Er:

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Heute Morgen rief der Bürgermeister bei uns an. Ich war gerade mit meinen Hausaufgaben beschäftigt, als das Telefon klingelte. Weil meine Mutter auf der Toilette sass, meine kleine Schwester schlief und mein Vater noch bei der Arbeit war, bieb es (wieder einmal) an mir hängen.

Schlecht gelaunt blaffte ich in den Hörer: "Wer stört?" Als ich erfuhr, mit wem ich die Ehre hatte, schob ich ein peinlich berührtes "Ah guten Tag Herr Bürgermeister, sie stören natürlich nicht!" hinterher. Zum Glück war er mir nicht böse. Ganz im Gegenteil, der feine Herr lachte lauthals. Fast wäre mir der Hörer heruntergefallen.

Geschockt und gespannt hörte ich ihm zu. Doch was dann kam verschlug mir die Sprache. Anscheinend wurde die Nachbarsinsel wegen einem ausbrechenden Vulkan evakuiert. Naja, wenn man bei einer einzelnen Person von einer Evakuierung sprechen kann.

Da waren wir uns nicht so ganz einig.

Jedenfalls soll dieser Junge ab heute so lange bei uns leben und zur Schule gehen, bis die Insel wieder bewohnbar ist.

Also stellten wir eine Matratze in mein Zimmer. Zum aufräumen reichte die Zeit zum Glück nicht mehr. Und dann war es soweit. Meine Familie stand in einer Reihe vor unserem Haus und erwarte den Jungen. Meine kleine Schwester hüpfte vor Aufregung auf der Stelle. Aber vielleicht musste sie auch nur dringend zur Toilette. Ich hatte mich noch nicht für eine der Möglichkeiten entscheiden, als eine schrille Sirene die Stille durchbrach. Das unangenehme Geräusch wurde immer lauter. Meine Eltern sahen sich verwundert an. Plötzlich erblickten wir den Grund für das Geheule, Gejaule und Gehupe. Ein Polizeiwagen fuhr mit nicht ganz legaler Geschwindigkeit auf unser Haus zu. Dabei sorgte das Martinshorn für ein unüberhörbares Geheule. Das Gejaule kam von den geschockten Hunden und das Gehupe waren die empörten Autofahrer.

Mit quietschenden Bremsen kam das Auto vor uns zu stehen. Mittlerweile sah die ganze Nachbarschaft aus dem Fenster. Am nächsten Tag würden bestimmt die absurdesten Gerüchte die Runde machen. Warscheinlich dachte sich die Meisten wir wären irgendwie kriminell oder so...

Die Autotür wurde geöffnet und der Bürgermeister trat heraus. War ja klar. Dieser Mann liebt solche Auftritte.

Nach der Begrüssung kam er recht schnell zur Sache.

Ich zitiere; "Mir ist da ein klitzekleiner Fehler unterlaufen, aber seht selbst. " Dabei machte er ein Zeichen in Richtung des Autos. Ich glaube meine Eltern machten sich auf das Schlimmste gefasst.

Die Hintertür öffnete sich und ein wunderschönes Mädchen stieg aus dem Wagen. Sie lächelte schüchtern und sagte: "Hallo ich bin Lava, ich heisse Lava...Also meine mein Name ist Lava. " Ihre Wangen röteten sich und sie blickte zu Boden. Ich schaute zu meiner Familie und konnte sehen, dass sie 'Lava' von der ersten Sekunde an mochten.

'Lava', was für ein ungewöhnlicher Name. Ungewöhnlich aber schön...

HeRzbebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt