ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ 6. So wie er

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ALLISON

Zu sagen ich hätte diese Nacht geschlafen wäre eine Übertreibung. Ich saß die ganz Nacht auf der Couch und hin oder wieder bin ich für ein paar Minuten eingenickt, nur um dann in meinem Traum von zwei tief schwarzen Augen angestarrt und somit wieder aus meinem Schlaf gerissen zu werden. Als es heute Morgen wieder hell wurde habe ich mich dazu aufgerappelt zu duschen und mir dann etwas zu essen zu machen, da ich schon seit gestern Mittag nichts mehr zu mir genommen habe. Ich weiß wirklich nicht wie das weiter gehen soll. Mein Kopf schmerzt von all den wirren Gedanken die letzte Nacht durch meinen Kopf geschossen sind, ich habe Angst und ich weiß nicht wie ich es schaffen soll in die Schule zu gehen die morgen wieder beginnt. Ich hoffe die ganze Zeit dass er hier nicht auftaucht, da ich so gut es geht jede Begegnung mit ihm vermeiden will, doch sobald wir beide wieder in die Schule müssen wird das umso schwerer werden. An irgendeinem Punkt werden wir uns begegnen, ob auf dem Flur oder in irgendeinem Unterricht den wir zusammen haben. Ich merke gar nicht wie ich bei dem Gedanken daran die Gabel in meiner Hand panisch umklammere. Ich entspanne meine angespannten Muskeln und lege die Gabel neben meinen Teller, Hunger habe ich eh keinen mehr, also warum noch weiter essen. Ich stelle den Teller auf die Küchenzeile und lasse ihn dort einfach stehen, ich habe keine Lust mich gerade darum zu kümmern ihn aufzuräumen. Ich mache mich wieder auf den Weg ins Wohnzimmer, um mich dort etwas abzulenken. Mir gefriert das Blut im Körper als die Klingel durch das stille Haus hallt. Ich hatte schon befürchtet dass er bald hier auftauchen wird, doch das bedeutet nicht, dass ich auch darauf vorbereitet bin. Ich bleibe stehen wo ich bin und versuche kein Geräusch zu machen, ich will nicht dass er hört dass ich hier bin. Erneut betätigt er die Klingel und ich merke wie mein Körper zu zittern beginnt, wieso kann er nicht einfach gehen. 

"Allison?" Höre ich ihn von draußen fragen, doch es ist nicht Lukes Stimme die da nach mir frägt. Ich entspanne mich etwas als ich realisiere dass Drew vor meiner Haustür steht. "Ich weiß dass du da bist, machst du auf?" Mit noch immer leicht wackeligen Beinen gehe ich zur Tür und drehe das Schloss, sodass sich die Tür mit einem "klick" entsperrt. Langsam öffne ich sie und sehe ihn Drews wartendes Gesicht.

"Hi." Sage ich leise und sehe mich draußen um, ob von Luke irgendeine Spur zu sehen ist.

"Hey." Gibt er zurück. "Kann ich rein kommen?" Ich trete beiseite und lasse ihn an mir vorbei gehen. Ich schließe die Tür hinter mir und deute ihn, dass er rechts ins Wohnzimmer gehen soll. Er folgt meinen Anweisungen und setzt sich auf die Couch. Auch ich setzte mich und sehe ihn erwartend an.

"Wieso bist du hier?" Frage ich.

"Ist das nicht offensichtlich? Ich bin hier um zu sehen wie es dir geht und so wie ich das sehe geht es dir nicht wirklich gut."

"So offensichtlich?" Ich lächle gezwungen, lasse meine Mundwinkel dann aber wieder fallen.

"Du siehst aus als hättest du ein Gespenst gesehen, die Angst ist dir förmlich ins Gesicht geschrieben, außerdem sieht man das du die letzte Nacht wohl kaum Schlaf abbekommen hast." Meint er und liegt mit allem was er sagt richtig.

"Könnte man so sagen." Gebe ich zurück und ziehe dann die Decke über mich die neben mir liegt. Alleine bei dem Gedanken an gestern läuft mir schon ein Schauder über den ganzen Körper.

"Luke meinte du seist einfach weg gerannt."

"Du hast mit Luke gesprochen? Hat er dich hier her geschickt?" Sofort erfasst mich wieder die Panik.

"Ja ich hab mit ihm geredet, er ist gestern vollkommen aufgebracht in meiner Wohnung aufgetaucht. Aber ich bin nicht hier weil er mich darum gebeten hat."

"Er war aufgebracht? Ich sollte diejenige sein die aufgebracht ist und das bin ich auch. Seine Augen waren schwarz Drew, komplett schwarz." Meine Stimme beginnt zu zittern und ich habe Angst wieder in Tränen auszubrechen.

"Ich weiß, ich weiß. Aber Allison ist es nicht das was du die ganze Zeit wolltest? Die Wahrheit? Jetzt hast du sie und dann rennst du einfach weg ohne dass er dir noch irgendetwas erklären konnte."

"Was sollte er denn noch großes erklären? Er sah aus wie ein Monster und ich hatte Angst, panische Angst. Sollte ich da einfach stehen bleiben?" Nun laufen meine Tränen endgültig über und ich schere mich nicht einmal sie weg zu wischen.

"Das alles mag ziemlich verwirrend und angsterregend sein aber gib ihn wenigstens die Chance zu erklären was es damit auf sich hat." Bittet er. "Ich würde es dir ja erklären aber das soll Luke selbst tun."

"Wieso solltest du mir erkl-" Ich halte inne als mir etwas in den Sinn kommt. "D-Du bist genauso wie er oder nicht?" Ich stehe ruckartig von der Couch auf, mein Herz beginnt zu rasen und ich weiß nicht was ich tun soll.

"Ja ich bin wie er, aber Allison bitte du brauchst keine Angst vor mir zu haben." Er steht ebenfalls auf und ich trete instinktiv einen Schritt zurück.

"Geh einfach, bitte Drew lass mich." Meine Stimme ist leise und kaum zu hören, doch ich denke er hat mich trotzdem verstanden.

"Ich werde dir nichts tun okay, das habe ich doch die ganze Zeit auch nicht, genauso wie Luke. Er hat dir nie etwas getan, körperlich meine ich, also warum solltest du jetzt Angst vor ihm haben obwohl er doch noch immer dieselbe Person ist die er davor war? Ich geh jetzt wenn du das willst, aber denk über meine Worte nach, bitte." Ich stehe nur da, weiß nicht was ich antworten soll, stattdessen sehe ich Drew zu wie er aus dem Wohnzimmer geht. Erst als ich höre wie die Haustür zufällt entspannen sich meine Muskeln etwas. Ich versuche mich zu beruhigen und wische mir die Tränen von den Wangen. Ein Wunder dass ich noch immer Tränen vergießen kann, wobei man denken müsste dass ich nach letzter Nacht komplett ausgetrocknet sei. Ich warte eine kurze Zeit bevor ich zur Tür gehe und das Schloss drehe, sodass die Türe wieder abgesperrt ist. Erst dann fühle ich mich wieder sicher.

POSSESSED 2 - Shattered -Where stories live. Discover now