Just Friends!

Kapitel 1 Josy

"Ok Josy, partielle Integration ist vielleicht auf den ersten Blick kompliziert, aber eigentlich gar nicht so schwer", Nils hatte eine Funktion aus dem Mathebuch abgeschrieben, um mir zu erklären, wie man Produkte integrierte. Ihr versteht nur Bahnhof? Gut ich nämlich auch. Zumindest dabei, wie das funktionieren soll. Anscheinend war der Mathe LK doch nicht die beste Idee. Meine erste Arbeit war mit 8 Punkten (eine glatte 3) zwar noch ganz passabel gewesen, aber vor der nächsten graute es mir echt. Deswegen hatte ich auch Nils um ein bisschen Nachhilfe gebeten, da er in Mathe ein Ass war und den Kram für seine bald anstehenden Abiprüfungen eh wiederholen musste.

Ich stützte den Kopf auf meine Hände. Mann, war das kompliziert!

"Hey komm, konzentrier dich, das ist ganz einfach!", sagte Nils streng.

"Haha", machte ich mürrisch. "Du hast gut reden! Für dich ist alles einfach! Und zwar nicht nur Mathe!"

Und anstatt mir zu widersprechen und ach Quatsch oder so zu sagen, lächelte er nur selbstgefällig und zog die Augenbrauen hoch. Scheiß Angeber. Ich boxte ihm mit gespielter Empörung gegen den Bauch, der aufgrund der Härte sicherlich ein Sixpack war. Mann dieser Typ war echt wie ein heißer Macho aus einem amerikanischen Teenie-Film. Fast schon gruselig. Er hatte blonde Haare, ein kantiges Gesicht, breite Schultern und nicht zu vergessen sein Sixpack und die muskulösen Oberarme. Sein einziges Makel war, dass er nicht besonders groß war. Also nicht über 1,80 sondern eher so um die 1,72 vielleicht. Obwohl das für ihn als leidenschaftlicher Turner sicher kein Makel war, da Turner ja bekanntlich immer sehr klein waren. Daher hatte er auch sein Sixpack und er hatte mir auch schon das ein oder andere Kunststück wie zum Beispiel einen Backflip vorgeführt.

"Du sollst nicht meine Perfektheit bestaunen, sondern dich auf Mathe konzentrieren!", wies er mich zurecht. Oh shit! War das so offensichtlich gewesen? Manchmal erwischte ich mich selbst dabei, wie ich ihn anstarrte, dabei hegte ich wirklich keinerlei romantischen Gefühle für ihn.

"Träum weiter! Ich hab nur grade überlegt, was ich alles noch an Hausaufgaben machen muss!", log ich gezwungenermaßen.

"Während du mich angestarrt hast?"

"Ich hab mich festgeguckt!"

"Na klar!", selbstgefällig grinsend wandte er sich wieder der Matheaufgabe zu.

"Also, hast du's jetzt kapiert?", fragte er mich, nachdem er fertig war mit seiner Erklärung. Bevor ich verzweifelt den Kopf schütteln konnte, vibrierte mein Handy und ich war froh ihm nicht antworten zu müssen und es aus der Hosentasche zu ziehen.

Das Display meines iPhones zeigte mir eine Nachricht von Noah an. Ein elektrischer Stromstoß fuhr durch mich hindurch, als hätte mich jemand bei etwas Verbotenem ertappt und in meinem Bauch begann es augenblicklich zu kribbeln. Noah war seit neustem mein Schwarm und endlich mal jemand bei dem ich mir mehr erhoffen konnte als eine imaginäre Traumbeziehung, da wir uns schon ein paar Mal geschrieben hatten. Herzklopfend öffnete ich die Nachricht und achtete nicht auf Nils, der neben mir genervt seufzte.

"Hey wie geht's? :* ", stand da zwar nur geschrieben, aber hey allein der Kuss-Smiley ließ doch schon auf Interesse schließen. Die meisten Jungs mit denen ich sonst ab und zu per Whatsapp kommunizierte benutzten keine Emojis und schon gar keine Herzchen oder so.

"Soweit ganz gut und dir? :D" tippte ich also in das Eingabefeld, jedoch kam ich nicht dazu auf Senden zu klicken, da Nils mir das Handy aus der Hand nahm.

"Hey!", ich schaute ihn empört an.

"Wir lernen jetzt Mathe und tauschen uns nicht in der Mädchenklatschgruppe über Shawn Mendes aus!"