Diesmal war mir klar, neben wem ich aufwachte, als sich ein Körper neben mir bewegte. Ich bemerkte, dass mir kalt war und nur zu einem Teil zugedeckt war. Legolas hatte sich neben mir aufgesetzt und stand auf. Etwas verwirrt beobachtete ich ihn, während er durch das Zimmer ging. Es war kurz vorm Morgen, doch noch lange nicht Zeit zum Aufstehen, auch nicht für mich. Was machte er also?
Doch die Antwort wurde mir schnell geliefert, als ein tiefes Donnergrollen durch den Raum bebte. Erst jetzt bemerkte ich das Prasseln der Regentropfen, das das ganze Zimmer zu erfüllen schienen. Draußen war wohl ein ganzer Sturm entstanden. Legolas überprüfte noch einmal die Fenster und zog dann die Vorhänge vor, bevor er sich wieder auf den Weg zurück zu mir machte. "Morgen", hauchte er so leise, dass ich durch den Regen fast gar nichts verstehen konnte. "Wann hat das denn begonnen?", murmelte ich leise, während er sich wieder neben mich legte und mir meine Haare aus meinem Gesicht strich. "Erst vor ein paar Minuten. Du bist ganz kalt", antwortete er sanft und zog wieder die Decke über uns beide. Meine Lippen bebten leicht, als ich mich näher an seinen warmen Körper kuschelte. Unsere Gesichter lagen uns gegenüber und für eine Weile schauten wir uns einfach nur in die Augen, bis er wieder anfing über meine Haut zu streichen. "Vielleicht können wir dann ja nicht aufbrechen heute?", flüsterte ich leise und zuckte kurz zusammen, von einem lauten Donnerschlag. Legolas lächelte leicht, doch ich konnte erkennen, dass er es nicht in Betracht zog.
"Du weißt, dass ich gerne noch weiter hierbleiben würde, aber ich muss meinem Vater Bericht erstatten." "Wegen dem von gestern?", fragte ich und seufzte leicht. Er nickte kaum merklich. "Du willst mir nicht davon erzählen, oder?" Er ließ seine Hand auf meiner Wange verweilen und zögerte. "Ich denke nicht, dass es dich interessieren würde", antwortete er schließlich in einem Tonfall, der mich ihm glauben ließ. Trotzdem gefiel es mir nicht, dass er dachte mir nicht alles anvertrauen zu können. "Ich will, dass du mit mir über alles reden kannst", flüsterte ich also und rutschte noch ein wenig näher. "Das kann ich. Es ist auch nicht für mich persönlich von so großer Wichtigkeit." "Das hat gestern aber anders ausgesehen", antwortete ich etwas ungläubig und der liebevolle Ausdruck auf seinem Gesicht verschwand ein wenig. "Egal, ob ich es will oder nicht, ich muss mich darum kümmern und ich will nicht, dass du auch diese Bürde tragen musst", erklärte er ernst und sah mich eindringlich an. Ich lächelte leicht und rückte so weit vor, dass ich ihn sanft küssen konnte. Ganz zufrieden war ich zwar immer noch nicht, doch es reichte, um einfach die Zeit mit ihm zu genießen.
"Ich habe beschlossen wieder meinen Titel anzunehmen", murmelte ich leise, als wir uns wieder ein wenig trennten. Er sah mich überrascht, doch auch erfreut an. "Ich will nicht, dass du das nur wegen mir machst", antwortete er etwas besorgt und musterte mich. Ich wollte widersprechen, doch zögerte kurz. Eigentlich machte ich es auch nur wegen ihm, doch er war, was ich wollte. "Es ist ein geringer Preis", flüsterte ich zurück und lächelte. Legolas schüttelte leicht seinen Kopf und setzte zum nächsten Kuss an. Thranduil würde sicher nicht froh darüber sein, wenn es rauskam, doch zumindest würde er mich mit etwas mehr Respekt behandeln.
"Ich sollte wieder rüber. Wenn wir wirklich heute aufbrechen, muss ich alles zusammenpacken", lachte ich, als er sich wieder ein wenig über mich beugte. Er lächelte, ignorierte noch kurz meinen Kommentar, bis er mich schließlich freiließ. Mein Körper war wieder so weit aufgewärmt, dass es mir gar nicht auffiel, dass ich den Mantel vergaß, während ich mich anzog. Vielleicht wollte ich auch zu einem Teil, dass er ihn mir nachbrachte?
Es war so dunkel, dass ich dem Prinzen nur kurz einen Abschiedskuss gab und dann ging. Auch, wenn Bruchtal in einer Schlucht lag, konnte ich das Rauschen des Windes vernehmen, welcher an den Häusern rüttelte. Zwischendurch wurden die Gänge immer mal wieder von den Blitzen beleuchtet, welche über den Himmel zuckten. Ich fühlte mich schnell wieder alleine und wünschte mir, noch länger bei Legolas geblieben zu sein, doch ich musste mich beeilen zu meinem Zimmer zu kommen. Ohne meinen Mantel würde man mich schnell erkennen. Meine Finger zitterten ein wenig, als ich mein Zimmer aufsperrte und eintrat. Sofort schlug mir Kälte entgegen. Hatte ich das Fenster offengelassen? Tatsächlich hörte ich das Schlagen einer meiner Vorhänge, welcher durch den Wind aufgewirbelt wurde. Auch konnte ich beim Näherkommen die einen großen Spalt offenstehende Terassentür erkennen. Also die hatte ich definitiv nicht offengelassen.
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Intrigen im Düsterwald // Legolas FF
FanfictionWie in jedem Königreich, werden auch in Düsterwald dunkle Geheimnisse von seinem Herrscher geheimgehalten, doch was würde passieren, wenn eine unscheinbare Elbin unabsichtlich eines von ihnen aufdeckt? Sie muss sich zwischen Liebe und einem sicheren...