Zwölftes Kapitel

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Alles war still um mich herum und nicht nur einmal sah ich mich paranoid um. Doch was hatte ich schon für eine Wahl? Meine Finger klammerten sich an den Ring. Meine dünne Weste bot nicht gerade den perfekten Schutz vor dem kalten Wetter, doch in der Aufregung bemerkte ich das fast gar nicht. Ich bildete mir ein, dass es Stunden sein mussten, die ich einfach weiterlief. Meine Lunge tat von der eisigen Luft weh, von meinen Beinen ganz abgesehen. Der Morgen musste bald anbrechen, doch durch die dichten Wolken war fragwürdig, woran man das erkennen sollte. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, als ich endlich dunkle Bäume vor mir sah und mich blind hineinwarf. Sofort fühlte ich mich um einiges sicherer. Es war zwar auch noch um ein Stück dunkler, doch schon bald kam ich auf bekannte Pfade. Ich war gar nicht so falsch gelegen mit meinem Gefühl. Von da an dauerte es nicht mehr lange, bis ich die vertrauten Lichter vor mir sah. Eine Sekunde blieb ich an einen Baum gelehnt stehen und atmete tief durch. Ich hatte es tatsächlich zurückgeschafft. Bis ich das realisieren würde, würde wohl noch so einige Zeit vergehen. Jetzt war erst einmal wichtig mit Legolas zu sprechen.

Erschöpft, doch auf eine andere Weise wieder energiegeladen trat ich zu den großen Türen. "Melian?", fragte schon von der Weiten eine bekannte Stimme. "Helevorn?", fragte ich überrascht und kam näher. Er hatte seine stramme Haltung abgelegt und sah mich besorgt an. "Legolas hat das halbe Schloss auf den Kopf gestellt. Wo warst du?" "Wo ist er? Ich muss sofort mit ihm sprechen!", keuchte ich bloß. "Er ist gestern losgeritten, um dich zu suchen. Ich weiß nicht, wann er zurück sein wird", erklärte der aufgeregt. "Dann muss ich eben zum König", murmelte ich eher zu mir selbst und trat zu der Tür, die die andere Wache schnell öffnete. Ich konnte den besorgten Blick Helevorns in meinem Rücken brennen spüren, doch hatte keine Zeit mehr zu sagen. Ich war nicht unbedingt erpicht darauf so mit dem König zu sprechen, durchgeschwitzt und dreckig, doch mein Anliegen war immerhin von enormer Wichtigkeit. Es war mir egal wie offensichtlich ich auf die königlichen Gemächer zusteuerte. Nun ließ es sich sowieso nicht mehr vermeiden, dass ich mit ein paar Wachen sprach. Die ersten ließen mich sogar ohne viele Fragen durch. Doch sie hatten mich auch gekannt.

"Ich muss sofort mit dem König sprechen", begrüßte ich die zweiten schon beim Näherkommen. Sie standen direkt vor dem Eingang zu seinen privaten Gemächern. "Tut mir leid, doch das ist zu dieser Stunde unmöglich", erwiderten diese nur. "Doch das ist es, glaub mir. Ich übernehme die volle Verantwortung", antwortete ich streng und sah ihn ernst an. Er zögerte, doch klopfte schließlich vorsichtig. Ich war mir nicht so sicher, ob Thranduil das auch gehört hatte. Plötzlich wurde mir ganz anders. Mein Herz begann zu flattern. Das hatte es doch früher auch nie getan? Einfach ruhig bleiben. Er würde mir sicher dankbar sein, dass ich damit sofort zu ihm gekommen war. Es dauerte schreckliche Sekunden, bis sich die Tür endlich öffnete und der große König in seinem Morgenmantel vor uns stand. Die Wachen verbeugten sich tief. Auch ich machte kurz mit. "Mein König, vergebt mir, doch ich habe Informationen von höchster Wichtigkeit", sprach ich und versuchte ruhig und konzentriert zu wirken, was mir vermutlich nicht ganz gelang. Er musterte mich, doch nickte schließlich. Er sprach kein Wort, bis wir uns ein wenig von den Wachen entfernt hatten.

"Du bist die Elbin, nach der mein Sohn auf der Suche ist, nicht wahr?", fragte er etwas desinteressiert und faltete seine Hände hinter seinem Rücken ineinander. Ich zögerte kurz. "Stimmt", erwiderte ich schnell und hätte mich im nächsten Moment dafür schlagen können. So sprach man nicht unbedingt mit einem König, doch er schien es mir nicht übel zu nehmen und öffnete eine Tür in ein kleines Zimmer. "Also, was ist von so hoher Dringlichkeit?", fragte er, als wir eingetreten waren und baute sich vor mir zu seiner vollen Größe auf. Ich war natürlich etwas eingeschüchtert, doch entschloss mir nichts anmerken zu lassen. "Ich denke Ihr könnt Euch vorstellen, wo ich die letzten Tage war", fing ich ernst an. Er hob bloß seine dunklen Augenbrauen. "Mein Onkel war anscheinend der Meinung, dass ich irgendwie eine Gefahr für ihn wäre." Nur ganz leicht bemerkte ich, wie er seine Augen zusammenkniff. Mir war klar, dass es vielleicht nicht das Schlauste war, zu sagen, dass ich von all dem wusste, doch ich konnte es nicht anders rüberbringen.

Intrigen im Düsterwald // Legolas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt