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Ein rauschendes Meer war zu hören. Der Geruch von einem windigen aber schönen Sommertag stieg mir in die Nase. Ich lauschte dem Geräusch der vorbei fliegenden Schwalben. Der Himmel an diesem Wunderschönen Ort war leicht bewölkt.
Barfuß ging ich den Strand der mit lauter Dünen gesegnet war entlang. Ich war alleine. Keine Menschenseele außer meiner eigenen waren zu sehen. So schön ruhig. Niemand der mir etwas vorschreibt. Ein Ort an dem ich entscheiden darf. Ein Ort an dem ich glücklich sein kann , ohne schlechtes Gewissen. Ohne die Angst zu haben, dass es vielleicht mein letztes Mal sein könnte. Ich lies mich in den Sand fallen und schaute in den Himmel. Ich genoss meine Ruhe. Hier will ich bleiben. Doch so länger ich darüber nachdachte, kam die Frage auf warum bin ich hier alleine. Hier ist es wunderschön. Wieso nutzt diesen Ort keiner aus?
Ehe ich diesen Gedanken zu Ende gedacht habe, tauchten auch schon hunderte Leute auf. Wo kommen die auf einmal her. Ich schaute nach links und rechts und sah, dass immer mehr Menschen kamen. Unruhe machte sich in mir Breit. Ich schaue nach oben und sah, das der Himmel nicht länger blau war, er war in einem bedrohlichen Grauton. Ein Grauton der immer dunkler wird. Es sah nach einem gewaltigen Gewitter aus. Nach einem Gewitter, das Dörfer wegspülen konnte. Ich muss mir einen Unterschlupf suchen. Ich fing an zu rennen und versuchte die Strandzone zu verlassen. Doch je schneller ich rannte, desto weiter bin ich vom Ausgang entfernt. Ich spürte aufeinmal den ersten Tropfen des Gewitters. Erst fühlte er sich wie normaler Regen an, doch nach ein paar Sekunden tauchte ein höllischer Schmerz auf, der sich tief in meine Haut brannte. So als ob jemand tausend kleine Nadeln immer und immer wieder in meinen Arm sticht. Es fielen immer mehr Tropfen. Irgendwann war der Schmerz so schwer auszuhalten, dass ich nicht mehr weiter laufen konnte. Ich wollte aufgeben. Mich auf den Boden fallen lassen und einfach loslassen. Doch der Funke Hoffnung in mir ist noch nicht erloschen. Ich werde es schaffen aus dieser Zone auszubrechen.ich werde Unterschlupf finden. Irgendwann werde ich etwas finden was mir Schutz gibt und mich regenerieren lässt. Doch bis das erreicht ist, muss ich weiter laufen.
Ich sah, wie ein Schwarm Schwalben auf mich zu flog. Ich blinzelte einmal. Es waren keine Schwalben mehr. Dies waren pechschwarze Raben die immer mehr und mehr wurden, je öfter ich blinzelte. Sie wurden lauter und lauter. Es hörte sich nicht mehr wie ein normales Vogelgeräusch an. Eher als. Eher als würde mich jemand anschreien. Einer fing an meinen Namen zu schreien. Genevieve, Genevieve. Immer lauter, bis aufeinmal alle Raben ihn schrieen. Ich versuchte mir beim Laufen die Ohren zu zu halten. Der erste Vogel fing an mich zu pikken. Der zweite gleich hinterher, bis alle an meinem Körper waren. Diesmal fing ich vor Schmerzen an zu schreien. War dies doch meine Ende? Ist das mein Schicksal gewesen? Meine Beine ließen nach. Ich fiel zu Boden. Der Regen und die Vögel hatten die Kontrolle über mich. Ich bin verloren, solange ich es nicht vom Strand schaffe.
Diese Schmerzen. Wann werde ich es endlich schaffen.

Meine Augen waren geschlossen, doch ich hörte wie mein Freund meinen Namen schrie. Ich konnte spüren das ich auf dem Nasen Teppich in seiner Wohnung lag. Dieser ekelhaft klebrige Teppich. Ein weiteres Mal, hörte ich ihn meinen Namen schreien. Seine Hände umfassten meinen Körper und er fing an mich zu rütteln. Ich konnte nichts sagen, so als wäre ich paralysiert. Ich hörte wie Alec anfing zu fluchen. Er benutze die verschiedensten Begriffe. Sein Fluchen wandelte sich um ins Flehen. Er sagte mir ich solle aufwachen. Als er merkte, dass dies auch nichts brachte, fing er an mich zu beleidigen. Seine Stimme war aggressiv, so als hätte ihm jemand das genommen was ihm am wichtigsten ist und gibt es ihm nicht zurück.
Irgendetwas ging zu Bruch. Ich glaube es war der Bilderrahmen mit dem Bild von uns was ich ihm zu unserem ersten Jahrestag geschenkt habe. Ach unser erster Jahrestag. Er war so wunderschön. Alec hatte ein wunderschönes Essen vorbereitet. Er hat sich so viel Mühe gegeben. Nach dem Essen, sind wir in ein altes Autokino gefahren. Wir mussten etwas länger fahren, da in unserer Stadt keins war. Die Autofahrt war echt toll. Wir haben laut unsere Lieblings Lieder gesungen und gelacht. Gemeinsam gelacht. Wann haben wir das letzte mal gemeinsam gelacht. Wenn ich weinen könnte, würden mir jetzt tausende Tränen über das Gesicht laufen.
Etwas anderes ging zu Bruch. Diesen Gegenstand konnte ich nicht zuordnen. Es hörte sich an, als käme er aus der Küche.
Ich hörte wie der Wasserhahn aufgedreht wurde. Er lief bestimmt mindestens eine Minute. Ich hörte Schritte auf mich zu kommen. Alec stand genau vor mir. Ich konnte es spüren. Ich spüre es immer wenn er in meiner Nähe ist. Er hat eine finstere Aura die man nicht übersehen kann.
Ich hörte ihn noch einmal ganz laut meinen Namen schreien. Aufeinmal spürte ich etwas eiskaltes auf meinem ganzen Körper. Ich glaub er hat gerade einen Eimer Eiswasser auf mich ausgekippt. Ich glaube er wollte damit erreichen das ich aufwache. Vielleicht ist es besser so wenn ich paralysiert hier liegen bleibe. Vielleicht ruft er dann einen Krankenwagen und ich komme aus dieser Hölle endlich heraus. Aber nein. Das würde Alec niemals tun. Sollte ich wirklich nicht mehr aufwachen, wird er mich eigenständig für tot erklären und meinen halbtoten Körper irgendwie verschwinden lassen. Alec stellt niemanden über sein eigenes Leben. Nichts ist wichtiger als sein Wohlergehen. Das bekomme ich jeden Tag zu spüren. Ich muss bald aufwachen, er wird mich noch tatsächlich umbringen. Genevieve öffne die Augen. Na los!
Ich hörte wie seine Schritte sich von mir entfernten und die Haustür geöffnet wurde. Haut der jetzt ab? Bitte lieber Gott lass ihn nie wieder zurückkehren.
Die Tür viel ins Schloss.
Ich spürte ein leichtes Kribbeln in meinen Füßen, so als wenn er gerade eingeschlafen war und wieder aufwacht. Diese Kribbeln zog sich hoch bis zu meinen Augen. Ich schlug sie langsam auf. Ich lebe. Er wird mich nicht umbiegen. Noch nicht.
Ich setzte mich auf und schaute mich einmal um. Es war tatsächlich unser Bild gewesen. Es lag rechts neben mir. Ich griff danach und schaute es mir genau an. Mit meinem Daumen glitt ich über sein Gesicht. Plötzlich bemerkte ich, dass ich höllische Kopfschmerzen habe. Ich fasste mir an den Kopf und bemerkte, dass ich Blut an der Hand hatte. Ich sammelte meine wenigen Kräfte und stand auf. Am Spiegel angekommen, betrachtete ich mein Selbstbild. Ich hab eine riesige Wunde auf der Stirn. Woher kam die? Als ich mich umdrehte um nach Hinweisen zu schauen, sah ich eine kaputte Whisky Flasche. Blitzartig kamen meine Erinnerungen wieder hoch. Alec war mal wieder betrunken und hat mir aus Wut eine Flasche Whisky an den Kopf geworfen. Ich viel zu Boden und wurde Ohnmächtig. Ich schaute mich wieder im Spiegel an und betrachtete mich genau. Ich war klitschnass. Mein schwarzer Kimono klebte an meiner Haut. Mir ist Eiskalt. Eine Träne kullerte meine Wange herunter. Ich sah aus wie eine Braut die an ihrem Hochzeitstag sitzen gelassen wurde, außer dem Blut natürlich. Meine Haare waren komplett zerzaust. Die Mascara überall im Gesicht verteilt und das wertlose zugleich leere Gefühl in meinem Körper.
Als ich mich umdrehen und ins Schlafzimmer gehen wollte, hörte ich die Haustür aufgehen. Ich brauchte mich nicht umdrehen um zu sehen das Alec mit seinem Kumpel Zack im Türrahmen stand. Angst machte sich in meinem ganzen Körper breit. Was passiert nun? Ich drehte mich ganz langsam um und schaute in ein aggressiv wütendes und ein verwundertes Gesicht. Ich komme niemals lebend weg von ihm. Solange ich diese Zone nicht verlasse oder einen Unterschlupf finde, werden der Regen und die Raben mich töten. Wird Alec mich töten.

You were good to meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt