Kapitel 0.3

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Ich stehe vor seiner Haustür und klopfe drei mal und trete einen kleinen Schritt zurück. Calum wohnt zwar nicht alleine aber seine Eltern sind für ein Jahr in England geschäftlich unterwegs. Mali, seine Schwester ist im Moment in den USA gleichen Grundes wie deren Eltern. Ich werde aus meinen Gedanken gerissen als Cal mir die Tür öffnet und und mich hinein zieht und umarmt. Er streicht mir mit seinen kalten Fingern über meinen Rücken und ich fühle mich wohl. Er flüstert mir ins Ohr, dass er mich vermisst hat und ich küsse ihn freundschaftlich auf die Wange und kichere leise. Seine Wangen färben sich beinahe unsichtbar rot und ich folge ihm ins Wohnzimmer, wo er schon Kissen auf dem Sofa platziert und Kerzen und Lichter angemacht hat. Als er sich zu mir umdreht und ich ihn angrinse um ihm zu zeigen, dass ich seine Mühe schätze lächelt er kurz, doch dann wird er wieder ernst. "Calum?" frage ich ihn und er deutet mir mich zu ihm auf das Sofa zu setzen. Ich streiche ihm über seine Wange und er nimmt meine Hand in seine Hände und zeichnet mit seinen Daumen zärtlich Kreise auf meinen Handrücken. Ich kneife meine Augen zusammen und schüttele leicht meinen Kopf. Ich will es gar nicht wissen, was er mir erzählen wird. Als ich meine Augen wieder öffne, sehe ich seine auf unsere Hände blickend und eine Träne über seinen Wangenknochen gleiten und ich küsse sie weg. Er atmet ein und ich sehe seine goldbraunen Augen in meine schauen. "Luna." fängt er an und ich presse meine Lippen aufeinander. " Luna. Ich habe heute einen Anruf erhalten. Alex, er hat es wieder gemacht. Diesmal mit Erfolg. Er ist tot." ich starre ihn an und glaube ihm nicht. "Nein." sage ich ruhig. "NEIN!" schreie ich. " Fuck Calum, NEIN!" ich schlage auf ihn ein. Ich schlage seine Brust und seine Arme. Ich schließe meine Augen. Alex... Mein Bruder. Er war der letzte. Nachdem meine Mutter mit ihrem Lover weg gelaufen ist. Vor ihren Problemen, ihren Kindern. Alex war der einzige. Er liebte mich, auch wenn er es selten zeigte. Aber er war da, immer und hat mir geholfen. Er hat mich vor meiner Mutter geschützt, wenn sie besoffen war. Er hat mir geholfen als sie abgehauen war. Er hat eine schlimme Vergangenheit, wie ich. Er ist von der Schule geflogen, weil er immer öfter sturzbetrunken oder high im Unterricht aufkreuzte, wenn er überhaupt kam. Er hat mich am Leben gehalten als ich noch jung war und meine Mutter uns aufgab und trank. Er hat sich schon oft probiert umzubringen, aber ich war immer bei ihm und habe ihn irgendwie gerettet. Doch dieses eine Mal habe ich versagt. Mal wieder. Seine schwarzen Haare, die grünen Augen, die so viel gesehen hatten, was sie niemals verdient hätten, seine Arme die mich immer beschützten, seine liebe und warme Stimme.. All diese Sachen werde ich nie mehr sehen oder hören können. Alex, mein lieber Alex. Du warst so schön und schlau. So einzigartig und gut, hast imer das Gute in Menschen gesehen. Nun bist du weg. Für immer. Ich brauche und liebe dich, Alexander! Ich werde dich nie vergessen. Niemals.Ich schluchtze. Calum hält mich in seinen Armen und flüstert Dinge in mein Ohr die ich nicht verstehe. Ich bin nicht in der Lage dazu. Ich habe meine Familie verloren, entgültig. Ich habe aufgehört ihn zu schlagen und weine in seine warme Brust hinein. Er hat sein Kinn auf meinem Scheitel. Alex... Ich liebe ihn so sehr. Es tut mir so leid. Fuck! Ich habe versagt. Letzte Woche hatte ich mich mit ihm gestritten, weil er wieder betrunken war und er mich stundenlang beleidigt und angeschrien hatte, dass alles meine Schuld sei, das Mom weg wäre. Er war besoffen, er wusste nicht was er sagte. Ich habe meine Sachen gepackt und bin vorrübergehen bei Cal eingezogen. Wie dumm ich war. Jetzt hat er sich umgebracht und es ist wieder meine Schuld. Ich werde ihn nie wieder sehen können. Nie mehr wieder. Reiß dich zusammen, Luna! Ich öffne wieder meine Augen und atme tief ein und aus. Bis ich in der Lage bin, irgendwas logisch zu bedenken. Cal ist eingeschlafen. Er und Alex waren eng befreundet. Sie verstanden sich gut. Vielleicht auch nur wegen mir, aber es schien, als würde sein plötzlicher Tod auch ihn ans Herz gehen. Ich küsse ihn auf die Stirn und torkel leise in den Flur wo ich den Alkohol, die Zigaretten und die Joints liegen gelassen habe. Ich nehme alles mit und laufe wie in Trance in den Garten und setze mich ins Gras. Ich nehme einen Schluck des  Whiskeys und spüre wie die Flüssigkeit meine Kehle hinunterfließt und meinem Körper einen warmen und gewohnten Schauer gibt. Ich schaue auf meinen linken Arm und sehe Gänsehaut über meinen Narben und nehme noch einen Schluck. Oh, Alex, mein geliebter Alex...  ich starre auf den Himmel über mir und merke wie langsam alles unscharf wird mir eine salzige und warme Träne die Wange hinunter kullert. Ich habe es nie gewollt und du hättest es nie gewollt mich so zu sehen, Alex.  Ich lege die Flasche beiseite und zünde mir den einen Joint an und nehme einen großen Zug und schließe meine Augen kurz und genieße das Gefühl. Ich atme den Rauch durch die Nase aus und rieche den strengen und bekannten Geruch von Marihuana in meiner Nase. Ich lache. Und muss daran denken, dass ich gestern genau das Gleiche tat neben Ashton und relativ glücklich war. Während Alex zu dem Zeitpunkt wohl seinen Suizid vorbereitet und druchdacht hat. Ich nehme einen weiteren, größeren Zug und spüre es kribbeln in mir. Einige Vögel singen in dieser Nacht unschuldig ihre fröhlichen und lieblichen Melodien , Grillen verstecken sich im Gras, Sterne funkeln am Himmel und der Mond leuchtet in einem kühlen Ton. Und ich sitze hier und denke an meinen Bruder. Oh, Verdammt! Alex! Es tut mir Leid! Hätte ich ihn nicht alleine gelassen, sondern wäre bei ihm geblieben, wäre er vielleicht noch am Leben. "Alles hat schon einen Sinn" höre ich eine Stimme. Ich fahre herum und sehe ihn. Im fahlen Mondlicht erkenne ich ihn nur schwer. "Wenn irgendetwas geschieht, wird etwas anderes geschehen, was durch das erste Geschehen geschieht. Es muss keinen all zu tiefen Sinn haben, aber es ist eine unvorhersehbare Kette aus Ereignissen, die sich gegenseitig ergänzen." fährt er fort "So erkläre ich mir das Leben, Luna. Es ist nicht in unserer Macht etwas zu ändern oder etwas zu erfahren, was wir nicht tun oder wissen sollen. Alles hat schon einen Sinn. Glaub mir, Liebes."  Er kommt auf mich zu und ich sehe das goldene Haar, die tiefen Grübchen, die durch sein Lächeln zum Vorschein kommen, die grünbraunen Augen, welche auf meine fixiert sind. " Ashton." murmel ich, drücke die Kippe im Gras aus und widme mich dem Alkohol. Ich nehme einige Schlücke und fange wieder an zu weinen. Du warst doch erst 24, Alex! Dein Leben hat erst angefangen, doch du hast es schon beendet. Niemals wird er eine Frau heiraten, niemals eine Familie gründen, niemals eine Berufung haben, niemals in den Urlaub fahen können niemals ein Leben führen. Er war doch noch so jung. Ashton reißt mir den Wiskhey aus der Hand und schüttet ihn aus. Nimmt die Zigarretten und den Joint und legt sie zur Seite. Er setzt sich zu mir und zieht mich auf seinen Schoß, sodas mein Kopf auf seinen Beinen liegt. Es herrscht eine ohrenbetäubende Stille in mir und ich spüre die ganzen Drogen durch mein Blut rauschen und mich in eine betäubende Lage versetzend. Ich fühle wie mein Herz schneller schlägt und ich unaufhörbar weine, laut ohne nur ein Ton von mir zu geben. Er streicht mit seinen langen Fingern mein wirres Haar aus meinem nach verbitterung schreiendem Gesicht. Ich schäme mich dafür, dass er mich so sieht, aber es tut so gut bei ihm zu sein. Erst jetzt merke ich wie er leise ein Lied singt und ich konzentriere mich voll und ganz auf seine schöne Stimme. Kiss me like you wanna be loved, like you wanna be loved, this feels like falling in love, falling in Love Langsam drücke ich mich vom Gras ab bis mein Gesicht vor seinem ist. Niemals hätte ich gedacht, dass jemand wie Ashton auch Ed Sheeran hört. Ich küsse ihn so zärtlich und lustvoll wie ich nur kann. All die Liebe und Zuneigung die in meiner Seele fehlt spüre ich im Kuss. Und langsam löse ich mich von ihm und flüstere "kiss me like you wanna be loved, Ash" und schon verfangen sich seine Finger in meinem Nacken und unsere Lippen liegen aufeinander und ich fühle mich fantastisch. All der Schmerz der in mir sitzt, ist wie ausgelöscht durch all die Gefühle, die gerade mit den Drogen mich prägen. Nur für einen kurzen Moment. Ich höre ein Quitschen und fahre herum. Ein Junge mit verwuscheltem Haar, Boxershorts und einem Gun's and Roses Shirt steh auf der Veranda und flüstert mit rauer Stimme leise, doch laut genug um alles in mir zu brechen. "Luna?" Seine Stimme schreit nach Schmerz und Trauer und ich sehe wie er zusammen bricht. "Calum!" quitsche ich. Doch es ist zu spät. Er liegt auf dem Holz und zittert und schlägt auf den Boden. Es ist deine Schuld, Luna. Du hast versagt. Mal wieder.

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Zu diesem Kapitel kann und will ich gar nicht viel sagen. Nur eines will ich vermerken. Dieses Kapitel ist durch eigene und wahre Begebenheiten nacherzählt worden. Okay, das war es erstmal!

hazel xx

Mondkinder ~ CashtonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt