Kapitel 9

346 13 3
                                    

Ihr Freund blickte zu ihr hoch, eine Flasche Feuerwhiskey in der Hand, das Gesicht mit Tränen überströmt.

"Ginny?"

Die Beiden saßen jetzt in der Küche, jeder ein Glas Wasser vor sich. Ginny hatte darauf bestanden, dass Harry ihr alles erzählte. Harry hatte, wenn auch ungerne, nachgegeben. Eigentlich hatte Ginny ihrem Freund die guten Nachrichten nur kurz überbringen wollen, doch ihr war klar, dass sie ihn in diesem Zustand nicht wieder sofort verlassen wollte. Nachdem Harry ihr von seinen Traumata erzählt hatte, war sie sofort in den Fuchsbau appariert, das Nötigste eingepackt und ihrer Mutter gesagt, sie würde über Nacht bei Harry bleiben.

Augenblicke später tauchte sie in der Küche ihres Freundes auf. Ginny sah sich um. Es war unaufgeräumt. Dreckiges Geschirr lag überall herum, der Mülleimer war überfüllt und Staub war wohl auch schon lange nicht mehr gewischt worden. So kannte sie Harry garnicht. Er war ein sehr ordentlicher und sauberer Mensch, was er wohl noch von seiner Zeit bei Tante und Onkel hatte. Dadurch wurde ihr erstmals wirklich bewusst, dass Harry sich wohl schon eine ganze Weile so fühlen musste.

Sie stellte ihre Sachen auf einem Stuhl ab und ging ins Wohnzimmer, wo sie ihren Freund auf seiner Couch liegen sah. Ohne etwas zu sagen, legte Ginny sich neben Harry. Ihre bloße Anwesenheit half schon, seine Nerven zu beruhigen.
"Warum bist du eigentlich hier?"
Harrys Stimme klang neugierig. Nicht mehr so gebrochen und traurig wie vorhin. Ein gutes Zeichen.

"Darf ich nicht einfach so meinen Freund besuchen kommen?" Erwiderte Ginny mit einem Grinsen im Gesicht.
"Darf ich nicht einfach fragen warum du mitten in meine Wohnung apparierst?"
Ginny lachte. "Eigentlich wollte ich dir frohe Botschaft überbringen, aber dann musstest du mir wieder einen Strich durch die Rechnung machen."
Auch Harry musste nun lachen. Es war wirklich erstaunlich. Ginny schien die Fähigkeit zu besitzen, ihn alle seine Sorgen innerhalb von Sekunden vergessen zu lassen.
"Welche frohe Botschaft?" Fragte er, obwohl er das starke Gefühl hatte, dass er die Antwort bereits kannte.

"Ich bin offiziell das neueste Mitglied der Holyhead Harpies."

Es fühlte sich surreal an, jetzt wo Ginny es laut aussprach, doch es fühlte sich genauso gut wie verrückt an. "Ich bin unfassbar stolz auf dich Gin. Ich wusste, dass du es schaffst."
"Natürlich wusstest du das." Beide lachten.
Harry bestand darauf, dass seine Freundin ihm alles ganz genau erzählte. Von dem Moment, an dem sie das Gelände betrat, bis zu dem Moment als sie es wieder verließ. Sie redeten lange. Nachdem Ginny fertig erzählt hatte, redeten sie viel über Gott und die Welt. Harrys Prüfungsvorbereitungen, das Leben im Fuchsbau, Quidditch, die Politik des neu aufgestellten Zaubereiministeriums und Harrys Therapie.
Seine Therapie. Ginny hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts davon gewusst. Zwar war Harry noch nicht sehr lange dort, doch trotzdem verletzte es Ginny ein wenig, dass Harry ihr nichts davon erzählt hatte.
Sie musste ihn fragen. Auch wenn es vielleicht keine angenehme Konversation werden würde, wollte sie mit ihrem Freund darüber sprechen. Wenn sie eine lange und gesunde Beziehung führen wollten, mussten sie über alles reden können, auch über schlechte Dinge.
"Ich kann mir die Antwort zwar schon denken, aber warum genau hast du mir das mit deinem Therapeut verschwiegen?"
Kaum merklich veränderte sich Harrys Miene. Er war zwar gut darin geworden, seine Emotionen zu verbergen - zweifellos infolge seiner Aurorenausbildung - doch Ginny las ihn wie ein offenes Buch. Harry hatte es ihr nicht sagen wollen, weil er nicht wollte, dass sie sich Sorgen um ihn machte. Das war ihr klar, doch trotzdem wollte sie seine genauen Worte dazu hören.
"Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen um mich machst."
Innerlich verdrehte Ginny ihre Augen. Zwar war sie nicht sauer auf ihren Freund, doch hätte sie wenigstens von ihm erwartet, dass er es besser wüsste.
"Das war mir klar."
"Ich weiß, dass es dumm von mir war. Ich möchte mich dafür entschuldigen. Ich - ich habe nicht wirklich darüber nachgedacht, ich -..."
"Ich weiß nicht, ich hätte einfach erwartet, dass du mich gut genug kennst um im Vorhinein zu wissen, dass dieser Gedanke dumm ist."
Ginny hatte einen wunden Punkt getroffen. Langsam wurde sie tatsächlich etwas wütend. Sie wollte das nicht, aber dass Harry ihr so eine große Sache komplett verschwiegen hatte, traf sie sehr.
Als sie diese Worte aussprach, fiel Harrys Fassade.
Seine Mundwinkel senken sich, sein Gesicht erschlaffte. Es war, als hätte ihm jemand sämtliche Lebensenergie entzogen.
"Ich- ich weiß nicht was ich sagen soll, Ginny. E- es tut mir leid, wirklich...", stammelte er.
Innerlich wusste Ginny, dass sie übertrieb. Doch tat sie das? Hätte Harry ihr das nicht anvertrauen sollen? Hätte er sie nicht um Hilfe bitten sollen?

Dieser innere Konflikt überforderte Ginny. Die zwei Stimmen in ihrem Kopf waren zu laut, sie dröhnten wie Triebwerke. Ginny wusste nicht mehr wohin mit sich und ehe sie sich eines besseren besinnen konnte, stand sie auf.
"Wohin gehst du? Ginny?"
Doch Ginny hörte diese Worte schon nicht mehr. Sie war disappariert.

In Harry machte sich Panik breit. Tränen stiegen in seine Augen, sein Herz begann zu rasen. Er hatte es vermasselt. Warum nur hatte er es ihr nicht erzählt. Er hätte schreien können, so sehr hasste er sich in diesem Moment. Seine Welt drohte zusammenzufallen. Er konnte nicht auch noch Ginny verlieren. Alles, nur nicht Ginny. Verzweiflung, Wut, Panik, Verwirrung, all das ging Harry rasend schnell durch den Kopf.

Ginny unterdessen kam mit Mühe zum Stehen, als der Wirbel, welcher das Apparieren auslöste, sich wieder legte. In dem Moment, in welchem sie Harrys Wohnung verließ, merkte sie bereits, dass sie einen großen Fehler gemacht hatte.
Natürlich war es dumm von Harry. Er hätte es ihr sagen sollen. Hätte er es ihr nicht gesagt, weil er sich nicht bereit dazu gefühlt hätte, weil er selbst einmal damit hätte klarkommen müssen, hätte Ginny das verstanden. Doch so war Harry nicht.
Doch trotzdem. Harry war nur ein Mensch. Ein Mensch mit Fehlern, wie jeder andere. Er war nicht der perfekte "Auserwählte". Er war Harry, und genau das schätzte Ginny doch auch so an ihm. Und seine Fehler liebte Ginny genau so sehr, wie alles andere an ihm. Sie waren noch nicht einmal zwanzig, natürlich würden sie Fehler machen. Sie würden in ihrem Leben noch viele Fehler machen, und wenn Ginny ihm diesen schon nicht verzeihen konnte...
Sie bemerkte wie blöd sie gewesen war.
Sie hatte ihren Stolz überhand gewinnen lassen. Es ging hier nicht um sie, es ging um Harry. Er hatte es gut gemeint, das wusste sie. Und aus diesem Fehler würde er lernen, das stand fest. Sie musste zu ihm zurück, so schnell wie möglich, bevor es zu spät war.
Augenblicklich drehte sie sich wieder auf der Stelle und sah sich wenige Sekunden später Harry wieder gegenüber.

Dieser brauchte einen Moment, um zu bemerken, wer da vor ihm stand. Heiße Tränen flossen sein Gesicht herunter und seine Sicht war verschwommen.
Bevor er etwas sagen konnte, hatte Ginny ihn schon in ihre Arme genommen.
"Es tut mir unendlich leid, Harry. Ich habe überreagiert, wirklich. Ich liebe dich. Bitte sei nicht böse."

Harry löste sich aus der Umarmung und sah seine Freundin an.
Sie mussten nichts weiter sagen, denn ihre Blicke sprachen Bände. Sie verstanden sich ohne Worte. Sie wussten beide, dass sie Fehler gemacht hatten und sie standen Beide dazu. Sie wussten, dass sie sich ihre Fehler verzeihen würden. Sie wussten, dass sie zusammen wachsen würden.
Dieses Gefühl würden sie um nichts in der Welt aufgeben wollen.
Niemals.

Oh mein Gott. Ich lebe. Jaa was soll ich sagen, es war ewig Funkstille hier. Ich hatte tatsächlich einfach keine Motivation, keine Inspiration um weiter zu schreiben. Aber Schreiben macht mir einfach unfassbar viel Spaß, und das merke ich jedes mal wenn ich wieder nen kreativen Schub habe. Ich bin echt froh, dass ich jetzt nach Ewigkeiten nochmal ein neues Kapitel veröffentliche und bin auch relativ zufrieden damit.
Auch wenn ich nicht auf Kommentare geantwortet habe, ich hab sie alle gelesen, hatte aber wie gesagt nicht den Drive mich mit Wattpad und FF auseinanderzusetzen. Ich möchte mich auf jeden Fall für die ganzen Upvotes und Kommentare bedanken.
Dann leibt nur noch zu sagen, viel Spaß, passt auf euch auf und bis zum nächsten Mal, wann auch immer das sein mag :)
(~1368 Wörter~)

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: May 03, 2022 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Destiny ~ A Hinny Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt