Hausbrand

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Sie zünden ungerührt Kerzen an
Nebst Geschenkbergen und sagen dann
Ihre Entschuldigungen wieder nicht,
Weil man von so etwas ja nicht spricht.

Man fragt sich
Wissen sie denn nicht,
Dass ihr Haus in Flammen steht,
Dass ihre Welt bald untergeht,
Dass man sich redend nur versteht
Und lügend immer fort im Kreise dreht?

Da stapeln sich Hoffnungen nebst leeren Versprechen,
Eingehüllt in Glitzer unterm Leichnam eines Baums,
Stumm werden Herzen brechen -
Es ist ein wiederkehrender Albtraum

Und man fragt sich allmählich
Wissen wir denn nicht,
Dass es uns alle etwas angeht
Was man uns für eine Zukunft andreht,
Dass es keinem von uns entgeht
Wenn am Ende des Abends jeder allein dasteht?

Für ihn haben sie kein Ohr mehr oder auch Herzen
Lieber möchten sie die Einsamkeit schweigend verschmerzen
Würden sie einmal nur den richtigen Rat beherzen
Vielleicht würde es warm werden im Schein der weißen Kerzen

Und man fragt sich zurecht
Ob sie ihn insgeheim genießen,
Den jährlichen Hausbrand
Aus Vorwürfen und Flüchen
Dafür all das Papier, die Schleifen, das Geld,
Für ein krampfhaftes Glück geben sie die Welt
Fast genauso kampflos her, wie die eigene Zeit
Dieses Jahr sind wir für Weihnachten wirklich bereit.

bad poetry | en & gerWhere stories live. Discover now