Drittes Kapitel

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Sobald ich ein sich bewegendes Objekt in der Nacht ausmachen konnte, ließ ich meinen Pfeil losschnellen und musste kurz bei dem quickenden Aufschrei lächeln. Das war zweifellos eines der Monster gewesen. Doch gerade da es so dunkel war, konnte ich erst spät meine Ziele erkennen und wechselte recht schnell zu meinem Schwert. Meine erste Bewegung war eine Drehung, bei der ich bereits einen Widerstand spürte und dann einen vermuteten Schlag auskonterte. Es war einfacher als erwartet ohne Sicht zu kämpfen, ich vertraute meinem Gefühl und reagierte auf das, was ich im Moment sehen konnte. Viel planen war nicht im Spiel. Ich wusste nicht, ob inzwischen alle erledigt waren, oder ob die anderen sich zurückgezogen hatten, als ich zunächst nichts mehr ausmachen konnte. Etwas verwirrt schaute ich mich um. Auch Legolas war nirgends zu sehen. So weit außer Sicht konnte er nicht sein.

Mir wurde meine ganze Luft aus dem Körper gequetscht, als sich zwei Arme von hinten um mich schlangen und mich zurückzogen. Ich wollte mich wehren, als ich bereits den Boden unter mir spürte. "Still", zischte plötzlich eine bekannte Stimme, worauf ich mich ein wenig entspannte. Erst jetzt wurde mir klar, was ich im Unterbewussten gerade gesehen hatte. Der Prinz hatte mich vor einem Pfeil gerettet, der genau auf Kopfhöhe dann vor mir vorbei gezischt war. Ich bewegte mich nicht, als er seine Arme vorsichtig unter mir herauszog, doch neben mir liegen blieb. "Sie haben Bogenschützen aufgestellt", hauchte er leise und ich nickte leicht. Das hieß, dass wir nicht mehr aufstehen durften. Der Gedanke im Dreck umherzurobben reizte mich nicht unbedingt.

Ich erhob mich soweit, dass ich über die Grashalme blicken und nun doch im Umkreis Gestalten entdecken konnte, welche langsam näherkamen. Alle hatten zweifellos einen gespannten Bogen in der Hand. Ich drehte mich zu Legolas um, welcher mich eindringlich anschaute. Ich wusste nicht woher, doch mir war sofort klar, welchen Plan er hatte. Ich nickte und spannte, wie er meinen Bogen so gut es ging. Auf dem Boden ließen wir beide jeweils gleichzeitig die Sehne los, worauf der Pfeil den nächstbesten traf und wir beide aufsprangen. So schnell ich konnte, spannte ich einen Pfeil nach dem anderen ein und zerstörte die gegnerischen, welche von den noch Lebenden kamen, die Legolas noch nicht erwischt hatte. Es waren gerade so viele, dass ich sie noch zerstören konnte, bevor einer von ihnen ihr Ziel erreichte.

Es dauerte nur ein paar Sekunden, die mir wie Minuten vorkamen, bis alle erledigt waren. Ich ließ meine Waffe erlöst sinken und drehte mich zu Legolas um. Auch er schien erleichtert zu sein. Ich konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken und fuhr mir durch die Haare. Ich wusste selbst nicht so genau, woher es kam, doch es schien auch mein Gegenüber anzustecken, welcher nun lächeln musste. Ein paar Sekunden herrschte tonloser Blickkontakt zwischen uns, bis wir wieder ein Rascheln neben uns hörten. Das Licht hatte sich wieder auf den Weg zu uns gemacht. Ich musste kurz durchatmen, bevor ich mich auf die drei Menschen konzentrieren konnte, welche nun vor uns standen. "Ich danke euch, ihr habt uns das Leben gerettet!", keuchte die Frau. Hinter ihr standen zwei Kinder, das Mädchen war schon fast erwachsen, der Junge noch etwas jünger. Ich sah zu Legolas und erwartete, dass er ihnen eine Antwort geben würde, doch er sah mich bloß zurück an. Ich war etwas verwirrt, doch wollte nicht, dass sich eine Stille zwischen uns ausbreitete. "Kein Problem. Was tut ihr so weit draußen?" Die Frau legte ihre beiden Arme um ihre Kinder und setzte einen trübseligen Blick auf. "Mein Mann und ich haben eine Farm nicht weit von hier. Der Angriff kam so überraschend", antwortete sie und sah zu Boden. Ich nickte verstehend und versuchte aufmunternd etwas zu lächeln. Ich wusste, dass ich die Geschichte nicht zu nah an mich ranlassen durfte, doch natürlich traf sie mich.

"Ich hoffe ihr könnt noch irgendwo anders Zuflucht finden. Ich wünsche euch alles Glück der Welt", lächelte ich und legte kurz meine Hand auf die Schulter der Tochter, während ich alle drei kurz ansah. Die Frau nickte bloß und gab einen leisen Ton von sich, der die Kinder dazu aufforderte mitzukommen. Ich sah ihnen noch hinterher, wie sie in der Dunkelheit verschwanden und noch die sich entfernende Fackel zu erkennen war. "Das wird deine Entscheidung übers Reisen wohl nicht unbedingt ins Gute ändern", murmelte Legolas und fuhr sich kurz über seinen Mantel. Ich sah ihn ohne irgendeine Emotion an. Was hatte das alles zu bedeuten? Was bezweckte er damit? Ich nutzte ihm nichts, warum also redete er so viel mit mir? Als Prinz hatte er wohl besseres zu tun?

Intrigen im Düsterwald // Legolas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt