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Es hat wieder gebebt. Gerade als ich mit meinem Vater in der Bucht Tauchen war.

Zuerst schwammen alle Fische hektisch herum und wir haben uns über die vielen unterschiedlichen Arten gefreut. Es sah wunderschön aus, wie die bunten Schwärme an uns vorbeikamen. Doch plötzlich waren alle Fische verschwunden. So still habe ich das Meer in meinem Leben nicht gesehen. Es war die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm.

Wir wollten gerade auftauchen, doch bevor wir die Wasseroberfläche durchbrachen, wurde das Wasser von einem seltsamen Beben erfüllt. Panisch blickte ich zu meinem Vater. Er gab mir das Zeichen, noch eine Weile im Wasser zu bleiben. Ich sah ihn genauer an und merkte, dass er eigentlich gar nicht ängstlich sondern eher besorgt aussah. Das beruhigte mich ein bisschen. Wir warteten mehrere Minuten, bis das Beben genau so plötzlich verschwand, wie es gekommen war. Dann tauchten wir auf und schwammen zum Ufer. Atemlos liess ich mich auf den sandigen Boder fallen.

So lange war ich bis jetzt noch nie unter Wasser gewesen. Selbst mit Sauerstoff war es sehr anstrengend. Ich blickte zu meinem Vater. Seine immer noch sorgenvolle Miene sprach Bände. "Du denkst es ist der Vulkan hab ich recht", fragte ich. Er nickte. Ich merkte, dass er noch etwas hinzufügen wollte, aber vom klingeln seines Handys unterbrochen wurde. Er meldete sich. "Ja?...Ah guten Tag Herr Bürgermeister...ja gerade eben...aber wohin?...und ich?...bleiben...ja ein sehr wichtiges Ereignis für meine Arbeit...ja, ich gebe ihnen Bescheid...gut...auf wiederhören Herr Bürgermeister."

Fragend sah ich meinen Vater an. Ich erfuhr von ihm, dass es der Bürgermeister der Nachbarsinsel war. Er hatte von dem Erdbeben gehört unf die Evakuierung sämtlicher Inselbewohner ausgerufen. Fast hätte ich über seine Ausdrucksweise gelacht. Wir sind die einzigen, die auf dieser Insel wohnen. Früher gehört Nama noch dazu. Vor dem Unfall. Aber daran wollte ich nicht denken. "Das wird bestimmt lustig, wir könnten doch ausnahmsweise den Unterricht ausfallen lassen und eine Stadtbesichtigung machen." Er sah mich schuldbewusst an. Ich stöhnte genervt auf. "Heisst das etwa, dass ich trotzdem Schule habe?"

Weil man bis zur Nachbarsinsel über zwei Stunden fahren muss und mein Vater sein Studium mit Diplom abgeschlossen hat, werde ich von ihm unterrichtet. Das hört sich zwar super an, ist es aber nicht immer. Einerseits, weil ich seine einzige Schülerin bin. (Und er mich deswegen pausenlos kontrollieren kann.) Andererseits, weil er nie Unterricht ausfallen lässt. Ferien sind für mich ein Fremdwort.

Allerdings, wer hat schon Tauchunterricht auf seinem Stundenplan?!

Mein Vater druckst herum. Als er mir alles erzählt, bin ich erstmal geschockt. Er will auf der Insel bleiben, um den Vulkan zu erforschen. Das ist zwar gefährlich, aber er hat das auch schon an anderen Orten gemacht und besitzt deshalb jahrelange Erfahrung.

Ich soll heute noch auf die Nachbarsinsel. Alleine. Dort werde ich bei einer fremden Familie wohnen und zur Schule gehen, bis die Insel wieder bewohnbar ist. Na toll...

HeRzbebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt