Gerda Berstreng saß mit ihrer Teetasse an einem Fenster des großen Fachwerkhauses, das für viele Kinder ein Zuhause war. Vor über 20 Jahren hatte sie das Haus, das Waisenheim Pflegegut, von ihrem Vater, möge er in der Hölle schmoren, geerbt. Seitdem wahren so viele Kinder ein und aus gegangen, dass Gerda schon längst aufgehört hatte zu zählen. Eines normaler als das andere. Im Grunde genommen mochte sie Kinder. Deshalb hatte sie das Waisenheim gegründet, und weil sie damit ihr Brot verdiente, aber Kinder konnten einfach nicht höhren.

Von 0-5 wahren sie Quengelig, von 5-10 motzig und von 10-16 stur. Spätestens an ihrem 16 Geburtstag wurden sie weggeschickt, doch das passierte nur selten, denn Waisenheime gab es nur sehr selten in den Königslanden. Unfruchtbare Frauen dafür umso mehr, weshalb sich vor allem reichere Bürger aus Dörfern oder Städten die Kinder bei ihr Abholten. 

blieb ein Kind nur selten länger als ein Paar Monate, wenn es ganz schlecht lief ein Jahr und es gab auch ein paar Kinder, die haben es geschafft, sich die Adoptiveltern ganze 3 Jahre vom Hals zu halten aber jedes Kind ging irgendwann. Außer Lavara. Sie war nun 15 und schon seit fast 12 Jahren bei ihr. Entweder sie verschwand wenn gerade jemand ein Kind als sein Familienmitglied aussuchte oder die Ehepaare, selten waren es einzelne Personen, schienen sie gar nicht wahrzunehmen. In zwei Monaten musste Gerda sie rausschmeißen. Der Gedanke war grausam aber es ging nun mal nicht anders und außerdem hatte Gerda Lavara schon gut auf das Leben vorbereitet, auch mit Mitteln die sie sich selber hassen ließ. 

Sie war immer sehr streng zu Lavara gewesen und hatte sie herausgefordert. Ab 8 Jahren, als sie wusste, das es Lavara nicht mehr umbringen würde, fing sie an sich von dem kleinen seltsamen Mädchen abzuschotten. Vorher hatte Gerda sie verhätschelt und so viel Liebe gegeben, wie sie für ihr Wachstum und ihre Gesundheit brauchte. Nun musste Lavara lernen auf sich allein gestellt zu sein, so wie das kleine braunhaarige Mädchen ohne Mutter es immer gewesen war. Gerda hatte nie eingegriffen, wenn Lavara durch die Gemeinheiten der anderen Kinder Zeitweise zutiefst unglücklich war und hatte sich selber nicht viel netter verhalten.

Doch Lavara war anders als alle anderen, auch wenn sie selbst es nicht bemerkte. Nicht nur ihr Name und ihre Haarfarbe waren Fremdartig, auch die Weise in der sie lachte, sprach oder sich bewegte. Alles an ihr schien anders zu sein, aber vielleicht fange ich auch einfach an zu spinnen, dachte Gerda und nippte an ihrem Pfefferminztee. Doch obendrauf kahm noch, dass Lavara nicht auf herkömmlichen weg mit der Post oder einer Wache hierhergebracht wurde. 

Loratun brachte sie. Loratun. Gerda wusste nicht warum sie die alte Frau nicht mochte doch immer wenn sie sie sah, lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken und sie würde am liebsten schreiend das Weite suchen. Sie hatte etwas unnormal uraltes an sich, was aber vielleicht auch an den 94 Jahren lag. 

Lavara kahm aus einem Dorf im Norden der Königslande. Ihr Haus war samt ihren Eltern abgebrannt doch das kleine seltsame Mädchen hatte überlebt. Trotz den Feuers und des Rauches, kaum einen Kratzer hatte sie davongetragen. 

Gerda hatte sich nie etwas dabei gedacht, doch nun brachte Loratun auch noch Clara zu ihr. Ihre Familie schien bei einem Tsunami ums Leben gekommen zu sein und ihr Weg bis nach Baumlingen hatte durch viele verschiede Städte und Familien geführt. 

Mit einem Blick bei dem Gerda das Blut in den Adern gefroren war, hatte Loratun Claras Hand in Gerdas gelegt und diese mit ungewöhnlich liebeswürdiger Stimme gefragt: "Dir macht es ja wohl kaum was aus, Clara zu Lavara zu bringen, hab ich recht?" Dann war sie gegangen, zurück in die Wolkenlose Nacht. Gerda hatte sich nicht mehr bewegt, geschweige denn geatmet, bis die verrückte alte nicht mehr zu sehen war. Gleichzeitig schien es so, als erwachte Clara aus einem tiefen Schlaf, denn sie schaute sich verwundert um und riss dann erschreckt ihre Hand aus Gerdas. Diese Geste machte ihr seltsamerweise schwer zu schaffen und nach zwei weiteren Minuten stand sie wieder auf der Treppe und Clara war sicher im Dachboden verstaut.

Die Morgensonne schien durch die Fenster und kitzelte Gerda in der Nase. Der Tee war mittlerweile schon kalt und so stellte sie ihn neben sich auf ihren Schreibtisch ohne einen weiteren Schluck zu nehmen. Sie sollte Clara und Lavara vielleicht noch sagen, dass diese sich aus der Küche etwas zu trinken holen konnten, doch wahrscheinlich waren die beiden schon längst wieder abgehauen. Mit hochgekrempelten Rock, stieg sie die knarzenden Treppenstufen zum Dachboden empor. Die Luft war recht stickig doch unter der Tür wehte ein Luftzug hervor.

Das Herunterdrücken der Klinke und die darauffolgende Stille bestätigten ihre Theorie. Die beiden Mädchen waren weg. Sonst hätte man jetzt ein Buch gehört, wie es zugeschlagen wurde, natürlich nicht ohne Verzögerung in dem ein Eselsohr in die Seite gemacht wurde, eine Schublade währe zugegangen und das knarzen der Holzdielen hätte den gesamten Raum erfüllt. Doch jetzt blieb alles still und so öffnete Gerda mithilfe eines Haselnussgroßen Löchleins in der Wand, in dem man den Schließriegel ertasten und zu Seite schieben konnte, die Tür. 

Das Zimmer war lehr und das Fenster offen. Natürlich. Was hatte sie erwartet? Langsam zog Gerda eines der vielen Bücher aus dem braunen Regal, welches überquellend an der Wand stand. Es hieß Harald Töpfer nur leider hatte sie keine Ahnung worum es darin ging, denn sie konnte nicht lesen. Weder lesen, schreiben noch rechnen. Es hatte sich nie jemand um eine entsprechende Ausbildung gekümmert, doch das war bei vielen Menschen der Fall. 

An Lavaras leseinteresse war wahrscheinlich ebenfalls diese verrückte alte Hexe schuld. Hoffentlich brachte diese dem armen Kind nicht irgendetwas bei wofür man im Kerker landen konnte...

Mit dem Buch in der Hand ging Gerda zurück in ihr Zimmer. Auf dem Sessel blätterte sie durch die staubigen Seiten. Das Buch war illustriert, sogar farblich, wenngleich die Farben schon verblasst waren. Trotzdem, entweder hatte Lavara dieses Buch gestohlen oder es gehörte Loratun. Die Bilder zeigten unter anderem auch Drachen und Magier ... also doch das Buch der verrückten Alten. Nach und nach sank das spitz zulaufende Kin auf die Brust und Gerda nickte ein, mit Vogelgezwitscher in den Ohren.

Mit einem Ruck fuhr sie hoch als der Vogelgesang mit einem Ruck verstummte und ein eiskalter Schauer über ihren Rücken lief. Fast hätte sie geschrien. Ich bin fiel zu schreckhaft geworden... jetzt geh und bring die Kinder zum Frühstück. Mit einem Stöhnen stand sie mühsam auf, nahm einem Holzlöffel und einen Blechtopf in die Hand und Trommelte die Kinder aus ihren Betten.

Die Vögel stimmten langsam wieder in ihre Lieder ein. 

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Sorry das Kapitel nicht so schnell wie geplant kahm, aber in den letzten Wochen hatte ich kaum Zeit zum schreiben.

Frohes Neues Jahr :)


Bis ans Ende der WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt