Past...

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Nach dem entspannenden Bad, zog ich mir bequeme Kleidung an und betrachtete mich im Spiegel. Viele Narben zierten meinen Körper. Ein Teil von ihnen hat mir mein Vater zugefügt, andere... ich wollte eigentlich gar nicht daran denken. Ab meinem vierten Lebensjahr, ging mein Leben eher Bergab. Ich drehte mich um und verließ mein Zimmer. Vor meiner Tür blieb ich eine Weile stehen. Ich wusste nicht so recht was ich machen sollte. Es war Stockdunckel draußen und doch hatte ich nicht das Bedürfnis schlafen zu wollen. Ich stieß mich von der Tür ab und lief die große Treppe runter. Eine Frau, ich würde sie um die 40 schätzen, saß am Treppenende und putze diese. Ihr genervter Gesichtsausdruck verriet mir, dass sie auf putzen jetzt überhaupt keine Lust hatte. Sie schaute auf, als ich die letzen Stufen genommen hatte. „Guten Morgen Miss. Ich denke sie haben dieses Chaos hier erschaffen?", zickte sie mich, mit einer piepsigen Stimme an. Verwirrt schaute ich zurück. Hatte sie mich gerade Miss genannt? Warte, sie hatte Morgen gesagt? War es schon so früh? „Stumm ist sie also auch noch. Na da hat sich der Heer ja wieder ein tolles Spielze..." „Es reicht Linda!", wurde die Zicke von Dennis unterbrochen. Er sah wütend aus. „Das ist sauber genug. Du kannst wieder gehen. Vielleicht solltest du nachts mal schlafen und nicht immer lesen, dann wärst du auch nicht immer so angepisst, wenn ich dich wecke. Du wusstest das ich nie schlafe, also hör auf Lia dafür verantwortlich zu machen, wenn du deiner Arbeit nachgehen sollst." Dennis drehte sich um und lief ins Zimmer zurück, aus dem er zuvor gekommen war. Schnell lief ich ihm nach und flüsterte im vorbei gehen noch ein „Danke." zu Linda, welche dies mit einem schnauben kommentierte.

Das Zimmer was ich betrat, entpuppte sich als Wohnzimmer. Ein Kamin zierte die große Wand. In ihm loderte ein Feuer. Dennis saß auf der Eckcouch und schaute in die lodernden Flammen. Über dem Kamin entdeckte ich ein Bild. Auf diesem war Dennis zusehen. Neben ihm standen zwei andere Männer in seinem Alter. „Möchtest du weiter in der Tür stehen, oder rein kommen?", riss mich Dennis Stimme aus meinen Gedanken. Er hatte während dem reden nicht aufgeschaut und seine Augen starrten immer noch, ins flackernde gelb rot, des Feuers. Ich lief auf den Sessel zu, der neben dem Kamin stand und lies mich hinein plumpsen. Dennis würdigte mich keines Blickes, während ich ihn durchgehend musterte. „Die Jungs auf dem Bild. Das sind meine Brüder. Der eine kam vor 475 Jahren, bei einem Großbrand ums Leben. Mit dem Anderen habe ich mich zerstritten, weil wir anderer Ansichten waren. Ich habe ihn seit ungefähr 200 Jahren nicht mehr gesehen und ich weiß auch nicht wo er sich momentan rumtreibt", Dennis schaute bei diesen ganzen Worten nicht einmal in meiner Richtung, „Ich bin dafür verantwortlich, was er heute ist. Was wir beide heute sind. Er ist mein kleiner Bruder. Ich habe einfach nach all den Jahren immer noch das Gefühl auf ihn aufpassen zu müssen. Dabei sind wir nur 5 Jahre auseinander." Ein tiefes Lachen entfuhr Dennis. Er schien in Erinnerungen zu schwelgen. „Ich hab auch eine Schwester. So was in der Art, zu mindestens", warf ich schließlich ein. Der Schwarzhaarige schaute auf. „Eigentlich war sie meine beste Freundin, aber wir haben uns immer als Geschwister bezeichnet. Sie war ein Jahr jünger als ich, aber wir waren uns so ähnlich wie ein Ei dem anderen. Sie hatte zwar rote Haare und braune Augen und sah mir sonst auch überhaupt nicht ähnlich, aber wir konnten die Gedanken des anderen immer aussprechen. Es war, als ob wir immer das Gleiche denken würden. Sie war alles für mich. Die 9 Monate die wir zusammen hatten waren die schönsten meines Lebens. Sie wurde allerdings vor einem Jahr versteigert. 11 000 € war sie für den Kerl wert, und für mich war sie unbezahlbar. Wir hatten noch ein paar Wochen Briefkontakt, doch irgendwann antwortete sie auf keinen meiner Briefe mehr. Einen Monat später belauschte ich ein Gespräch von dem Auktionator und einem Kunden. Der Auktionator sagte so etwas wie, es tut ihm leid das sein letzter kauf verstorben war und das er bei der nächsten Auktion ja einen neuen kaufen könnte. Ich erkannte den Kerl erst einen Moment später. Alina hatte mir mal ein Bild von ihm geschickt. Ich traute mich, ihn anzusprechen und fragte ihn wer den sein letzter kauf war. Daraufhin zeigte er mir ein Bild, mit ihm und Alina darauf. In dem Moment realisierte ich das mein zweites ich gestorben war. Ich hatte eine Woche nicht gegessen und seit dem lasse ich eigentlich niemanden an mich ran. Hatte ich mir zu mindestens vorgenommen." Zum Ende hin wurde ich immer leiser. Mittlerweile starrte Dennis mich an und ich auf den Boden. Ich hatte nicht die Kraft ihm jetzt in die Augen zu schauen. „Danke", flüsterte Dennis in einem beruhigenden Thon. „Danke, dass du mir das gesagt hast."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 17, 2023 ⏰

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