mit ihrem französischen Akzent. Tess hatten Ben und er in London kennengelernt. Sie waren gerade auf dem Piccadilly Circus und hatten darüber diskutiert, dass sie unbedingt jemanden brauchten, der in ihrer Straßenband sang, und da hatte Tess sie einfach angesprochen. Ben hatte ihr gleich angesehen, dass sie Hilfe brauchte, auch wenn sie es nicht zugab, und deswegen hat er gleich mal vorgeschlagen etwas mit ihnen zu singen. Das war eine gute Idee, wie sich herausstellte, denn Tess war einfach Bombe mit ihrer tollen Rockröhre und ihrem Rockkordeon. Tess spielte auf ihrem Akkordeon Rocksongs und deshalb hatte es Sammy so genannt. Er holte noch schnell seine alte Trommel,ging wieder an Deck und sprang auf den Kai. Ben wartete schon mit seinem Gitarrenkoffer und zusammen gingen sie zu dem Café. Auf dem Weg dorthin bemerkte er ein schwarzhaariges Mädchen mit ziemlich krassen grünen Augen. Ihre Blicke trafen sich und er rief: „Ahoi!", während er ihr sein schönstes Zahnlücken-Grinsen gab. Verdutzt lächelte das Mädchen zurück. Dann waren Ben und er auch schon vorüber. Sie setzten sich an einen Tisch und bestellten Limo. Wenig später sah er, wie das Mädchen von der Bank sich an einer der freien Tische in der Nähe setzte. Die Kellnerin kam und sie einen Tee bestellte. Tee? Bei 27 Grad? Naja sie trug auch Handschuhe, vielleicht war sie ja ein bisschen freaky, genau so wie Ben und er. Sie schauten beide zu ihr hinüber Sammy konnte fast schon Ben beim Danken hören. War sie eine Ausreißerin? „Cooles Outfit!", rief Sammy ihr zu. Sie nuschelte nur ein „Danke" und versteckte sich schon beinahe hinter ihren Haaren. „Meinst du sie ist eine Ausreißerin?", fragte er Ben. „Ich weiß nicht, vielleicht."-„Sie ist echt hübsch. Und sie sieht mystisch aus."-„Mystisch?", fragte sein Bruder während er unter dem Tisch belegte Brote auspackte und Sammy eins gab. „Ja! Ich finde sie sieht ein bisschen so aus Schneewittchen mit ihren schwarzen Haaren und der hellen Haut. Und hast du ihre Augen gesehen? Die sind voll krass grün!"-„Ja hab ich." In dem Moment kam Tess. „Hallo, Tess."-„Hi"-„Hast du die Bordtür abgeschlossen?"-„Mist, das hab ich vergessen. Ich gehen nochmal zurück."-„Nee, lass. Unseren alten Kahn klaut sowieso keiner." Sammy gab ihr unter dem Tisch ein Käsebrot. Als sie aufgegessen hatte und Bens Limonade leer getrunken hatte, fragte sie: „Seid ihr soweit?"-„Aber klaro!" Auch Ben meinte „Auf geht's!" und zeigte auf eine Stelle vor dem Café  „Da ist ein guter Platz." Zusammen gingen sie dort rüber, stellten ihre Instrumente auf und begannen zu spielen. Am Anfang war die Neugier der Leute noch nicht so groß, aber als Tess anfing zu singen klappten manchen sogar das Kinn runter. Kein Wunder, Tess war der Hammer! Nachdem das Lied fertig war, klatschten alle Leute begeistert und Sammy ging mit einem alten Hut herum und sammelte Geld ein. Die meisten Leute gaben ihnen Ein bis Zwei Eurostücke. Dann kam er bei dem Mädchen an schüttelte sie aber nur den Kopf. „Tut mir leid, ich muss noch den Tee bezahlen.", meinte sie und klang dabei als bedauerte sie es wirklich ihm nichts geben zu können. „Aber du hast zugeschaut und du fandest es gut, das habe ich dir angesehen."-„Ja, aber ich bin total pleite."-„Sind wir auch immer. Trotzdem musst du mir irgendetwas geben."-„Was denn?" Sammy schlug ihre Mütze vor, aber die wollte sie nicht hergeben, es war ihre Lieblingsmütze. „Dann deine Handschuhe." Aber das ging auch nicht, da gab sie ihm lieber seine Mütze. Sie Zug sie ab und ließ ihre Haare nach vorne fallen. „Echt jetzt? Cool! Danke!" Sammy rannte zu Ben und Tess zurück und zeigte ihnen die Mütze. Beide blickten erstaunt zu dem Mädchen herüber, aber das nickte nur und sah dann schnell woanders hin. Dann kam ein Mann zu ihnen und sagte, sie sollen verschwinden. Sie packten ihre Instrumente ein und gingen zurück zur Crucis. Unter Deck begann er das Geld zu zählen. „Sammy, kommst du, wir wollen das Ritual machen!"-„Ja!" Er lief an Deck Tess hatte schon die Dartscheibe und die Landkarte aufgestellt. Sammy nahm einen Dartpfeil und warf. Er landete in Finnland. Ben sagte: „Super gedartet, Sammy, jetzt im Juni ist Finnland am schönsten!" Sammy lachte. Sein großer Bruder sagte das zu allen Orten, wo sie hinfuhren. Wieder sah er das Mädchen auf der Bank sitzen. Plötzlich wurde Ben ernst. „Da hinten ist der Hafenmeister! Verstecken!" Sammy und Tess versteckten sich, während Ben zu ihm hinging und die Hafengebühren bezahlte. Als er zurückkam befahl er die beiden unter Deck. „Morgen reisen wir ab, das war ganz schön teuer. So jetzt gehen wir einkaufen. Was brauen wir alles?" Als sie sich auf den Weg machten, fiel Sammy wieder das Schneewittchen-Mädchen auf. Sie saß genau wie vorhin auch auf der einen Bank und sah ziemlich verloren aus. Er nahm sich vor, wenn sie, wenn er zurückkam, immer noch so verloren dasaß, sie ansprechen würde. Auch Ben machte den Eindruck, wie als würde er sich genau das gleiche vornehmen. Vielleicht würde sie ja ein neues Bandenmitglied werden?

Alea Aquarius OneshortsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt