Einsamkeit im Herbst

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Es ist kurz vor der eigentlich kältesten Jahreszeit. In anderen Jahren würde man jetzt mit Freunden spazieren gehen zwischen all den bunten Blättern, das Rauschen der Bäume genießen und beobachten, wie immer weniger Vögel noch hier im Kalten sind.
Rote, tropfende Nasen, glühende Wangen und bibbernde Menschen in Schal gehüllt, mit Handschuhen und dicker Jacke eingepackt erkennt man kaum noch ein Gesicht. Doch nun?
Man soll eine Mund-Nase-Maske tragen, möglichst den Kontakt zu Mitmenschen die nicht dem gleichen Haushalt angehören und selbst bei denen sollte man Abstand halten. Die Natur genießen ist irgendwie abhanden gekommen, die Magie des Herbstes sowie des Winters geht verloren, man vereinsamt und fühlt sich verloren.
Es heißt immer, man soll sich und vor allem andere schützen durch die Kontaktminderung, aber was ist, wenn es einem und anderen mehr schadet als hilft, dass man den Kontakt so sehr einschränkt. Wenn man daran fast kaputt geht und sich in der Ruhe um sich herum verliert und nicht mehr zurück findet? Was ist dann? Was soll man dann machen?

Soll man sich an die Regeln halten oder die Regeln brechen?
Soll man seine Gesundheit riskieren oder leiden?
Was soll man machen außer zu verzweifeln?
Was soll man machen außer sich selbst zu Grunde zu richten weil man ein guter Bürger sein und niemandes Gesundheit riskieren will?
Kein Politiker denkt daran, keiner spricht es an.

Niemand will die Wahrheit sehen, niemand die Gefahr der Einsamkeit.
Niemand will die Gewalt sehen. Gewalt gegen sich, gegen andere, gegen Tiere, gegen Sachen. Gewalt in jeder Form und Farbe die man sich denken und nicht mal vorstellen kann sowie will.
Psychische Gewalt, körperliche, emotionale. Niemand weiß, wem es zustoßen wird. Niemand weiß, wann es soweit Kommt. Niemand weiß, wer stark genug ist. Niemand ahnt, wer dahintersteckt.
Was soll man nur tun im Herbst und Winter?
Wenn die Kälte bis in das innersten kriecht? Wenn keine Wärme etwas hilft, da die Kälte von innen alles vereinnahmt und nichts der Wärme mehr übrig lässt. Was soll man da machen, wenn niemand einem eine Umarmung schenkt? Wenn niemand einen liebevoll übers Haar streicht und sagt: 》Das wird schon. Du bist nicht alleine, ich bin doch für dich da.《

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