Aufregung

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Alea stand am Bug. Es war noch sehr früh am Morgen, der Himmel war noch dunkel. Alea konnte nicht schlafen, dazu war sie zu aufgeregt, deswegen hatte sie die Nachtschicht übernommen. Heute war der Tag! Jedenfalls hoffte sie, dass es heute war. Heute würde sie (hoffentlich) ihre Zwillingsschwester sehen! Und kennenlernen. Sie spürte wie das Kribbeln in ihrem Bauch, was sie schon die ganze Zeit hatte, stärker wurde. Je näher sie der Loreley kamen, desto größer wurde ihre Sehnsucht und ihre Vorfreude nach ihre Schwester. Und doch hatte sie trotz aller Sehnsucht und Vorfreude auch eins: Angst. Was war wenn Thea sie nicht verstehen würde? Also ihre Gebärdensprache. Was wenn sie enttäuscht von Alea war? Irgendwie. Und was war wenn Doktor Orion sie doch noch erwischte? Aber nein, sie würden ihn überraschen, in Rom in so ca. einer Woche. Bis dahin ging hoffentlich alles gut. „Morgen Schneewittchen, was machst du gerade? Du siehst aus als bräuchtest du Kekse.", fragte plötzlich jemand hinter Alea. Es war Sammy. „Guten Morgen, ich kann nicht schlafen und schaue mir deswegen den Horizont an und freue mich auf Thea. Und du? Es ist doch noch total früh!"-„Ich kann auch nicht schlafen und obwohl man dir deine Freude ansieht, kann ich auch sehen, dass du dir Sorgen machst. Also komm, Alea, erzähl dem Spaßbeauftragten, was dich bedrückt."-„Spaßbeauftragten? Seit wann das denn?"-„Seit gerade eben. Aber lenkt jetzt nicht ab."-„Ist ja gut. Ich hab ein bisschen Angst, dass Orion uns bei der Loreley findet, dass Thea meine Gebärdensprache nicht versteht, weil ich zu schlecht bin oder dass sie irgendwie enttäuscht über mich ist."-„Ach Schneewittchen! Also erstens: Orion kriegt uns nicht wir überraschen ihn doch in Rom. Zweitens: du wirst doch immer besser in Gebärdensprache, du bist doch schon so gut geworden und das in nur so kurzer Zeit! Wenn du willst können wir auch jetzt noch ein bisschen üben. Das lenkt dich auch ab. Und mich. Und drittens: wieso zu Teufel sollte die enttäuscht sein? Du bist wunderbärchen! Das weltbeste Bestschneewittchen, das man sich vorstellen kann! Und deine Zwillingsschwester wird das auch so sehen, das kann ich fühlen." Alea musste lachen. „Ok, überzeugt!"-„Jawohl, so gefällt mir das! Komm, wir gehen ins Deckhäuschen und üben mit dir noch ein bisschen Gebärdensprache." Nach zwei Stunden wurde es langsam heller. Alea und Sammy hatten die ganze Zeit Gebärdensprache geübt und ihr rauchte der Kopf. Sammy gähnte. „Ich glaube ich hau mich noch mal aufs Ohr."-„Mach das. Ben kommt auch gleich, um mich abzulösen und ich glaube, ich mache noch ein paar Kekse, die, die ich letztens gebacken habe, sind ja schon leer."-„Oh ja bitte! Die waren seeeehr lecker. Und dann sagst du bitte ganz oft ‚wunderbärchen', damit du ganz viele Urheberrechts-Kekse bezahlen musst!"-„Ich versuche es.", schmunzelte Alea, „Schlaf noch schön." Sammy verschwand unter Deck. Wenig später kam auch Ben und löste sie am Steuer ab. Auch Alea ging unter Deck, um die versprochenen Kekse zu backen. Backen entspannte sie. Vielleicht wurden es heute ein paar mehr Kekse als sonst. Auf seinem Schlafsofa sah sie Lennox sitzen. „Na, gut geschlafen?", fragte sie ihn. „Nicht wirklich. Und du?"-„Nein auch nicht."-„Hast du überhaupt geschlafen?"-„Nein, nicht wirklich." Während sie mit Lennox redete holte Alea die Zutaten heraus und fing an den Teig zu machen. „Wie das wohl sein wird? Du und Thea vereint. Ich habe Nelani versprochen sie anzurufen wenn wir da sind. Über FaceTime, damit sie irgendwie doch dabei ist, wenn ihre Töchter sich wiederfinden. Vielleicht hat sie Keblarr ja dann schon gefunden."-„Ja, das wäre schön. Und sie sieht wirklich so aus wie ich? Also wirklich exakt gleich?"-„Ja, aber sie hat eine andere Frisur als du."-„Echt? Das hast du noch gar nicht erwähnt! Was für eine Frisur?"-„Habe ich nicht? Sie hat im Gegensatz zu dir nicht lange Haare, sondern ziemlich kurze Haare. Während deine ellenlang sind Thea ihre Haare nur bis knapp übers Kinn."-„Dann können wir also doch keine Rollen tauschen.", Alea zog einen Schmollmund, was Lennox zum Lachen brachte und auch Alea musste grinsen. „Doch könnt ihr, aber dafür müsstest du dir die Haare schneiden."-„Niemals! Ich habe sie Jahre wachsen lassen, damit sie so lang sind!", sagte sie gespielt dramatisch. Das brachte Lennox nur noch mehr zum Lachen. Sie scherzten noch ein wenig so herum und Alea merkte wie sehr sie es genoss Lennox wieder bei sich zu haben und wie sehr er ihr gefehlt hatte. Lennox klopfte neben sich auf das Sofa und Alea setzte sich neben ihn. Lennox legte einen Arm um sie und sie lehnte sich an ihn. „Egal was passiert, ich werde immer bei dir sein. Ich lasse nicht zu, dass Orion uns nochmal trennt." Alea lächelte und schloss die Augen. Sie merkte plötzlich, wie müde sie eigentlich war und dass sie langsam einschlief. Geweckt wurde sie gefühlt ein paar Sekunden später von der Eieruhr, die ihr sagte, dass die Kekse fertig waren und von Sammy, der sie an der Schulter schüttelte. „Die Kekse sind fertig! Wir müssen noch unsere Lachrunde machen und danach frühstücken. Na los aufstehen. Lennox saß auf einem Sessel und machte etwas auf dem alten Bordcomputer. Wahrscheinlich schrieb er wieder Nexon, einem der verschollenen Meerkinder, die sie gefunden hatten, er war auch ein Oblivion, so wie Lennox und war praktisch schon ein neues Bandenmitglied da sie ihm, Isla, Siska, Mio, Zuzanna und Yasin so gut wie alles erzählten, was so an Bord passiert war und passierte. Jetzt schaltete Lennox den Computer aus und kam zu ihnen rüber. Alea hatte in der Zwischenzeit die Kekse herausgeholt und sie begannen mit ihrer morgendlichen Lachrunde. Als letztes lachten sie den Mast hinauf. Und sogar Ben machte mit. Nur Tess hatte sich geweigert und lieber den Tisch gedeckt. „Na Alea, fällt dir schon irgendetwas auf?", fragte Ben sie nach dem Frühstück. „Moment, hier kommt es mir bekannt vor. Heißt das etwa..?" Ben zeigte an ihr vorbei und Alea stieß einen Freudenschrei aus. Sie waren da. Zusammen mit Sammy sprang sie herum. „Na dann macht euch mal fertig, wir machen einen Ausflug!", rief Ben. Alea spürte das altbekannte Kribbeln, nur viel stärker als bisher. Heute war der Tag! Das spürte sie nun ganz genau. „Thea, ich komme!"

Alea Aquarius OneshortsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt