zu sehen,
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Seit diesem Abend war gar nichts mehr wie vorher. Es war, als wäre eine 180 Grad wendung in Hoseoks Leben geschehen, die ihm von einen Tag auf den anderen sich selbst genommen hatte. Hoseoks Vater, der Polizeichef des Präsidiums Seoul, wurde um genau 2:34 Uhr tot in einem kleinen Wald in der Nähe des Gebäudes aufgefunden. Er hatte sich selbst das Leben genommen.
Taehyung erinnerte sich noch genau an die leblosen Augen seines Freundes, wie unendlich erschöpft seine Körperhaltung war, als er ihn auf der Polizeistation getroffen hatte. „Taehyung sag mir, dass ich träume“, hatte er gebrochen geflüstert, seine Stimme rau und kratzig. Seine Augen rötlich umrandet und leblos. Taehyungs dicker Kloß in seinem Hals wollte nicht verschwinden, kopfschüttelnd hatte er ihn in die Arme genommen. Hoseok ließ es willig geschehen. Es war der Schock der noch viel zu tief in seinen Knochen lag.
Und als er es schließlich realisierte, brach er vollkommen zusammen. Dieser Vorfall nahm Hoseok alles. Seine Zukunft, seine Familie und sich selbst. Hoseok war nicht mehr wieder zu erkennen. Wie ein völlig neuer Mensch begegnete er Taehyung von Tag zu Tag, auch wenn Taehyung das unangenehme Gefühl beschlich, dass er dies nur mehr aus Pflichtgefühl ihm gegenüber tat.
Hoseok erzählte ihm nicht, wie es um ihn stand, wie es ihm ging, doch Taehyung bekam dennoch mit, wie seine Familie in Stücke zerbrach. Seine kleine Schwester schrie Hoseok ständig an, seine Mutter schottete sich von allen ab. Hoseoks Traum von einer Zukunft als Künstler war längst vergessen. Er hatte begonnen, wie es sein Vater gewollt hatte, Kriminalpolizist zu werden. Taehyung vermutete er tat dies aus Schuldgefühl dem Toten gegenüber.
Taehyung fühlte sich machtlos. Er war vollkommen unfähig Hoseok zur Vernunft zu bringen, obgleich er es immer und immer wieder versuchte.
„Ajumma~ Noch eine Flasche Soju, bitte.“
Er wusste nicht genau, seine wievielte Flasche es mittlerweile war, doch anhand der vielen grünen Flaschen auf seinem Tisch, war es wohl schon zu spät. Mit tiefroten Wangen schaute er verloren auf seine zwei letzten Hühnchen. „Ihr zwei solltet zusammen sterben… wie zwei beste Freunde~“, lallte er, wobei er sofort schwer nach Luft holte.
Seine Zunge fühlte sich schwer und bleiern an. Doch es kümmerte den angehenden Studenten wenig. Viel mehr faszinierte ihn, wie sehr die zwei knusprigen Hühnchen sich doch ähnelten. Hoseokie und ich ähneln uns auch. „Yah, Junge!“ Die barsche Stimme der Ajumma brachte Taehyung ruckartig aus seiner Fantasiewelt. „Das war die letzte Flasche für dich, sieh zu, dass du danach verschwindest.“ Ihr eindeutiger Blick auf die bereits leeren Flaschen war selbst für den Betrunkenen nicht zu übersehen.
Schmollend umgriff er sofort die noch volle Flasche. „Aber Ajumma~“ Doch sie war längst an einem anderen Tisch. Mit zittrigen Händen und hoch konzentriertem Blick versuchte sich Taehyung daran, die Flasche zu öffnen. Es dauert einige Male, bis es ihm schließlich gelang. Brummend goss er sich etwas in sein Gläschen und stürzte die durchsichtige Flüssigkeit sofort runter.
„Scheiße…“
Was tat er eigentlich hier? Eigentlich wollte er sich mit Hoseok treffen, doch dieser hatte ihn eiskalt abblitzen lassen, da er „noch ein Projekt zu erledigen“ hatte. Wütend rümpfte Taehyung seine Nase. Er hatte doch genau gesehen, wie Hoseok mit einem fremden Jungen verschwunden war. Das sah viel zu intim aus, als dass es nur ein Projekt war.
Und jetzt saß er hier und besoff sich. Müde rieb er sich seine heißen Wangen mehrmals und kramte nach einigen Geldscheinen in seinen Taschen herum, die er anschließend auf den Tisch warf. Genug war genug. Etwas wankend stand er auf und musste sich sofort festhalten, um nicht augenblicklich auf dem Boden zu landen.

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I'll be watching you.
FanfictionTaehyung findet sich selbst inmitten krankhafter Liebe, Verzweiflung und heilloser Obsession wieder. Dass ihm genau das zum Verhängnis wird, war vorherzusehen. Und doch weigert sich Taehyung aus dem Strudel zweier aufeinanderprallenden Welten auszus...