cHAPTER TWO - friends

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anderes in dir

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Letztendlich war es genau diese Begegnung die so einiges in Taehyungs einfältiges Leben ins Rollen brachte. Seine fast schon schicksalhafte Begegnung mit Jeong Hoseok in diesem Zug, gab ihm einen so dermaßen fetten Sprung nach vorne, dass Taehyung glaubte sich nicht wieder zu erkennen. Dass eben dieser Hoseok im selben Studentenheim ein paar Türen weiter wohnte und ebenfalls auf seine Universität ging, ließ Taehyungs fest verankerte Weltvorstellungen mächtig ins Wanken geraten.

Er konnte nicht anders, als die ständige Nähe zu dem stets freundlichen Studenten zu suchen. Es war, als ziehe ihn eine unbekannte Macht zu ihm und Taehyung wagte es nicht einmal, sich dagegen zu sträuben. Viel zu sehr genoss er die warme Zuneigung, die der Ältere ihm bereitwillig, ohne große Worte gab. Und Taehyung genoss es. Voller Neugierde bestaunte er die jungen Sprossen neuer Freundschaft, die so jung, so unschuldig heranwuchsen und nichts sie zu stoppen schien. Taehyung kannte dieses neue Gefühl nicht, es war seltsam, wie geborgen und frei er sich bei dem anderen fühlte. Es faszinierte ihn auf eine unglaublich neue Ebene.

Doch egal, ob Hoseok auch nur wenige Schritte entfernt wohnte und die selbe Uni besuchte, er war nicht immer in der Nähe des jüngeren. Und genau in diesen Momenten holte Taehyung die kalte, eiserne Wahrheit wieder ein. Wie ein dichter Nebel umhüllte ihn das graue Nichts, ein Meer aus Einsamkeit, in dem Taehyung zu ertrinken drohte. Dieser kleine Moment der Zweisamkeit, der aufkeimenden Freundschaft zwischen zwei jungen Seelen, verharrte nicht lange und kaum, war Hoseok nicht in seiner Nähe verblasste die Welt wieder zu weiß und schwarz.

Und jedes Mal aufs Neue kämpfte Taehyung verzweifelt dagegen an, bettelte stumm darum, dass Hoseok ihn nicht verließ. Er brauchte ihn doch so dringend. Und manchmal, ja manchmal verharrten Hoseoks Augen länger als nötig auf Taehyungs Gesicht und er blieb. Ein kleines, sanftes Seufzen entwich stets seine rötlichen Lippen, bevor er sich mit einem Ächzen auf das orangene Sofa zurückfallen ließ, was mitten in Taehyungs Zimmer stand.

„Hast du wirklich nicht vor, dir eine neue Couch zu holen?"

Das fragte er jedes Mal aufs Neue und Taehyung antwortete jedes Mal aufs Neue mit einem leichten Grinsen im Gesicht mit den Worten: „So schlimm ist die Farbe doch gar nicht." So wie auch in diesem Moment, was Hoseok gespielt die Augen verdrehen ließ. „Die ist absolut scheußlich", grummelte er nur vor sich hin, was Taehyungs Mundwinkel verräterisch zucken ließ. Statt etwas zu erwidern lehnte er sich gegen den hölzernen Türrahmen und verschränkte seine Arme vor seine Brust. „Es ist schon halb Sieben, willst du was essen? Ich glaube ich habe noch Ramyeon da, wir können aber auch bestellen." Abwartend blickte Taehyung zu seinem Freund, welcher seine Stirn steil in Fakten gelegt hatte und vor sich hingrübelte. Er schien schlussendlich eine Entscheidung gefällt zu haben und warf bedeutend seine Hand leicht in die Luft.

„Ramyeon ist ok-"

„Ich bestell' uns was."

Und mit diesen Worten war Taehyung schon aus der Tür verschwunden. Während er mehrere Lieferkarten begutachtete, die unordentlich an seiner Wand gleich neben der immer noch tannengrünen Eingangstür hingen, wanderten seine Gedanken zurück vor ein paar Wochen, als er noch vollkommen neu in dieser, ihm mittlerweile nur allzu vertrauten Metropole war. In einigen Tagen begann offiziell sein Studiengang, was bedeutete, dass er Hoseok nun viel seltener sehen würde, was bedeutete, dass Taehyung sich allein dem ganzen stellen musste.

Ein wenig unbehaglich wurde ihm schon bei dem bloßen Gedanken daran, weshalb er diesen vorerst immer weiter vor sich hingeschoben hatte. Taehyung war absichtlich einige Wochen vor seiner Studienzeit hergekommen, um sich auf genau das vorzubereiten. Ihm wurde praktisch übel, dachte er nur an sein Oberstufenleben zurück. „Brauchst du echt so lange, um zu überlegen, was wir bestellen?", unterbrach ihn die so raue und doch sanfte Stimme Hoseoks. Hastig drehte Taehyung sich zu seinem Freund und setzte gezwungenermaßen ein Lächeln auf.

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