Kapitel 1

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Mias Sicht:

Mühsam kämpfte ich mich aus meinem Bett. Ich hatte wieder bis spät in die Nacht geweint. Nach außen hin, machte ich einen auf starkes Mädchen und die in der Wg schienen mir das sogar einigermaßen abzunehmen. Wahrscheinlich waren sie aber nur zu beschäftigt, um mir irgendwas abzunehmen. Selbst meine Eltern hatten keine Ahnung, was in mir vorging. Sie alle ertranken in Arbeit und mussten zusätzlich auch mit ihrer eigenen Trauer um Eugenia klar kommen.

Sie war zwar meine beste Freundin, genauso wie Lana, aber die komplette WG hatte Eugenia ins Herz geschlossen...

Nachdem ich den Kampf des Aufstehends hinter mich gebracht hatte, führte mich mein Weg vor den großen Spiegel in meinem Zimmer. Das Mädchen, das ich dort zu sehen bekam war blass, dünn, hatte Augenringe des Todes und rot verweinte Augen. Kurz gesagt, ich sah einfach nur scheiße aus. Mein Blick schleifte nun weiter durch mein Zimmer. Auf meinem Schreibtisch stand ein eingerahmtes Bild von Lana, Eugenia und mir. Ich ging drauf zu und nahm es in die Hand. Eine Träne tropfte auf das Glas. Meine Träne. Zuerst hatte ich Lana verloren, schon da hatte mein Lebenswillen einen Knacks weg bekommen, und dann hatte sich Eugenia das leben genommen. Ohne die beiden war mein Leben nicht mehr das gleiche. Die Trauer war zu groß.

Vorsichtig stellte ich das Bild von uns wieder zurück auf meinen Schreibtisch und griff zu dem Brief der direkt daneben lag. Der Abschiedsbrief von Eugenia war durch das häufige Lesen schon sehr zerfleddert und an einigen Stellen durch meine Tränen, die ich darauf verloren hatte, durchweicht. Seufzend und mit Tränen in den Augen öffnete ich ihn erneut. Ich hatte ihn schon so häufig gelesen, so dass ich ihn auswendig kannte. Trauernd legte ich ihn vorsichtig wieder in den Umschlag und neben das Bild auf meinem Schreibtisch.

Professionelle Hilfe, ja das wäre ein Anfang damit klar zu kommen. Allerdings war ich mir nicht mal mehr ganz sicher, ob ich überhaupt noch leben wollte. Der Gedanke von dieser Welt zu gehen und endlich wieder mit meinen besten Freundinnen vereint zu sein, war sehr verlockend, aber konnte  ich das meinen Eltern wirklich antun.

Andererseits wäre dann auch endlich die Geschichte mit diesem dummen Lehrer aus der Welt.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es Zeit ist zur Schule zu gehen. Ich nahm mir meinen Rucksack und schlich mich nach unten, damit mich niemand hörte. Heute konnte ich echt keine Diskussion über das Essen gebrauchen. Doch zu meinem Glück war niemand mehr da. Sie alle waren schon bei der Arbeit. Zu Fuß machte ich mich auf den Weg zur Schule. Wenige Meter vor der Schule blieb ich stehen. Ich konnte diesen Schultag heute einfach nicht überleben.

Sofort machte ich kehrt. Ich brauchte Hilfe und zwar jetzt!

Es gab nur zwei Personen auf dieser Welt, die mir professionell helfen könnten und bei denen ich keine Angst haben brauchte.

Nach zwanzig Minuten kam  ich endlich vor dem Haus an. Zuerst stand ich einige Minuten vor der Haustür, bevor ich mit zitternden Fingern die Klingel bestätige. Nervös schaute ich auf den Boden.

"Mia, was machst du denn hier?", sprach mich Miriam an, die mittlerweile die Tür geöffnet hatte.

"Hey Miri", flüsterte ich.

" Ist alles in Ordnung bei dir?", ihre Sorge lies sich deutlich aus ihren Worten heraushören.

Ich schüttelte den Kopf, bevor ich in Tränen ausbrach.

" Komm erstmal rein Mia", sagte Miriam einfühlsam und zog mich mit ins Wohnzimmer.

Dort setzte ich mich auf das Sofa, während Miriam sich direkt neben mich setzte. Noch bevor ich anfangen konnte zu reden, kam eine noch halb schlafende Katharina in das Wohnzimmer geschlurft. Als sie mich sah, war sie direkt hellwach.

" Mia, was ist passiert?", mittfühlend setzte sie sich neben mich.

" Ich hab Mist gebaut", schluchzte ich leise.

" Mia, was meinst du mit Mist gebaut?", kam es besorgt von Katharina.

Nochmals atmete ich tief durch, bevor ich langsam nach meinem linken Hoodie Ärmel griff und diesen hoch zog. Sofort kamen die frischen Wunden von heute Nacht zum Vorschein.

Die beiden hübschen Frauen neben mir schwiegen für einen kurzen Moment, bevor Miriam vorsichtig nach meinem Arm griff, um die Wunden zu begutachten.

" Du vermisst sie oder?", sprach Miriam den Gedanken aus, den wahrscheinlich auch Katharina hatte.

Ich nickte, schaute auf den Boden und wäre am liebsten in ihm versunken.

" Ich gehe mal ein paar Verbände holen", meldete sich Katharina zu Wort und verschwand direkt wieder nach oben.

Währenddessen drückte Miriam ein sauberes Handtuch, dass sie irgendwo her gezaubert hatte, auf die noch halb blutenden Schnitte. Kurz zuckte ich vor Schmerz zusammen, was mir einen besorgten Blick von Miriam einhandelte.

" Mia, von wann sind die?", fragte sie vorsichtig.

"Von heute Nacht", beantwortete ich leise ihre Frage.

Kurz darauf kam Katharina mit ein paar Verbänden zurück.

" Kathi, die Schnitte bluten immer noch und die sind von heute Nacht", klärte Miriam sie auf.

Besorgt zog diese nur eine Augenbraue hoch. Die beiden blickten sich kurz vielsagend in die Augen und schienen zu verstehen, was die jeweils andere sagen wollte....

Ich lebe oder sowas ähnliches (aceasta zi... Dieser eine Tag Teil 2 ( asds ff))Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt