7. Kapitel : Die „Wahrheit" tut weh

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Seonghwa und Miga schreiben jetzt schon seit über 2 Monaten. Mindestens einmal in der Woche haben sie sich in dem kleinen Café getroffen. Mittlerweile sind sie wahre Freunde geworden. Immer, wenn er ihr schreibt, fängt sie anzulächeln. Gerade ist sie in der Universität.

„Nein! Das kannst du nicht! Du bist schlecht für sie!", sagt die Mutter laut. „Du hast mich mit 5 Jahren weggegeben! Und das nur, weil ich kein Mädchen geworden bin. Das hat mir Papa erklärt! Ich kann mich nicht mal an ihren Namen erinnern! Die Zeit im Kinderheim war die schmerzvollste in meinem ganzen Leben! Ich möchte jetzt endlich meine kleine Schwester kennenlernen! Sie muss jetzt 20 Jahre alt sein! Das einzige, was ich habe ist, ein Foto auf dem sie 15 Jahre ist. Sie ist alt genug um selbst zu entscheiden, wen sie treffen möchte und wen nicht! Ich will keinen Kontakt zu dir aber zu ihr! Das ist mein Recht dazu! Wenn du es mir nicht erlaubst, werde ich sie so lange suchen bis ich sie gefunden habe!", ertönt es aus dem Handy der Mutter. „Du hältst dich fern von ihr! Du und dein wertloser Vater. Ihr seid schlecht für sie!", antwortet die Mutter sauer. „Nicht mal Papa hat noch Kontakt zu ihr! Und all das nur, weil du-" Die Mutter legt auf und macht ihr Handy aus.

„Hallo Mama!", sagt Miga als sie die Türe hereinkommt. „Du bist ja schon wieder da!", sagt die Mutter erstaunt. „Ja, ich habe jetzt Semesterferien. Hast du meinen Koffer gesehen?", fragt Miga und schaut sich in der Wohnung um. „Du willst weg? Weg von mir? Du darfst nicht weg! Nein du musst hier bleiben!", sagt die Mutter nervös und stellt sich vor den einbauten Wandschrank. „Seonghwa hat mich zu sich eingeladen. Ich bleibe bei ihm für ein paar Tage.", sagt Miga lächelnd. „Das wäre nicht so eine gute Idee.", antwortet die Mutter nervös. „Ja Mama ich weiß. Wir kennen uns erst 2 Monate, aber ich liebe ihn. So können wir uns näher kommen.", erklärt Miga lächelnd. Die Mutter geht vom Schrank weg und stellt sich ans Fenster. Miga holt ihren Koffer aus dem oberen Schrank. Sie muss sich auf die Zehenspitzen stellen, um an den Koffer zu kommen.

„Du hattest einen Bruder.", sagt die Mutter. Miga lässt den Koffer fallen. „Bitte?", fragt Miga geschockt. Die Mutter fängt an zu weinen. „Er ist mit 5 Jahren an einem Autounfall gestorben!", antwortet die Mutter. Miga kommt zu ihr und umarmt sie sofort. „Wieso hast du mir nie von ihm erzählt?", fragt Miga perplex. „Ich konnte nie darüber reden. Auch heute noch fällt es mir schwer.", sagt die Mutter und wischt sich die Tränen aus dem Gesicht. „Wie hieß er? Wie war er so? Wie sah er aus? Kannte er mich? Wo ist sein Grab?", fragt Miga neugierig. „Bitte, nicht so viele Fragen auf einmal. Es tut weh über ihn zu Reden.", antwortet die Mutter traurig. „Kann ich mir vorstellen Mama, aber ich bin so neugierig. Ich hatte gedacht, dass ich Einzelkind bin und jetzt nach 20 Jahren habe ich erfahren, dass ich einen Bruder hatte.", antwortet Miga gespannt. „Sein Name war Min.... Minho, er ist ca. ein Jahr vor dir geboren. Er ist ein totaler Sonnenschein gewesen. Immer wieder stand er vor dem Spiegel und hat getanzt. So ein guter Tänzer! Und gesungen hat er auch so gerne! Er war so wundervoll!", schwärmt die Mutter. „Hast du noch ein Bild von ihm?", fragt Miga neugierig. Die Mutter steht auf und sucht einen Karton. Dabei steht Miga auf und bringt ihren Koffer in ihr Zimmer. Sie packt einige Sachen in ihren Koffer.

Nach 15 Minuten klopft sie an Migas Zimmer und betritt dieses. Miga dreht sich zu ihr um. Sie übergibt ihr ein Bild, auf dem 2 Kinder zu sehen sind. Es sind Minho und Miga, welche lachend in die Kamera schauen. Minho ist auf dem Bild ca. 4 Jahre und Miga 2. Die Sonne scheint. Im Hintergrund sieht man sehr hohe Bäume. Miga hat Tränen in den Augen, als sie dieses Bild sieht. „Er sieht so süß aus.", sagt sie und schaut sich dieses Bild weiter an. „Darf ich es behalten?", fragt sie hoffend. „Bitte pass darauf auf. Das ist mein einziges.", antwortet die Mutter vorsichtig. Miga nickt und legt es auf ihren Nachttisch. „Wo sind die anderen?", fragt sich Miga und schaut ihre Mutter an. „Ähem, beim Umzug abhandengekommen. Ja, ich bin auch total traurig darüber.", erklärt die Mutter. „Wieso kann ich mich nicht mehr an ihn erinnern?", fragt Miga verwundert. „Du warst selbst erst 4 Jahre alt und hast den Tod noch nicht begriffen. Und irgendwann hast du ihn dann vergessen.", erklärt die Mutter. „Vergessen?! Ich würde niemals meinen eigenen Bruder vergessen!", antwortet Miga geschockt und schaut ihre Mutter an. „Du warst noch klein Schatz.", antwortet sie. Verwirrt nimmt sie ein T-Shirt und packt es in den Koffer. „Wie ist er gestorben?", fragt Miga vorsichtig. „Habe ich dir doch schon gesagt. Bei einem Autounfall.", sagt sie und dreht sich weg. „Er ist ja schlecht alleine gefahren.", sagt Miga ironisch. „Er war mit deiner Tante Kim in Japan unterwegs. Der Weg war eisig. Sie verlor den halt und raste mit 120 km/h einen Hügel hinunter.", erklärt sie. Miga fängt an zu weinen. „Das ist ja schrecklich.", antwortet sie weinend. Die Mutter umarmt sie. „Scchh... Ist gut.", sagt sie und streichelt ihren Hinterkopf. Miga versucht sich zu beruhigen. „Jetzt weißt du wieso ich nicht möchte, dass du fährst.", lenkt die Mutter ab und schaut sie an. „Mama, ich kann nicht mein ganzes Leben in meinem Zimmer bleiben. Jae ist eine gute Fahrerin. Mir wird nichts passieren. Alle 20 Minuten werde ich mich bei dir melden bis ich da bin!", sagt Miga und wischt sich die Tränen weg. Die Mutter lässt sie schweren Herzens los. „Ungern aber na gut. Bitte pass auf Prinzessin.", antwortet sie besorgt. Miga nickt und packt ihren Koffer zu Ende.

„Hast du alles?", fragt die Mutter nervös als Miga ihr Zimmer verlässt. „Ja habe ich!", antwortet sie lächelnd. „Zahnbürste?" Miga nickt. „Genug Klamotten?" Miga nickt. „Deine Masken?" Miga nickt. „Kondome?" „Mama!", sagt Miga lachend. „Immer schön aufpassen! Nicht das ich jetzt schon Oma werde!", sagt die Mutter besorgt lachend. Lachend geht Miga zur Türe. Wir sehen uns dann in ein paar Tagen!", ruft Miga von der Türe aus. „Pass auf dich auf!", ruft die Mutter. „Mache ich. Tschüss!", antwortet Miga und verlässt das Haus und geht.

Sie packt ihren Koffer in den Kofferraum von Jae. „Bereit?", fragt Jae lächelnd. „Ich muss dir gleich was erzählen! Du wirst es mir nicht glauben!", sagt Miga aufgeregt zu ihr. „Wir haben ja jetzt über eine Stunde Zeit.", antwortet Jae lachend und fährt los. „Was habe ich nur getan? Was habe ich nur getan?", sagt die Mutter zu sich selbst als sie sieht, wie Jae wegfährt.

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