Karnabon

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Der Thronsaal des dunklen Herrschers war zu ihrer beiden Verwunderung lichtdurchflutet. Auf einem massiven, goldenen Thron saß Karnabon. Er war vollkommen in eine pechschwarzen Rüstung eingehüllt. Durch ein Visier konnten Firion und Jeldrik seine Augen sehen. Es waren hasserfüllte, beinahe glühende Augen. Auf einer Armlehne seines Throns lag eine Glaskugel. Auf der Glaskugel konnte man die Menschen sehen. Sie kämpften immer noch gegen Oger, doch es sah schlecht für sie aus. Hinter einer Reihe Oger, die ihre Schwerter schwangen, konnte man Oger sehen, die mit schwarzen, langen Bögen Pfeile auf die Menschen schossen. Ein Mensch nach dem anderen fiel. „Neiiiiiiin!", brüllte Firion. Karnabon legte seine eiserne Hand auf die Kugel. Augenblicklich wurde sie schwarz. Ohne ein Wort griff er neben seinen Thron und zog ein langes, riesiges Schwert hervor. Er erhob sich und wartete.
Nach einiger Zeit hielt es Jeldrik nicht mehr aus und stürzte sich auf Karnabon. Jeldrik wollte auf die Rüstung einschlagen, doch Karnabons Schwert machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Schier mühelos warf es Jeldrik zurück. In Jeldriks Schwert war eine große Scharte. Nun griff Firion an. Karnabon machte einen Schritt nach vorne und packte Firions Schwert. Firion konnte es aber selbst mit größter Mühe nicht halten. Karnabon betrachtete Firions Schwert. „Idmon", knurrte er. Das war das erste und letzte Wort, dass Karnabon in Firions und Jeldriks Anwesenheit sagen würde. Dann packte er Firion und schleuderte ihn durch den ganzen Thronsaal. Idmons Schwert brach er mit seiner rechten Hand einfach durch.
Nun griff Jeldrik wieder an. Tatsächlich konnte er einige Stöße von Karnabon parieren, doch dann zerbrach auch sein Schwert. Karnabon berührte mit seinem Schwert Jeldriks Brustpanzer, der einfach zu Staub zerfiel. „Karnabon ist zu mächtig und wir haben keine Waffen mehr", keuchte Jeldrik erschöpft. Doch Firion fiel sein Dolch ein. Er zog ihn hervor. Vielversprechend funkelte er bläulich. „Jeldrik, dein Dolch, zieh deinen Dolch! Die Schwerter können nichts ausrichten, versuche es mit deinem Dolch!" Mit letzter Kraft zogen die beiden ihre Dolche und stürzten sich auf Karnabon. Tatsächlich schienen die Dolche etwas zu bringen. Stück für Stück zerlegten sie Karnabons Schwert. Schließlich ließ er es fallen und zog ein langes Messer.
Er stürzte zu einer Seite des Thronsaals und öffnete zwei verglaste Flügeltüren. Ein Balkon. Karnabon gab ein Handzeichen und stürzte sich dann über die Brüstung. „Der ist lebensmüde", meinte Jeldril. „Glaube ich nicht", gab Firion zurück. Wie aufs Wort sah man draußen einen riesigen Drachen aufsteigen. Er war schwarz und aus seinen Nasenlöchern züngelten dunkelrote Flammen. Auf ihm drauf saß Karnabon.
Der Drache erhob sich in die Lüfte und flog davon. Firion und Jeldrol blickten ihm hinterher. Doch der Drache kam nicht weit. Firion hatte schon seit einiger Zeit angestrengt zum Horizont gestarrt. Dort waren kleine Punkte, die langsam größer wurden. Die Punkte waren - Adler! General Weitsicht und bestimmt hundert andere Adler flogen auf den Drachen zu! In ihren Klauen trugen sie Felsbrocken, die sie auf den Drachen schleuderten. Der spie seine riesigen Flammen, doch die Adler waren kleiner als er und somit wendiger. Flink wichen sie dem Feuer aus und schleuderten weiter ihre Felsbrocken. Irgendwann gab der Drache mit einer letzten Flamme nach und stürzte in die tiefen Schluchten des Tränengebirges. Karnabon brüllte ein letztes Mal auf, bevor er vom Nebel verschluckt wurde. Firion blickte zum Himmel hinauf. Schwere Gewitterwolken waren aufgezogen und nach einiger Zeit regnete es in Strömen. „Warum hat Karnabon eigentlich so ein komisches Handzeichen gegeben?", fragte Jeldrik. „Dreh dich um, Jeldrik. Dann weißt du es", gab Firion zurück.
Firion hatte sich bereits umgedreht, Jeldrik tat es ihm nach. Vor ihnen stand ein Dutzend Kämpfer. Jeder hatte eine einzigartige Rüstung und eine einzigartige Waffe. „Wir sind die Prätorianergarde von Karnabon, unserem gefallenen Herrscher", brüllte eine blecherne Stimme. Die Prätorianer stürzten sich auf Jeldrik und Firion. Ihre Waffen leuchteten rötlich, die von Firion und Jeldrik bläulich. Dank der Dolche waren bereits nach wenigen Minuten alle Prätorianer erledigt. Firion und Jeldrik gingen wieder auf den Balkon. Blitze zuckten über den Himmel. Firion blickte in das Tränengebirge. Der Nebel war verschwunden und man konnte sehen, dass im Tränengebirge eine riesige Schlacht tobte!

Die Legende von Mysantis Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt