//2//

21 1 0
                                    

Renjun//

𝔼r wusste nicht wie lange er bereits lief. Seine Beine zitterten, sein Gesicht glühte voller Hitze, der Schweiß rann seinen Körper hinab und die Luft wurde ihm unangenehm aus der Lunge gepresst. Die Sonne stand bereits tief am Himmel und würde innerhalb kürzester Zeit untergehen.
Normalerweise hätte er im einer solch klaren Nacht auf dem Dach des Waisenhauses gesessen und Sternbilder beobachtet. Sie faszinierten ihn. Er musste einen Unterschlupf für heute Nacht suchen. Die Wildnis war durchaus gefährlich. Bären, Wölfe, tollwütige Kojoten und Schakale könnten ihm in dieser Halbwüste um die Stadt Bardiah herum in die Quere kommen.

𝔼r hatte keine Ahnung was er jetzt tun sollte. Es war aussichtslos.
1. Er war abnormal
2. Er war ein Kind
3. Er war arm
4. Er hatte niemanden
5. Er hatte keinen blassen Schimmer wo er war.
Er würde wohl in dieser Wildnis seinen letzten Atemzug nehmen, die Luft zum letzten Mal seine Lunge durchfließen spüren, seine Glieder zum letzten Mal bewegen und sein Ende finden, ohne dass irgendeiner jemals davon erfährt, dass ein Junge mit
violett-leuchtenden Fähigkeiten gestorben war. Es wäre also nutzlos zu sterben. Niemand würde um ihn trauern. Niemanden würde es jucken.
Renjun sträubte sich gegen seine Gedanken. Er war schon immer etwas empfindlich gegenüber solchen Themen gewesen.
Da fiel ihm eine Person ein, die ihn eventuell vermissen könnte...
Jungwoo. Sein bester Freund. Sie waren immer zusammen gewesen bis Jungwoo krank geworden war. Keiner wusste an welcher Krankheit sein bester Freund litt. Die Mediziner der Stadt behaupteten, es wäre eine bereits weit vorangeschrittene Art eines Viruses, einer Art Grippe. Aber dann würde Jungwoo doch nicht anderthalb Jahre mit einem verschleierten Bewusstsein in seinem Bett liegen. Manchmal wachte er ganz plötzlich auf und schrie. Das Waisenhaus konnte sich keine gut ausgebildeten Mediziner leisten. Die meisten glaubten eh, das Jungwoo niemals mehr bei vollem Bewusstsein sein würde. Außerdem war da noch eine Sache...
Er erkannte niemanden mehr. Nichtmal Renjun. Deswegen war es unwahrscheinlich das Jungwoo überhaupt bemerkt hatte, das Renjun nicht zurückkam.
Renjun seufzte und hielt inne. Er ließ sich auf den trockenen Boden fallen und zog seine Beine eng an die Brust. Er ließ seinen Rucksack von seiner Schulter gleiten um den Wasserschlauch hervorzuholen. Durstig trank er ein paar große Schlücke bevor er ihn wieder zurück in den Lederrucksack steckte. Schließlich musste er sich das Wasser bis zur nächsten Quelle aufteilen. Er durfte nicht zu viel auf einmal trinken, egal wie durstig er war. Sein Hungergefühl war noch sehr niedrig, weshalb er beschloss erst mal seine Reise fortzusetzen.

𝔸ls der Mond zum Vorschein kam und die
Sonne vollständig verschwunden war, musste er wohl in dieser Nacht auf freiem Feld schlafen... Er benutzte seinen Rucksack als Kopfkissen und deckte sich mit einem großen Mantel zu, den er erst letzte Woche von einem der Kleiderständer gestohlen hatte. Er starrte in den dunklen Himmel und versuchte die Sterne zu zählen. Schlafen konnte er nicht. Es war soviel an diesem Tag passiert und er wünschte sich außer Jungwoos Genesung nichts sehnlicher als das dieser Tag noch einmal von vorne starten könnte. Er wäre nie zu dem Engel hingegangen. Er hätte nie hunderte von Menschen verschreckt. Er hätte nie über seine Abnormalität herausgefunden. Bedrückt schloss er seine Augen. Wie gerne er doch jetzt in dem Holzbett des Waisenhauses liegen würde und mit ein paar der anderen Kindern rumalbern würde. Keine Sorgen zu haben. Er seufzte erneut und versuchte an etwas anderes zu denken.
Glücklicherweise vielen ihm plötzlich all die Streiche und Ereignisse mit Jungwoo ein. Ein Lächeln zierte seine Lippen. Er schloss seine Augen und ließ seine Erinnerungen Revue passieren...



//𝟹 Tage später//

𝔻a! Ein Fluss! Endlich! Renjun dachte kein bisschen nach und rannte direkt los. „E...Endlich!" röchelte er und hastete so schnell wie möglich zu dem Paradies. Je näher er dem kleinen Fluss näherte, um so besser erkannte er die Umgebung. Ein Wald! Ein Wald! Überglücklich zog er seinen Rucksack aus und entledigte sich seinen stinkenden Klamotten. Er ließ seine Fußspitze in das Wasser gleiten um die Temperatur zu testen. Kalt. Sofort sprang er mit einem großen Satz in das trübe Wasser, was er aber sofort bereute. Es war kälter als er es erwartet hatte. Mit klappernden Zähnen rieb er sich über die Oberarme um ein wenig Wärme zu erzeugen.
Nachdem er sich an die Wassertemperatur gewöhnt hatte, tauchte er mit seinem ganzen Körper unter. Die Wassermassen ummantelten seinen Körper angenehm und fühlten sich erfrischend an. Wohlige Seufzer verließen die Lippen des Junges, als dieser sich auf dem Flussbett treiben ließ. Er schloss die Augen und dämmerte sanft dahin....

Als er wieder aufwachte, waren höchstens 30 Minuten vergangen. Er wollte eigentlich noch etwas im Wasser bleiben, Jedoch fühlte er sich furchtbar beobachtet. Mit einem mulmigen Gefühl holte er sich das Paar Wechselklamotten aus seinem Rucksack und zog diese an. Plötzlich knackte ein Ast mehr als nur laut. Voller Schreck fuhr der Junge herum. Nichts. Misstrauisch packte er seine vorherigen Klamotten, die er eben in dem Fluss gewaschen hatte und anschließend in der Sonne getrocknet hatte in den Rucksack und verstaute das Geschenk seiner Mutter sorgfältig versteckt unter diesen. Hinter ihm raschelte es erneut. „Ach komm schon!" rief er und fuhr herum, nur um in ein paar dunkler Augen zu sehen.
„Uahhhh!" erschrocken schrie er auf.
„Shhhhh shhh shhh!" machte das Paar dunkler Augen und drückte Renjun den Zeigefinger auf die Lippen. Der Fremde nahm Abstand von ihm und stellte sich aufrecht vor Renjun.
Es war ebenfalls ein Junge, vermutlich im seinem Alter. Der Junge war recht schlank, etwas größer als Renjun, hatte dunkelblonde Haare, wie gesagt, sehr dunkle Augen und trug ein orange-gelbes Gewand.
Er strahlte wie die Sonne höchstpersönlich.
„Wer bist du????" fragte Renjun immer noch misstrauisch.
„ICH BIN DER GOTT DES TODES!!!" brüllte der Junge und verzog sein Gesicht zu einer äußerst hässlichen Grimasse.
Renjun machte schnell einen Satz nach hinten.
Der Junge lachte sich schlapp.
„Dachtest du echt ich bin ein Gott? Ich mein den Body hab ich ja aber ich bin viel zu gutaussehend dafür..." der Junge lachte herzhaft.
„Ich bin Haechan. Schön dich
kennenzulernen!"
Sagte der Junge nun.
„Volle... Volle Sonne???" fragte Renjun verwirrt.
„Meine Eltern nannten mich eigentlich Donghyuk...Lee Donghyuk. Nenn mich bitte nie so..."
Haechan senkte den Blick. Renjun nickte.
„Ich bin Renjun Huang. Ich bin aus Bardiah..."
Haechan sah ihn entgeistert an.
„Wieso bist du weggelaufen? Alle die ich treffe, die aus Bardiah kommen, schwärmen immer davon, wie toll Bardiah ist."
Renjun zog seine Stirn in Falten.
„Ich-Ich hatte einen kleinen Zwischenfall..."
Antworte er wahrheitsgemäß.
„Zwischenfall?" hakte Haechan weiter.
„Zwischenfall!" antworte Renjun.
„Apropos Bardiah, wieso gehst du nicht nach Bardiah, wenn dir die Stadt so gut gefällt?"
Haechans Augen weiteten sich und sein Mund öffnete sich, als ob er etwas sagen wollte.
„Oh Ehm... Naja ich bin anders als du denkst...heheheh." Haechan rieb sich unruhig den Nacken.
„Du bist auch abnormal?!?!" Renjun starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
„Geht's noch lauter? Ja ich bin ein Seher. Also sehe Visionen, die Vergangenheit und die Zukunft, kann durch das Berühren von Gegenständen über deren Geschichte herausfinden, kann den Standort von Personen ermitteln und mehr... Aber was heißt „auch"?"
Renjun lächelte scheu.
„Ich bin auf jedenfall auch abnormal. Ich hab nur keine Ahnung was ich bin."
„Was kannst du denn? Dich in ein anderes Wesen transformieren, Mit Geistern sprechen und diese sehen, unglaublich schön singen sodass du Männer in den Tod schicken kannst, in der Zeit rumspringen oder willst du Menschen fressen, sie verfluchen oder aussaugen. Oder wirst du unsichtbar und dir wachsen Flügel oder deine Augen verfärben sich und du kannst unbekannte Mächte erz-"
„Ja! Genau das! Alles war violett!"
„Violett? Von Violetten Elementmeistern habe ich noch nie was gehört..."
„Wirklich? Also bin eine Art lila Elementmeister?"
„Ich hab keine Ahnung..."
Haechan schüttelte den Kopf.
„Wenn wir beide nicht zurückkönnen, müssen wir wohl oder übel zu einem Abnormalen Lager. Da ich ein Seher bin, muss ich ins Locus Lager, im Osten. Um genau zu sein in dem Eisbergen. Ich hab keine Ahnung was du bist, weshalb wir vielleicht auch in den anderen Lagern, sprich Caelum, Ignis, Aqua und Terra vorbeischauen sollten, da diese vielleicht etwas über dich wissen. Außerdem bin ich noch auf der Suche nach ein paar guten Freunden von mir. Als wir gejagt wurden haben sich unsere Wege leider getrennt." meinte Haechan. Renjun nickte.
„Also sind wir jetzt Partner?"
„Partner!" Haechan zeigte sein strahlendes Lächeln.
Zusammen machten sie sich auf nach Osten, im Rücken die untergehende Sonne...

~1410 W.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 30, 2022 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

үσυ'яє αвησℝɱαl Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt