Ein kleines Resümee.
Der erste Lockdown war hart. Da kommen dann Lehrer zusammen, von denen wir schon wissen, dass sie technisch nicht unbedingt jetzt absolut versiert sind. Wobei ich da aus meinen alten Schulen schon deutlich schlimmere Fälle kenne. Ich will gar nicht wissen wie da der Lockdown abgelaufen ist. Nachdem also erstmal die Software zusammengebrochen ist, was zur Folge hatte, dass wenn man die Aufgaben erhalten möchte sehr gute Chancen um etwa ein bis zwei Uhr nachts hatte. Aber es wurde gefixt. Ich vermute mal das unser Lehrer der sehr technikversiert ist seine Finger im Spiel hatte.
Dann hat man sehr gut gesehen, welchen Lehren es wirklich wichtig war, einen Unterricht aufrecht zu erhalten. Welche dabei auf ihre neuen Möglichkeiten eingegangen sind und welche einfach versucht haben ihren Unterricht in die Online Welt zu übertragen, was nur mäßigen Erfolg hat. Was auch sehr interessant war, dass sich einige Lehrer um unsere psychische Gesundheit gesorgt haben. Das ist eine sehr schräge Erfahrung gewesen.
Sowohl Schüler als auch Lehrer sind abgetaucht. Und beide Parteien haben sich bei den jeweils anderen gefragt: Lebt der noch? Hat er Corona? Sollten wir etwas sagen? Ich weiß, dass wir manchmal schlimmer sind als jeder Horrorstreifen. Meine Klasse jetzt nicht so, ich hatte aber durchaus Klassen die hatten Traumatisierungspotential. Es kommt vielleicht nicht immer so gut an, aber ein bisschen wichtig sind uns die Lehrer ja schon. Und wenn jemand sich während einer globalen Pandemie sich zwei Monate lang nicht meldet machen wir uns schon so unsere Gedanken. Gut, in dem Fall ist der Lehrer wohl einfach in den Urlaub gegangen. Nur gewusst hat es keiner.
Es war ein sehr schräges Gefühl, nach mehreren Monaten wieder in eine Klasse zu gehen. Wir waren zwar nur halb so viele Schüler, aber es hatte doch den Anschein, als müsste ich mich neu sozialisieren. Ich hatte für einige Monate kaum Kontakt zu anderen Menschen.
Die nächste Umstellung war, dass man sich nicht mehr über Mimik verständigen konnte. Alles wurde durch eine Maske verdeckt und machte so diese Art der Kommunikation unbrauchbar.
Wir waren von allen Klassen mit am längsten ohne Präsenzunterricht, da die Abiturklassen den 11. Klassen vorgezogen worden sind. Nach ein paar Wochen waren die Schulen wieder zu. Es waren Sommerferien.
Nach diesen ging es nun mit neuen Regeln los, Maske, erst als freiwillige Schutzmaßnahme oder verpflichtend bei Risikogruppen, zumeist Lehrern. Dann komplett verpflichtend.
Es folgte die Regelung des Lüftens, die zumeist noch sehr angenehm war, da ich persönlich absolut empfindlich bin was einen niedrigen Sauerstoffgehalt angeht. Die Regelung konnte sogar ganz gut umgesetzt werden, da in meinen Klassenräumen fast alle Fenster sich öffnen lassen. (Die Lehrer haben auch ein Nikolausgeschenk erhalten: Schlüssel für die Fenster. Es ist sehr amüsant zu sehen, wie sie ihr neues Spielzeug zum ersten Mal ausprobieren)
Zudem erlebte unsere Schule einen puren Luxus. Noch nie waren so viel Papiertücher vorhanden gewesen und Seifenspender aufgefüllt sowie Desinfektionsmittel vorhanden. Die Türen wurden, nachdem man einsah, dass alle zwei Stunden Türklingen putzen unrealistisch war aufgesperrt, sofern es keine Feuerschutztüren waren. Die Biester sind nämlich absolut schwer und feuerschutztechnisch bestimmt wunderbar.
Wir sind geteilt, haben also zumindest in der Theorie sowohl Homeschooling als auch Präsenzunterricht. In der Praxis sieht es so aus, dass die Schüler entweder im Zug sitzen auf dem Weg zur Schule oder in der Schule und dort keinen Internetzugang zu haben um sich per Videokonferenz zu beteiligen. Es lebe das sehr individuelle Kurssystem. Also bleibt es bei einer Menge Arbeitsblätter und Lernvideos.
Und dann wurde es kalt. Richtig kalt. Ich weiß, dass behauptet wurde, man habe festgestellt, die Temperatur würde nur um ein paar Grad sinken. Vielleicht mag das sein, vor allem bei effektiven Heizungen. Aber ich werde nicht so gerne schockgefrostet.
Ich weiß, dass das von Merkel vermutlich eher spontan war, zu sagen in die Hände klatschen und eine kleine Kniebeuge machen. Mein Teufel auf der Schulter meint dazu nur, man könnte doch mal einfach den ganzen Unterricht lang klatschen, ein bisschen Anerkennung den Lehrern geben. Die finden das bestimmt genauso toll, wie die Menschen die im Gesundheitssystem arbeiten.
Ob ich das wohl irgendwie irgendwann mal meinem Arbeitgeber positiv darlegen kann? So von wegen, ja ich weiß, alle sagen die Corona Abiturienten sind ein inkompetenter Haufen, aber ich kann auch bei unter zehn Grad Integralaufgaben rechnen?
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Die Schule hat kein Corona
Não FicçãoManche haben die Vorstellung, die Pandemie sei Schuld daran, dass aktuell deutschen Schulen nicht funktionieren. Spoiler: Nein. Nicht in dem Ausmaß. Eine Beobachtung eines Schulsystems von einer Schülerin aus der Oberstufe.