ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ 3. Standpauke

17 0 1
                                    

Ich fahre auf kürzesten Weg raus aus der Stadt und zu Lukes Haus. Ich bin immer noch vollkommen wütend auf ihn. Das habe ich versucht zu verbergen als Allison noch da war, aber jetzt ist sie weg und ich will meiner Wut nur noch freien Lauf lassen. Also bringe ich mein Auto zum Stehen als ich an seinem Haus angekommen bin und stelle den Motor ab. Ich ziehe den Schlüssel und knalle die Autotür hinter mir zu, bevor ich zur Haustür gehe und dagegen hämmere. Ich warte einige Zeit, doch niemand macht mir auf. Ich weiß dass er hier ist und wenn er wirklich denkt ich habe das nicht gemerkt, dann muss er wohl ziemlich dumm sein. Also gehe ich um das Haus herum und marschiere nur kurz darauf durch die Terrassentür in sein Haus. Ich wusste dass er sie nicht abgesperrt hat, das hat er nie. Ich gehe den Flur entlang, bis ich irgendwann im Wohnzimmer stehe. Ich denke ich sehe nicht richtig, als ich all die leeren Flaschen sehe in die ich beinahe trete. Inmitten der vielen Flaschen sitzt Luke, eine noch volle Flasche in der Hand, von der er gerade einen Schluck nimmt.

"Nicht dein Ernst oder?" Gebe ich von mir, als sich unsere Blicke treffen.

"Ich glaub ich habe dich nicht herein gebeten." Gibt er von sicher. Seine Stimme ist überraschenderweise noch relativ klar, ich hätte ein betrunkenes Brummeln erwartet.

"Mir ganz egal ob du mich herein gebeten hast oder nicht. Was soll die Scheiße hier Luke?" Meine Stimme wird von Wort zu Wort lauter. Ich gehe auf ihn zu und packe ihm am Arm, sodass er aufsteht. "Steh auf verdammt." Knurre ich, als er sich weigert. Er gehorcht zum Glück und hebt abwehrend die Hände in die Luft.

"Komm mal runter, was ist los mit dir?" Murmelt er und nimmt wieder einen Schluck von der Flasche in seiner Hand. Ich bin kurz davor über zu kochen, also reiße ihn die Flasche aus der Hand und knalle sie auf den Wohnzimmertisch, sodass ich kurz denke dass sie zerspringt.

"Was los mit mir ist? Das sollte ich wohl eher dich fragen. Du hast Allison betrogen und jetzt kippst du dir mitten am Tag haufenweise Flaschen in dich rein!"

"Woher weißt du das mit Allison?" Fragt er und ich merke, dass ich einen wunden Punkt erwischt habe.

"Sie stand heute vor meiner Haustür, vollkommen fertig und dann hat sie mir unter Tränen erzählt was du getan hast. Warum verdammt?"

"Du weiß das ist nun mal meine Art." Meint er.

"Ja ich weiß dass das nun mal deine Art ist an das zu kommen was du brauchst, aber wir anderen schaffen es doch auch irgendwie auf einen anderen Weg. Wieso du nicht auch?"

"Ich weiß es nicht." Sagt er niedergeschlagen und lässt den Kopf hängen. Meine Wut auf ihn schwächt etwas ab und Mitgefühl tritt stattdessen an die Stelle der Wut. Luke war von Anfang an wie ein kleiner Bruder für mich und ich weiß wie schwer er es gehabt hat, oder immer noch hat.

"Luke, du weißt ich will dir nur helfen. Also lass mich auch, wehr dich nicht dagegen und fall wieder in alte Muster. Ich dacht du hast das mit dem trinken hinter dir gelassen und jetzt sehe ich dich hier umgeben von weiß Gott wie vielen leeren Flaschen." Der enttäuschte Blick auf meinem Gesicht ist wohl kaum zu übersehen und ich merke wie meine Worte durch die Mauer dringen, die er um sich aufgebaut hat. Das tut er immer, ich hatte gehofft er legt diese Gewohnheit irgendwann ab.

"Das alles hat sich auch geändert als ich Allison kennengelernt habe, ich wollte besser sein als ich eigentlich bin und irgendwie hat es ja auch funktioniert. Aber das ist jetzt vorbei, dieses Mal habe ich es komplett versaut." Ich sehe Tränen in seinen Augen aufblitzen und mittlerweile ist meine Wut vollkommen verschwunden. Stattdessen habe ich nur noch Mitgefühl für ihn.

"Du warst wie ausgewechselt als du sie kennengelernt hast, fall nicht wieder in alte Muster wie zu den Zeiten vor ihr. Versprich mir du lässt das alles hier." Ich zeige auf die Flaschen zu meinen Füßen und zu meiner Überraschung nickt er.

"Ich versuch es." Seine Stimme ist schwach und er wischt sich einmal schnell über die Wangen. "Ich weiß nur nicht wie ich es hinbekommen soll jetzt wo ich Allison nicht mehr hab."

"Was wenn sie dir verzeihen würde?" Frage ich, doch bekomme nur ein Kopfschütteln.

"Das tut sie sicher nicht. Ich hab in letzter Zeit so vieles falsch gemacht."

"Ich denke ihr einfach die Wahrheit zu sagen würde so einiges leichter machen. Sie hat ein Recht darauf endlich alles zu erfahren, denkst du nicht?" Ich setze mich auf die Couch und Luke tut es mir nach.

"Ich hab Angst weißt du." Gibt er zu und ich nicke verständlich.

"Natürlich hast du das. Ich weiß noch als Seth es Elijah erzählt hat, er hatte auch seine Bedenken." Ich versuche den Schmerz zu überspielen den ich spüre, als ich über meinen Bruder rede.

"Seth war schon immer gut in solchen Dingen. Er hatte auch keine Probleme damit jedem zu sagen dass er schwul ist. Du weiß ich bin nicht der Mensch der einfach mal drauf los redet."

"Seth war gut in sowas, das ist wahr. Aber das muss nicht heißen dass es unmöglich ist mit der Wahrheit raus zu rücken. Ich weiß du kannst das auch, mach es einfach auf deine Weise." Spreche ich ihm gut zu, ich weiß das braucht er gerade.

"Fuck, ich hab keine Ahnung wie ich das hinbekommen soll." Seufzt er.

"Sag ihr einfach die Wahrheit und rede nicht groß drum herum. Ich weiß du kannst das Luke, hab nicht zu viel Angst davor."

"Du redest leicht, du hast ja auch niemanden den du es sagen musst." Meint er und zeigt sogar ein kleines Lächeln.

"Soll das eine Anspielung darauf sein dass ich keine Freundin hab?" Frage ich ebenfalls lächelnd. Luke schüttelt nur den Kopf, unterdrückt aber ein Grinsen.

"Wie du meinst." Sage ich nur und stehe dann von der Couch auf. "Na komm, lass uns das hier aufräumen."

"Du musst mir nicht helfen, das war immerhin mein Werk." Er steht ebenfalls von der Couch auf und nimmt ein paar Flaschen in die Hand.

"Na gut, ich helfe dir trotzdem, aber auch nur wenn du Allison alles erzählst." Ich strecke ihm meine Hand entgegen und warte darauf dass er sie nimmt. Zögerlich hält er auch seine Hand in die Luft und nimmt dann meine.

"Ich sag ihr die Wahrheit." Meint er, als er meine Hand schüttelt, allerdings einen skeptischen Blick auf dem Gesicht. 

POSSESSED 2 - Shattered -Where stories live. Discover now