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"Hast du deine 7 Sachen beisammen?" fragte meine Mutter als sie schon vor der Türe wartete. Ich nickte und lief nach unten. Natürlich konnte Joe nicht damit aufhören, mich mit diesem widerlichen Blick anzuschauen. "Du bist so herzlos." sagte er. "Wir verlassen die Stadt und du verabschiedest dich nicht einmal bei Dad." er schüttelte den Kopf. Wieso sollte ich mich auch verabschieden? Er war gestorben als ich fünf war und das war die Zeit, wo mich meine Eltern von Pflegefamilie zu Pflegefamilie schubsten, weil sie mich sich selbst beschäftigt waren. Ich konnte mich jedoch nur noch verschwommen daran erinnern. Da Joe zwei Jahre älter war als ich, ein besseres Verhältnis zu ihm hatte, sein Liebling war. Doch wieso sollte ich eine Person mögen die mich sowieso abtreiben lassen wollte und meiner Mutter zig tausendmal fremd gegangen war, nur weil sie nicht alles mit ihm tat, was er sich in den Kopf gesetzt hatte. "Wieso sollte ich?" fragte ich leise als ich aus dem Fenster sah und die dicken Regentropfen beobachtete. "Er war unser Dad." sagte Joe und drehte sich zu mir. Ich sagte einfach nichts mehr. Da ich sowieso niemanden hatte, der mich an Newquay festhielt, war es eher eine Erleichterung, endlich von dort wegzukommen. Ich hatte keine echten Freunde, nur halbe Psychopathen die mich ausnutzen. Mein Kopf redete sich ein, dass sich das nicht ändern würde, ich würde einfach die Katharina bleiben, die keiner brauchte, die ihre Pausen in der Bibliothek verbrauchte, und von Sachen redete, über die niemand sonst sprach. Ja, ich nahm einfach kein Blatt vor dem Mund. "Kath?" Joe fuchtelte wild mit seinen Händen herum. Verdattert sah ich zu ihm. "Ja?" "Unsere Vereinbarung steht immer noch oder?" Genau, unsere Vereinbarung, welche wir vor zwei Jahren getroffen hatten. Ich durfte mich in keinen seiner Freunde verlieben und er sich in keine meiner Freundinnen. Wir hatten diese getroffen, da ich mich Hals über Kopf in Holden seinen besten Freund verliebt hatte und ihn anhimmelte bis zum geht nicht mehr. Ich sah ihn an und nickte leicht. Die restliche Fahrt verging eigentlich ohne weitere Gespräche.

Ich wurde wach gerüttelt. Schnell sah ich auf. "Aufwachen, wir sind da Schätzchen" Mom grinste mich an und schnallte mich schon mal ab. Vorsichtig machte ich die Türe unseres Autos auf und sah mir das Haus an. Es war etwas kleiner als das alte. Kein Meerrauschen mehr, nichts was mich an früher erinnern konnte. Fazit ich liebte es. Joe rannte hinein und ich hetzte ihm hinterher. "Ich will das Zimmer!" er lief in ein Zimmer im oberen Stock, dort befanden sich nur zwei Räume und ein Bad. "Ich will das neben dir." sagte ich und ging langsam die Treppen nach oben. Es war etwas größer als das andre, hatte zwei Fenster und man konnte zu den Nachbarn schauen.

Nach wenigen Minuten war das Umzugsinstitut, welches uns hinterher gefahren war ebenfalls angekommen und wir konnten damit beginnen, die alten Möbel in das neue Haus zu schaffen. Mein Zimmer nahm Form an. Es benötigte eigentlich nur noch Dekoration, Vorhänge und Farbe. Dieses Zeug würden wir aber Morgen nach der Schule besorgen. Ich lag mich in mein Bett und sah aus dem Fenster. Es dauerte jedoch nicht lange und ich war eingeschlafen.

Es klingelte. "Katharina! Komm runter, unsere Nachbarn sind hier." Ich wurde wach und schleppte mich nach unten. Mein Bruder hatte sich nach kurzer Zeit schon mit dem Nachbarsjungen angefreundet und sie fanden heraus, dass sie in die gleiche Klassen gehen würden. Nachdem ich mich zwanzig Minuten unten blicken ließ, ging ich wieder nach oben in mein Zimmer.

Kurz darauf klopfte es an meiner Türe. "Joe? Geh einfach, ich vergesse unsere Abmachung schon nicht, so hübsch ist der nicht." sagte ich und schüttelte meinen Kopf. Die Türe wurde jedoch einen Spalt aufgemacht und der Nachbarsjunge sah herein. "Welche Abmachung und wer ist nicht so hübsch?" fragte er als er grinsend den Raum betrat. "Du." sagte ich unverblümt. Er machte kurz große Augen. "Ich wollte mich nur auch schnell begrüßen und dir sagen, dass wir Zimmer Nachbarn sind." er grinste immer noch und ließ sich zu mir auf das Bett fallen. "Okay." sagte ich nickend. "Ich bin Oli." "Kathy. Muss ich mir Blickdichte Vorhänge kaufen?" fragte ich und sah ihn kurz an. Seine Tattoos waren atemberaubend Lächelnd schüttelte er seinen Kopf. "Nich nötig, wenn ich mir auch keine Kaufen muss, so wie du mich jetzt schon anstarrst." "Ich starre nicht, ich betrachte." sagte ich und spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. "Achso, was denn?" "Deine Tattoos." sagte ich schulterzuckend. "Gefalln sie dir?"fragte er während er auf die Decke starrte. Ich nickte. "Naja, ich muss dann mal. Übrigens, du bist schon hübsch." sagte er als er aufstand. Verlegen spielte ich mit meinen schwarzen Haaren, die mir bis zu den Rippen reichten. "Danke." sagte ich leise und sah in seine grünbraunen Augen. Er nickte und verließ das Zimmer.

Ich wurde mitten in der Nacht wach. Meine Lungen sehnten sich nach ihrem Gift. Leise schlich ich zum Fenster und zündete mir eine Zigarette an. Plötzlich wurde Olis Fenster geöffnet und er blickte heraus. "Kätzchen." Er grinste. "Spanner." sagte ich und schüttelte grinsend den Kopf. "Hör auf damit, rauchen ist nicht gut für Katzen." murmelte er und zündete sich selbst eine an. "Wer hat dir eigentlich erlaubt mich Kätzchen zu nennen?" Er sah aus als ob er überlegen würde um dann schlicht und einfach "Ich glaube ich selbst." zu sagen und mich blöd anzugrinsen. Ich nickte und blies den Rauch in die kalte Nacht "Willst du rüber kommen?" fragte er plötzlich. Sollte ich? Ich meine ich, als der Anti sozialste Mensch des Vereinigten Königreiches. "Ja, gerne." Er lächelte. "Warte ich helf' dir rüber" kaum hatte er diese Worte ausgesprochen hob er mich schon förmlich aus meinem Fenster in sein Zimmer. Er sah an mir herunter und grinste dreckig. "Wenn du immer so schläfst, dann brauchst du eindeutig blickdichte Vorhänge." Ich hatte mir nur ein übergroßes Hemd meines Bruders angezogen, welches mir nur bis knapp unter den Hintern reichte. "Und wenn du nicht aufhörst mich anzustarren, kaufe ich mir ein Vorhängeschloss gleich dazu." sagte ich, packte seinen Polster und warf ihn in sein Gesicht. "Hey das war unfair." grinste er und kam auf mich zu. Er haute mir einmal auf den Arsch. Dafür bekam er eine saftige Ohrfeige. "Mach das nie mehr wieder." sagte ich und zeigte drohend auf ihn. "UUnd wenn ich es doch nochmal mache? Dein Arsch ist end geil." als er das ausgesprochen hatte, hatte er sich auf sein Bett fallen lassen, mich über seine Beine gelegt und noch einmal darauf geschlagen. "Du Neandertaler!" rief ich als er plötzlich große Augen bekam und mich wieder neben sich setzte. "Was sollte das?!" sagte ich nochmal. "Pssssst. Meine Eltern." er hielt mir den Mund zu. Ich versuchte mich frei zu zappeln, doch es gelang mir nicht vorsichtig leckte ich über seine Hand. Er sah mich an und grinste. "Mit deiner Zunge wüsste ich schon was anzufangen, wenn du gerne über dinge leckst." Ich warf ihm einen bösen Blick zu und er war leise. "Okay, okay, war ja nur ein Witz" er lächelte. Schritte. Draußen im Flur ging das Licht an. "Oliver Schatz, ist alles in Ordnung?" Vermutlich seine Mom. "Ja, ich übe nur die höheren ... Oktaven." sagte er mit einer hohen, piepsigen Stimme. "Du. Neh An Der Tah Ler. Hörst du wie hoch ich schon komme?" "Ja, ist gut Schatz, bitte schlaf jetzt, du musst morgen in die Schule." Er stieß einen erleichterten Seufzer aus. Ich konnte mir ein Lachen nur schwer verkneifen. Vorsichtig nahm er nun seine Hand wieder von meinem Mund und saß sich wieder einige Zentimeter weiter weg, da wir vorhin aneinandergeklebt waren wie die Schalen einer Muschel. "Höhere Oktaven also?" fragte ich mit einem fiesen Grinsen. "Ja, ich hab eine Band." Er lächelte. "Fernsehn?" ich nickte und er zog mich zu sich in sein Bett.

Ein lautes piepsen hatte mich geweckt. Ich schreckte auf. "Shit. Ich muss in mein Zimmer." Schnell sprang ich aus dem Bett. "Hmmm? Waaas?" Oli sah mich verschlafen an. "Fuck." auch er sprang nun auf und half mir in Zimmer, welches arschkalt war. "Bis gleich." er zwinkerte mir zu. "Hä?" "Willst du etwa mit dem Bus fahren?" nun sah er mich mit großen Augen an. Ich schüttelte den Kopf. "Na also, ich hol dich in einer Stunde ab." grinsend Schloss er das Fenster.

Zum Glück war ich wieder in meinem Zimmer denn Mom riss schon die Türe auf und sah mich entsetzt an, als sie sah, dass ich schon wach war. "Konntest du nicht schlafen?" fragte sie mich besorgt. "Doch, sehr gut sogar." Ich grinste. "Ich war nur zu nervös und wurde leider zu früh munter." antwortete ich und ging zu meinem Schrank. Ich suchte mir einen mir viel zu großen grauen Pullover, eine schwarze Leggins und graue Stulpen heraus und schlich an meiner Mom vorbei ins Bad. Ich zog mich um, bürstete meine schwarzen Haare und tuschte meine blau-grünen Augen. Unten angekommen saß Joe schon am Tisch und biss in sein Brot. "Fährst du mit dem Bus oder muss ich deine Anwesenheit in meinem Auto ertragen?" fragte er genervt als er sah, dass ich ihn beobachtete. "Keines von beidem." antwortete ich schlicht. "Achso, willst du also deinen fetten Arsch Trainieren und zu Fuß die Schule erreichen?" fragte er nun und hob eine Augenbraue. "Erstens bin ich nicht Fett, ich wiege nicht mal die Hälfte von dir und zweitens nimmt Oli mich mit." Er hörte einen kurzen Moment auf zu kauen und funkelte mich böse an. "Du kennst unsere Abmachung" "Zum dritten mal, ja." "Gut." er stand auf, holte seine Schlüssel und verließ mit einem lauten Schnall das Haus.

Go To Hell For Heavens Sake - Oliver SykesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt