Chapter 39 🍀

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Mit den Worten entschied sich Chan zu schweigen. Es würde nichts bringen, dass er etwas gegen die Freundschaft sagte, zumal er nicht einmal irgendwelche Argumente hervorbringen konnte, um sich erklären zu können. Außerdem wollte er nicht seinen Missmut äußern. Das wäre falsch und dumm. Jedenfalls in den Augen des Älteren. Doch mindestens genauso dumm war es, dass er Felix nichts erklärte, was seine Reaktion zu bedeuten hatte. Dass er ihn ahnungslos ließ, obwohl all das doch ziemlich eindeutig war. Und doch verletzte er Felix mit seinem Verhalten. Wieder einmal, weil er schwieg anstatt zu reden und aus seinem Fehler scheinbar nichts gelernt hatte. Jedenfalls dachte er dies. Als er aber das breite Lächeln erkennen konnte, welches ihm der Jüngere schenkte und dieser seine Hand ein wenig fester drückte, obwohl er es nicht einmal wirklich beabsichtigt hatte, schienen seine schlechten Gedanken wie weggeblasen zu sein.

"Ich mag dich so wie du bist~ Mittlerweile weiß ich, wie du auf gewisse Situationen reagierst und auch wenn du denkst, dass du was falsch gemacht hat, nehme ich es dir nicht übel. Also hab keine Angst. Ich weiß schon, dass du Minho nicht so abkannst, warum auch immer. Aber du bist mir sehr ans Herz gewachsen und da kann niemand mithalten..." Beinahe hätte Felix die Worte gesagt, die er sich schon seit einiger Zeit verkniff. Im letzten Moment hatte er sich noch retten können und somit die Stimmung gerettet. Denn wer wusste, ob Chan jemals dazu in der Lage war ansatzweise etwas erwidern zu können von den Gefühlen, die für ihn gehegt wurden? Viel lieber steckte Felix diesen Teil weg, verhinderte somit, dass ihre Freundschaft deswegen in die Brüche ging, als Chan in eine Ecke zu drängen, wo er niemals hinwollte. 

Mittlerweile war sich Felix auch nicht mehr ganz so sicher, ob seine Liebe nur einseitig war. Schließlich interpretierte er in Chans Verhalten einiges hinein, sodass es gut möglich sein konnte, dass sie sich doch näherkommen. Oder es war alles vollkommene Einbildung und konnte seinen Wunsch nicht mehr von der Realität unterscheiden. 

Letztlich fanden sie sich in Chans Auto wieder, so wie jedes Mal. Unerwarteter Weise startete der Ältere den Motor nicht, wie sonst immer, wenn sich die Beiden angeschnallt hatten. Viel eher spürte der Jüngere, wie Chan mit sich zu kämpfen hatte, er aber den Grund dafür nicht kannte. Besser gesagt, er konnte ihn nicht sehen, somit schien er ein wenig überfordert zu sein, welche Gedanken in Chan gerade vorgingen, wodurch er nun aufgebracht erschien. Ein leises Seufzen entglitt dem Älteren, sein Kopf neigte sich zu Felix, der ihn mehr als nur besorgt anschaute. Zugleich spürte dieser auch ein leichtes Kribbeln, was ihn zum Lächeln brachte und dieses wurde auch vom Älteren erwidert. Jedenfalls ein kleines Bisschen. 

"Was ist?" Chan wollte ansetzen, um etwas auf Felix' Frage zu sagen. Jegliche Worte schienen jedoch in seinem Kopf sofort zu verschwinden, sodass er seinen Mund wieder schloss. Erst dann fiel ihm ein, dass Felix ihn wahrscheinlich nicht einmal verstanden hätte, wenn er sich versuchte zu erklären. Dass die Worte, die ihm im Kopf herumschwirrten nur für ihn selbst vorgesehen waren, aber nie für Felix. Als wäre jeglicher Versuch, ein normales Gespräch mit ihm führen zu können momentan zum Scheitern verurteilt gewesen. Zum allerersten Mal sogar hasste Chan es, dass der Jüngere nichts mehr hören konnte. Er verstand es sehr gut, wieso Felix nicht taub werden wollte und doch hatte dieser irgendwann den Mut bekommen, sich diesem Gefühl zu stellen. Der Rosahaarige schien sich seinem Schicksal ergeben zu haben und zugleich hatte er sich seither kein einziges Mal beschwert, als wäre es für ihn in Ordnung gewesen, obwohl  es ihn genauso belastete, wie seine Freunde. 

Und genau das zeigte, wie stark Felix in Wirklichkeit war. Dass er sich nicht unterkriegen ließ und einfach weitermachte. Es zu mindestens versuchte. 

Dafür zweifelte aber Chan umso mehr. Er zweifelte daran, ob es richtig war, mit ihm eine Beziehung einzugehen. Schließlich würde es nicht einfacher werden und doch waren sie mittlerweile derartig zusammengeschweißt, dass sie nicht mehr ohne den jeweils anderen konnten. Ohne den Jüngeren würde Chan etwas fehlen. 

Durch die sanften Berührungen von Felix kleinen Händen, wurde der Ältere wieder aus seiner Gedankenwelt geholt und hatte nicht einmal mitbekommen, wie er weinte und die Tränen vom Rosahaarigen weggestrichen wurden. Lediglich ein viel zu lautes Japsen nach Luft erinnerte ihn daran, dass er hier gerade Tränen vergoss. Das erste Mal, dass er vor Felix geweint hatte und dann auch noch wegen so etwas banalem, dass er an ihrer Beziehung zweifelte. Vielleicht lag es auch an den Sticheleien von Jeongin, dass er skeptischer wurde und sich hinterfragte, ob er den jüngeren Australier wirklich gut tat oder ihm viel eher schadete.

Als nächstes fand Chan sich in einer Umarmung wieder, spürte wie die Nähe zum Jüngeren half, um sich beruhigen zu können. Seine Schluchzer wurden weniger, sowie seine quälenden Gedanken. Für einen Moment schien alles so wie immer und er hatte die Kraft das zu sagen, was er ihm eben schon sagen wollte.

"Ich glaube, ich hab mich in dich verliebt." 

Nur leider konnte Felix nach wie vor nichts hören und hatte somit von diesem Liebesgeständnis rein gar nichts mitbekommen. Als hätte Chan die Worte niemals ausgesprochen.

𝗬𝗼𝘂 𝗡𝗲𝘃𝗲𝗿 𝗞𝗻𝗼𝘄 ✧ CHANLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt