Wunden

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Nach einem wirren Traum schlug ich plötzlich die Augen auf und sah direkt in die Sonne. Das grelle Licht schmerzte so sehr, dass ich zusammen zuckte und sie wieder schloss. Doch gegen das Brennen und Ziehen in meinem Oberkörper war dies noch gar nichts.

Nach dem ersten Schock versuchte ich mein von Panik ergriffenes Herz zu beruhigen und atmete vorsichtig tief ein. Dabei muss ich wohl mein Gesicht verzogen haben, so sehr tat es mir weh. Dennoch fuhr ich weiter.

Dann erinnerte ich mich wieder, was passiert war.

Und da wurde mir erst klar, in welcher Gefahr ich nun schwebte. Wie dumm ich gewesen war und welche Konsequenzen dies nun für mich hatte. Dann, einmal gemacht, beherrschte ein einziger Gedanke meinen Kopf: Sie wussten, was ich war.

Ich wagte nicht, mich auch nur ein winziges bisschen zu bewegen, solche Angst hatte ich vor dem reissenden Gefühl. Andererseits wäre ich am Liebsten gleich aufgestanden und davon gerannt. Aber was für einen Sinn würde es machen? Ich würde in meinem Zustand keine Meile weit kommen. Geschweige dann mit einer Truppe furchtloser Krieger auf den Fersen.

Entschlossen öffnete ich meine Augen vorsichtig. Sie gewöhnten sich schneller als gedacht an die pralle Sonne. Instinktiv legte ich eine Hand auf meinen Bauch und zischte des aufflammenden Schmerzes wegen leise. Gleich darauf stützte ich mich auf einen Ellenbogen um seitlich auf meinen Oberkörper hinab sehen zu können. Dabei erhaschte ich einen Blick auf das leere Lager um mich herum.

Meine Wunde lenkte mich vorerst vom Grübeln ab, wo die anderen Krieger wohl stecken konnten. Jemand hatte den Riss in meiner Haut mit reichlich Salbe aus irgendetwas voll gestrichen. Deshalb verkniff ich mir, sie erneut zu berühren.

Eine lästige Fliege landete auf meiner Wange, so dass ich mich gezwungen fühlte, meinen Arm zu heben und das lästige Insekt zu verscheuchen. Vorsichtig bewegte ich meine Finger, wodurch ich die Sehnen in den Oberarmen spüren konnte. Sie waren vom gestrigen Kampfe erschöpft, und ein schrecklicher Muskelkater machte sich bemerkbar. Auch den Unterarm zu heben verursachte keine weiteren Schmerzen.

Also überwand ich mich, meinen ganzen Arm zu heben, wodurch ich meine Schulter leicht nach hinten drücken musste. Ein schmerzerregendes Reissen unter meiner Brust setzte plötzlich ein. Der Schock der dabei auftretenden Schmerzen raubte mir allen Mut, und so liess ich meinen Arm wieder sinken und glitt zurück auf meinen Rücken.

Glücklicherweise hatte sich die Fliege durch das Zusammenbeissen meiner Zähne entfernt. Nun da ich wusste, dass ich mich wohl oder übel kaum bewegen konnte, drehte ich meinen Kopf in alle möglichen Seiten, um das Lager zu begutachten. Ich lag nahe einem schwachen Feuer, wessen Hitze meinem fast nackten Oberkörper erwärmte. Erst jetzt bemerkte ich den dünnen Schweissfilm auf meiner Haut. Es war nicht warm, es war heiss.

Drei Pferde standen angebunden hinter ausgebreiteten Decken. Die Nachtlager der Krieger. Dem Sonnenstand nach musste es Mittagszeit sein. Wo konnten sich die Männer also befinden?

Als ich meinen Kopf schliesslich noch in die letzte Richtung, nach rechts, drehte, erschrak ich. Orféfs sass etwas von mir entfernt auf einem Stück Holz und musterte mich. Als er bemerkte, dass ich ihn ansah, lächelte er mir mitleidig zu. Ich wollte weder sein Mitleid noch war mir die Musterung geheuer. Und keinesfalls wollte ich ein Lächeln seinerseits.

„Wie fühlst du dich?”, fragte er leise aber bestimmt.

Da ich nicht mit den Achseln zucken konnte, antwortete ich gepresst:

„Gut.”

Das Reden bereitete mir zwar keine direkten Schmerzen, aber dennoch konnte ich nicht anders sprechen. Irgendetwas in mir schien dafür noch nicht heil genug zu sein. Orféfs hob die Augenbrauen im Wissen, dass ich ihn anlog, obwohl meine Antwort weder eine Lüge noch die ganze Wahrheit war. Ich fühlte mich nicht schlecht, noch nicht. Aber ich hatte Angst, mich zu bewegen, wobei sicherlich erhebliche Schmerzen zu empfinden gewesen wären.

Die letzte KriegerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt