2.

813 16 0
                                    

~ Seine Gefühle zu verstecken, ist wie lügen ~


Luca

"Es tut mir so leid, Luca, aber ich kann das nicht. "

Seit gestern Abend schwirren mir diese Worte unaufhörlich durch den Kopf und trotzdem weiß ich auch heute, einen Tag später, immer noch nicht, was Christina damit genau gemeint hat. Was kann sie nicht, sich ihre Gefühle mir gegenüber eingestehen oder kann sie mich nicht küssen, weil sie nichts für mich empfindet. Genervt werfe ich mein Handy neben mich auf das Bett und stöhne auf. Ich wollte Christina nach gestern eigentlich ein bisschen Zeit geben, aber ich merke selbst, dass ich nicht in der Lage bin ihr diese Zeit zu geben. Ich habe die Nacht vielleicht zwei Stunden geschlafen, denn ich musste die ganze Zeit an sie denken, an ihren Blick, in dem so viel Schmerz, Unsicherheit und Trauer lag, aber auch noch etwas anderes, etwas, was ich nicht richtig deutet konnte. Bis jetzt. Mit einem Schlag wird es mir bewusst, Hoffnung, ja Hoffnung konnte ich gestern in ihren Augen sehen. Die Hoffnung, darauf, dass ich sie nachdem, was passiert ist, nicht von mir stoßen würde. Genau diese Erkenntnis lässt mich nun aufspringen, meine Jacke nehmen und mein Hotelzimmer verlassen in der Hoffnung, dass sie ihre Hoffnung noch nicht aufgegeben hat, denn mir ist bewusst, dass ich Köln nicht verlassen werde, bevor ich nicht um diese Frau gekämpft habe.


Christina

Ich weiß nicht, wie spät es ist, welcher Wochentag heute ist und auch nicht, ob es gerade mittags oder abends ist. Das einzige was ich weiß ist, dass ich Luca für immer verloren habe. Erneut lösen sich einzelne Tränen aus meinen Augen und fließen meine  Wangen hinunter. Ich habe auch keine Ahnung mehr, wie ich es gestern Nacht in diesem Zustand noch nach Hause geschafft habe, aber auch hier in meinem sonst so gemütlichen Wohnzimmer schaffe ich es nicht mich zu beruhigen. Es sind einfach zu viele Erinnerungen an ihn. Der Tisch, an dem wir schon so oft zusammen gegessen haben. So viel, dass wir uns danach einfach nur noch auf die Couch gelegt haben und dort zusammen einen Film geschaut haben, während ich in Lucas beschützenden Armen lag und dieses Gefühl von Geborgenheit, welches mir so lange verwehrt geblieben ist, endlich wieder spüren konnte. Die Küche, in der Luca für mich die allerbesten Gerichte gezaubert hat und der Balkon, auf dem wir schon so oft zusammengekuschelt unter einer Decke gelegen haben und uns die unterschiedlichsten Geschichten erzählt haben. Ich werde gerade wieder von einem nächsten Tränenausbruch übermannt, als mein Handy klingelt. Kurz überlege ich ran zugehen, aber die Angst, dass es Lucas Name ist, welcher sogleich mit einem Bild von uns beiden auf meinem Display erscheinen könnte, ist zu groß, sodass ich es einfach weiterklingeln lasse. Jede Kleinigkeit, welche auch nur ansatzweiße mit Luca zu tun hat, lässt mein Herz jedes Mal schmerzvoll gegen meinen Brustkorb schlagen und ich könnte mich selbst dafür ohrfeigen, dass ich ihn gestern nicht geküsst habe und ihm nicht gesagt habe, dass ich weitaus mehr für ihn empfinde, als ich mir selber eingestehen kann.
Ich zucke zusammen, als ich plötzlich das schrille Geräusch meiner Klingel vernehme. Ich richte  mich von meiner Couch auf und halte mich sogleich wieder an der Lehne fest, als mir kurz schwarz vor Augen wird. Langsam trotte ich nun in Richtung meiner Tür, öffne sie und mein Atem stockt, als ich die Person erkenne, welche davor steht.


Luca

Ich blicke in die Augen der Frau, für welche ich ganz Köln durchquert habe. Doch als sie realisiert, dass ich gerade vor ihrer Wohnungstür stehe, macht sich auf einmal wieder diese Angst in ihren Augen sichtbar und Christina möchte hektisch die Tür wieder schließen. Doch ich bin schneller und schiebe gekonnt meinen Fuß dazwischen, wobei ich mir einen Schrei unterdrücken muss, denn die Schmerzen welche in dem Moment durch meinen Fuß jagen sind schrecklich. Aber für Christina würde ich wahrscheinlich auch durchs Feuer gehen, weshalb ich den Schmerz verdränge und meine ganze Aufmerksamkeit auf die Person hinter der Tür richte. Sanft stoße ich die Tür auf und mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen, als ich Christina sehe, welche zitternd an der Wand sitzt und leise aufschluchzt. Ich schließe die Tür hinter mir, lasse mich neben ihr sinken und schließe sie ohne zu Überlegen in eine sanfte Umarmung. Beruhigend streiche ich ihr über den Rücken und entspannen mich wieder etwas, als ich bemerke, dass ihr Schluchzen weniger wird. Christina hängt jetzt nur noch völlig erschöpft in meinen Armen und ich nehme all meinen Mut zusammen und frage sie dann : " Darf ich bleiben? Ich würde dir gerne etwas erklären." Angespannt halte ich die Luft an und als sie dann leicht nickt, kann ich gar nicht beschreiben, was für ein riesen Stein mir in diesem Moment vom Herzen fällt.


Christina

Langsam lasse ich mich neben Luca auf die weichen Polster meines Sofas fallen, wobei ich darauf achte genug Abstand zwischen uns zu lassen. Ich bin immer noch völlig überrumpelt davon, dass er gerade bei mir ist und die Tatsache, dass Luca mir etwas erklären will, lässt mein Gehirn bereits wieder die schlimmsten Szenarien entwickeln. Vielleicht empfindet er doch nichts für mich, vielleicht war der Kuss gestern, doch nur aus der Situation heraus, vielleicht....."Christina", unterbricht Luca mein Gedankenkarussell. Ich weiß, dass er mich gerade mit diesem unfassbar lieben Gesichtsausdruck anschaut, aber ich kann mich nicht dazu durchringen seinen Blick zu erwidern. "Ich möchte dir immer die Wahrheit sagen und ehrlich mit dir sein. Ich wollte dich gestern küssen und zwar nicht nur aus irgendeinem Gefühl heraus sondern, weil..., Luca bricht kurz ab, ....weil ich mich in dich verliebt habe. Weil ich dieses Gefühl, welches ich schon seit Beginn dieser Staffel hatte endlich mit dir teilen wollte und es tut mir leid, dass ich dich damit so überrumpelt habe, dass war falsch von mir, aber in diesem Moment konnte ich einfach nicht mehr klar denken und wenn du nicht dasselbe für mich empfindest dann muss ich das akzeptieren, aber ich will, dass du weißt, dass meine Gefühle für dich echt waren und auch immer noch sind ."
Schon als Luca angefangen hat zu sprechen, haben sich die Tränen in meinen Augen nur so gesammelt und jetzt, als ich endlich weiß, dass er wirklich dasselbe für mich empfindet wie ich für ihn empfinde, fließen sie mir in Strömen die Wangen hinunter. Zum ersten Mal seit Luca in meiner Wohnung ist, hebe ich meinen Kopf, seine Augen treffen auf meine Augen und weil mir gerade einfach die Wörter fehlen, tue ich das, was ich schon längst hätte machen sollen, ich küsse ihn. In dem Moment, in dem unsere Lippen weich aufeinandertreffen weiß ich, dass Luca mir die Zeit geben wird, die ich brauche und dass er die Person ist, auf die ich schon so lange gewartet habe.


~Ende~


Oneshots ~ LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt