Kapitel 2

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Tag 2: Samstag


...mit intensiven Küssen drückt mich Stella an die Wand. Was passiert hier gerade? frage ich mich in meinem Kopf. Ich spüre, wie ihre Hand nach unten wandert und meine harte Erektion hoch und runter bewegt. „Stella...was machst du?“, versuche ich mich zu wehren, doch ich bin machtlos. „Du willst es doch auch, Baby“, sagt dieses überaus heiße Mädchen an mein Ohr. „Stella nei....“, sage ich mit letzter Kraft. Doch bevor ich den Satz überhaupt beenden konnte, bin ich schon dabei, sie zu vögeln...

„Heyy!!! Was hast du?“, werde ich aus dem Schlaf gerissen. „Ahhh!!!“, schreie ich und wache auf. Nicht schon wieder. Erst jetzt merke ich, dass mich das Mädchen aus dem Schlaf geholt hat. Ich hatte wieder einen Albtraum und sie musste es miterleben. Ich merke, wie sie meine Hand hält und mir in die Augen schaut. Sie hat voll die schönen saphirblauen Augen. Meine Atmung ist schwer, aber mit jeder Sekunde, die sie mir über die Hand streicht, wird es besser. Warum musste ich jetzt wieder einen Albtraum bekommen?

Langsam beruhige ich mich wieder. Ich bin total verschwitzt und ich habe keine Sachen dabei, um mich kurz umzuziehen. Scheiße. „Alles gut mit dir?“, fragt sie mich, immer noch ihre Hand auf meine. Ich nicke und sage: „Ich hatte ein Albtraum. Tut mir leid, wenn du ihn mitbekommen hast.“ Ich ziehe meine Hand weck und fahre mir durch mein nasses Haar. „Heyy, dass ist doch nicht schlimm. Jeder hat mal Albträume“, versucht sie mich zu beruhigen und lächelt. Bis jetzt scheint sie nett zu sein. Ich setze mich richtig hin und nehme einen Schluck vom Tee, der aber schon längst kalt ist. „Jetzt mal den Albtraum beiseite. Wie geht es dir eigentlich?2, möchte ich jetzt wissen. Ich stehe auf, gehe zum Fenster und öffne es, damit frische Luft in den Raum kommt. „Gut“, ist das einzige, was sie antwortet. Ich setze mich wieder zu ihr und mustere sie. Vorsichtig nehme ich ihre Hand, streiche wieder sanft darüber und frage: „Magst du mir deinen Namen verraten?“ Sie wirkt ein bisschen nervös und angespannt zugleich, aber dann beruhigt sie sich wieder. „Mein Name ist...ich heiße...Mey“, stottert sie und fixiert mich mit ihren Augen. Sie ist kein gewöhnliches Mädchen, dass merke ich jetzt schon. „Mey?“, frage ich vorsichtshalber nach. Sie nickt wortlos. „Das ist ein schöner Name“, gebe ich zu. Sie wird leicht rot und man erkennt ein wenig mehr ihre Sommersprossen. „Danke.“ „Ich bin...“ „Elijah“, antwortet sie. Überrascht schaue ich sie an. „Woher weißt du, wie ich heiße?“ Sie zieht ihre Hand weg und schaut bedrückt an die Wand. „Das...kann ich nicht sagen...“, antwortet sie mir. „Magst du mir verraten, was passiert ist?“ Sie schüttelt den Kopf. „Das...kann ich nicht.“ „Tut es zu sehr weh?“, versuche ich herauszufinden. „Jaa. Tut mir leid.“ „Heyy. Das muss dir doch nicht leid tun. Ich kann verstehen, dass es schwer für dich ist, darüber zu reden. Aber ich möchte dir helfen.“ „Das weiß ich sehr zu schätzen.“ „Wenn du mich kurz entschuldigst“, sage ich und stehe auf. „Warte... Wo willst du hin?“, fragt sie und greift nach meiner Hand. „Ich muss kurz raus an die frische Luft, telefonieren.“ Sie lässt los. „Pass auf dich auf.“

Ich gehe den Gang entlang und dann raus aus dem Krankenhaus. Die frische Luft tut gut. Es ist ein bisschen frisch. Kein Wunder. Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich immer noch die Sportsachen vom Joggen anhabe. Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und gehe auf den Chat von mir und Kira.

Elijah: Guten Morgen süße. Hier ist alles in Ordnung. Glaubst du, du kannst mir nachher auch frische Sachen mitbringen. Müsste auch mal duschen. Pass auf dich auf. Hab dich lieb<3

Ich hoffe, sie liest es, bevor sie wieder herkommt. Ich versteh nicht, warum ich wieder einen Albtraum hatte. Den letzten hatte ich glaube ich im Sommer, als wir auf Ferienfahrt waren. Und danach hatte ich keinen mehr, bis jetzt. Ich hoffe, dass mir Mey nachher mehr erklären kann.


Kiras Sichtweise:

„Scheiß Wecker“, murmle ich und wache auf. Warum stelle ich mir denn am Wochenende auch immer einen Wecker? Vielleicht hat es damit zu tun, dass ich an einem Samstag mal bis nach dem Mittag geschlafen habe und so der halbe Tag vorbei war. Ich rolle mich aus mein Bett und schaue in den Spiegel, wo ich mich fast zu Tode erschrecke. Ich sehe aus wie eine Leiche. Oh man. Ich hoffe, dass es Elijah gut geht. Aber was mich immer noch ein wenig stutzig macht ist, dass das Mädchen nur ihn dabei haben wollte. Klar, wenn man es so sieht, kennt sie ihn ja schon, aber es bringt mich trotzdem ein wenig ins Grübeln. Ich mache mir schon wieder zu viele Gedanken. Ich merke es. Und oh Gott, sind das Augenringe? Hilfe!!!

Nach dem ich kurz Pippi war, gehe ich zum Kleiderschrank und ziehe meinen Elchonesie an. Ich habe ihn letztes Jahr zu Weihnachten bekommen.  Er ist immer noch so schön bequem und unfassbar flauschig. Leise schließe ich die Tür und gehe in die Küche, um entspannt zu frühstücken. Es ist wieder so leise hier. Echt unheimlich.

„Guten Morgen“, sage ich, als ich in die Küche komme ohne zu wissen, ob überhaupt wer da ist. Aber Jannes und Lina lächeln mich an. „Guten Morgen du süßer Elch“, begrüßt mich Jannes. Ich muss lachen. Ich nehme mir zwei Toastscheiben aus der offen liegenden Tüte und stecke sie in den Toaster. Ich saß gestern noch mit den beiden im Wohnzimmer und wir haben einen Film geschaut, bis ich dann irgendwann eingeschlafen bin und Jannes mich ins Bett getragen hat.

Ich packe meine fertigen Toastscheiben auf einen Teller, hole mir Erdbeermarmelade aus dem Kühlschrank und setze mich zu den beiden an den Tisch.“Lass es dir schmecken“, wünscht mir Jannes. „Danke.“ Lina schaut mich an.  „Alles gut bei dir Kira? Du siehst aus wie Zombie, die gerade von den Toten auferstanden ist.“ „Mhhhhhh“, antworte ich und ziehe mir die Kapuze von meinem Onesie über mein Gesicht. Beide fangen an zu lachen. „Der Tag hat mir gestern sehr zu schaffen gemacht“, erkläre ich und esse mein Toast weiter. „Und wie geht es dir?“, fragt sie anschließend. „Besser.“ Lina lächelt, trinkt ihren Tee, bevor sie antwortet: „Das freut mich sehr zu hören. So Leute, ich muss mich dann auch fertig machen und Mika abholen.“ Meine Augen weiten sich. „Was? Ist es schon soweit?“, frage ich verwundernd nach. Sie nickt. „Jap. Ich bin aber mit Mika dann noch in der Stadt und sind dann spätestens heute Abend wieder da“, erklärt sie. Ich freue mich. „Viel Spaß euch beiden“, wünschen Jannes und ich ihr.

„Ich mach mich dann auch fertig. Ich muss noch duschen und anziehen und so“, sag ich zu Jannes. Ich räume mein Geschirr, gebe Jannes einen Kuss auf die Wange und verlasse die Küche. Mika war jetzt, seit wir im Sommer von der Ferienfahrt wieder kamen, freiwillig in einer Psychiatrie und heute darf sie endlich wieder raus. Sie hat sich sehr ins positive verändert, wie ich es mitbekommen habe. Ich freue mich, sie wieder zu sehen. Jake hat sich auch sehr gefreut, dass sie diesen Weg gegangen ist. Mittlerweile sind die beiden wieder zusammen und das tut Mika auch sehr gut.

Als ich meine Zimmertür wieder schließe sehe ich, dass mein Handy, welches auf meinen Nachttisch liegt, aufleuchtet. Ich ziehe es aus der Ladestation und erblicke eine neue Nachricht von...Elijah. Ich freue mich. Er schreibt, dass alles gut ist, er aber neue Sachen braucht. Ich muss kichern. Ich erinnere mich, dass Elijah gestern noch seine Sportsachen an hatte. Upsi.

Kira: Guten Morgen Baby. Das freut mich sehr zu hören. Ich mache mich noch in Ruhe fertig, packe dir ein paar Sachen zusammen und fahre dann zu euch. Hab dich lieb.

Ich packe es wieder auf mein Tisch und gehe ins Bad. Ich lege meinen Elchonesie auf mein Drehstuhl und steige in die Dusche. „Ahhhh“, quieke ich, als aus der Duschbrause kaltes Wasser raus kommt. Zum Glück braucht es nur wenige Sekunden, bis das Wasser meiner gewünschten Temperatur entspricht. Ich lehne mich ein wenig an die Wand und entspanne mich unter dem warmen Wasser. Ich muss wieder dran denken, wie mich Elijah damals in der Dusche gefickt hat. Uff. Ich habe wieder diese totale Sehnsucht nach ihm. Wenn ich ihn nicht spätestens morgen Abend in mir drin habe, dann drehe ich vollkommen durch. Wie kann ich mich nach einen Jungen so sehr sehnen, wie nach ihm? Er ist das passende Puzzleteil. Er ist das Teil, was mir gefehlt hat. Das Teil, wonach ich die Jahre gesucht habe. Schon als ich ihn damals in der Schule das erste mal gesehen habe wusste ich, dass er anders ist. Aber damals hätte ich mir das wie jetzt niemals denke können. Er kann mich heilen.

Ich steige vorsichtig aus der Dusche, damit ich auch ja nicht ausrutschen kann und trockne mich ab. Ich mag es voll, wenn meine Haut so schön weich ist und mein Haar so flauschig. Ich putze mir noch schnell die Zähne und ziehe mir frische Sachen an. Ich kann ja schlecht mit einem Elchonesie ins  Krankenhaus fahren. Ich ziehe mir gemütliche Jogginghose an und ein schlichtes T-Shirt dazu. Ich ziehe mir noch rasch meine Schuhe an, schnappe mir meine Sachen und gehe noch fix in Elijahs Zimmer, um ihm frische Sachen mitzubringen.

Ich öffne seine Zimmertür und auch wenn er selbst nicht hier drin ist, umhüllt mich trotzdem sein wunderschöner Geruch. Der Geruch von Minze. Ich gehe zu seinen Kleiderschrank und entdecke nur schlichte schwarze und weiße T-Shirts. Na da ist die Entscheidung zum Glück nicht so schwer. Schnell sind Unterwäsche, ein weißes T-Shirt und ebenfalls eine Jogginghose eingepackt. Ich schaue auf sein gemachtes Bett und sehe wieder vor Augen, wie wir beide dort lagen und er mich... Ich brauche frische Luft, sonst werde ich verrückt.

Leise schließe ich die Tür hinter mir und gehe in den Flur. „Ich bin dann los“, rufe ich. Als ich keine Reaktion bekomme, gehe ich einfach runter. Ich schnappe mir wieder mein Fahrrad und nehme Kurs auf das Krankenhaus. Es war eine gute Entscheidung, noch eine Strickjacke drüber zu ziehen, denn ich merke, wie frisch es noch ist.


Elijahs Sichtweise:

Jetzt wird es doch langsam zu frisch. Ich gehe wieder durch den Besuchereingang und komme an der Cafeteria vorbei. Ich glaube, Mey würde sich über ein Stück Kuchen sicher freuen. Besser als das Essen, was sie frühs, Mittags und Abends geboten bekommen. Ich stelle mich an die kleine Schlange und warte, bis ich dran komme. Mein Handy vibriert. Ich nehme es raus und lese, dass Kira mir frische Sachen mitbringt. Ich freue mich.

„Entschuldigung. Haben sie auch Kuchen?“, frage ich freundlich nach. Sie nickt und antwortet: „Wir haben Zitronenkuchen, Bienenstich, Käsekuchen und Erdbeertorte.“ Ganz klar. „Zwei Stücke Käsekuchen bitte.“ Ich hoffe, sie isst den. Sie nimmt einen Teller vom Stapel, tut dort zwei Stücke drauf und stellt es vor mir hin. „Das macht dann insgesamt 2,40€ bitte.“ Ich reiche ihr 2,50€ hin. „Stimmt so“, sage ich zu ihr und nehme mir den Teller und zwei Gabeln. „Danke“, antwortet sie und lächelt mich an. Ich verlasse die Cafeteria und gehe den Gang entlang zu Meys Zimmer.

Diesmal schaff ich es sogar zu Klopfen, bevor ich das Zimmer betrete. „Hey. Ich habe uns Kuchen mit gebracht. Ich hoffe du magst Käsekku... Oh. Tut mir leid. Ich wollte nicht...“, stottere ich, als ich sehe, dass sich Mey gerade versucht ihren BH anzuziehen. Sie dreht sich zu mir um und wir leicht rot, wobei ihr BH runter fällt. Warum muss ich eigentlich immer in dem Moment in ein Raum kommen, wenn sich irgendein Mädchen ein BH anzieht? Sie hat eine schöne Figur. Auf ihren Oberkörper hat sie ein paar Pflaster kleben. Hatte sie so viele Verletzungen? Ich kann ein paar Muskeln erkennen. Ihre Haut ist leicht gebräunt und ihre vollen Brüste.... Scheiße! Sie lächelt mich. „Nein alles gut. Keine Sorgen“, beruhigt sie mich. „Könntest du mir vielleicht... helfen?“, fragt sie etwas schüchtern. Ich werde ebenfalls etwas rot. „Bei... deinem BH?“ Sie nickt. „Ich bekomme ihn nicht Richtig zu. Es tut noch zu sehr weh“, erklärt sie. „Klar. Mach ich“, antworte ich und komme auch sie zu. Sie reicht mir den BH und ich stelle mich hinter sie. Erst jetzt bemerke ich, dass sie nur ein Slip an hat. Ein Slip von Kira, der ihr echt gut steht. Vorsichtig lege ich den BH an und schließe ich hinten am Rücken. Dabei berühre ich ihre Haut und merke, wie warm sie ist. Ich streiche über ihre Haut, entlang am Rücken. Sie erschaudert, dreht sich um und schaut mich an. „Bitte sehr.“ „D...danke“, bedankt sie sich stotternd und lässt den Blick nicht von mir ab. Sie hat ein gewisses etwas an sich, was ich aber nicht zu ordnen kann. „Ist dir nicht kalt?“, frage ich und hole sie somit aus ihrer Trance. „Ehm... ich...“ „Alles gut bei dir Mey?“, möchte ich mich vergewissern. „Ach so ja.“ Sie löst den Blick von mir, zieht sich das T-Shirt und die Jogginghose an, welche Kira mitgebracht hat und setzt sich aufs Bett. „Die Klamotten passen gut. Danke.“ „Ich hab uns Kuchen geholt. Ich hoffe du magst Käsekuchen“, erzähle ich und reiche ihr ihren Teller, samt Gabel. Sie strahlt. „Mögen? Es ist mein Lieblingskuchen“, antwortet mir Mey und nimmt mir den Kuchen entgegen. „Lass es dir schmecken. Es freut mich sehr, sie glücklich zu sehen. Ich weiß nicht, was das vorhin war, als wir uns so angeschaut haben. Ich hoffe, dass hat nichts zu bedeuten.

Mey hat ihr Stück echt schnell aufgegessen. Da hatte wohl wer ziemlichen Hunger. „Hat es geschmeckt?“ Sie stellt den  Teller bei Seite und antwortet: „Es war zwar nicht das gleiche, aber es war trotzdem lecker.“ Das freut mich sehr. „Hast du noch Hunger?“, frage ich nach. Sie nickt leicht. „Ein wenig vielleicht noch, aber bitte geh nicht extra los, um mir was zu essen holen. Das möchte ich nicht.“ Ich muss lachen. „Kira, das Mädchen von gestern , hat dir eine Tafel Schokolade eingepackt“, erkläre ich und gebe ihr die Tafel. „Schoki!“, antwortet sie und nimmt sie mir dankend entgegen. Super. Sie mag Käsekuchen und Schokolade. Mey wird mir immer sympathischer. Sie bricht sich ein Stück ab, packt den Rest weg und isst es.

„Kann ich dich was fragen?“ „Klar Mey“, versichere ich ihr. Sie wirkt wieder etwas nervös. „Seid ihr... also du und... ?“ „Ob Kira und ich zusammen sind?“ Sie nickt und wird etwas rot. Ich muss wir ein Lachen verkneifen. „Ja sind wir“, antworte ich stolz. Sie wirkt genauso glücklich „Ihr seid voll süß zusammen. Zu mindestens das was ich gesehen habe2, sagt sie. „D...danke.“ Das hat mich jetzt ein wenig überfordert, warum auch immer. „Das brauch dir nicht unangenehm sein“, versichert sie mir und schaut mich wieder so süß an.

„Herein“, antwortet Mey, als es plötzlich an der Zimmertür klopf. Wir schauen beide in Richtung der Tür, als Kira hinein kommt. „Ist das in Ordnung, wenn ich rein komme?“, fragt sie vorsichtshalber nach. „Klar“, antwortet Mey und lächelt ihr freundlich zu. Kira freut sich. „Ich hab dir Sachen mitgebracht.“ Kira reicht mir eine Tasche, wo Klamotten drin sind. „Danke. Kann ich euch beide alleine lassen, wenn ich hier kurz duschen gehe?“ Beide müssen lachen. „Keine Sorge.“ Ich schnappe mir meine Sachen und verschwinde im Bad, das hier im Zimmer ist.

Ich lasse das Wasser wieder ein wenig erwärmen und befreie mich in der Zwischenzeit von meinen Sportklamotten. Was die beiden jetzt wohl machen? Aber ich denke, dass sich Mey und Kira gut verstehen werden. Obwohl ich von Mey rein gar nichts weiß, was mich ein bisschen wachsamer werden lässt. Die beiden werden sich schon nicht umbringen. Ich steige in unter die Dusche und sofort kann ich mich unter dem warmen Wasser entspannen. Diese Dusche tut echt gut. Warum ich darauf nicht gestern schon gekommen bin. Naja. Ich stand wahrscheinlich viel zu sehr unter Schock.

Nach dem ich eine Weile das Wasser genossen habe und sich meine Muskeln alle wieder entspannt haben beschließe ich, endlich aus der Dusche zu kommen. Ich greife nach dem großen Handtuch und fange an mich abzutrocknen. Als ich über mein Penis wische kommen mir wieder die Bilder in den Kopf, als Kira ihn bearbeitet hat. Scheiße! Alleine bei dem Gedanken, was sie mit ihren Händen und ihrem Mund an meinem Penis alles machen kann, lässt mich schon leicht hart werden. Ich brauche Kira wieder. Ganz für mich alleine. Unter mir. Oh man. Wenn ich nicht spätestens morgen Abend wieder in Kira drin bin, dann dreh ich noch ab. Wie kann man sich zu einen Mädchen wie sie nur so hingezogen fühlen? Ich muss aufhören, mir immer so viele Gedanken zu machen. Ich ziehe mir eine Boxershorts und meine lockere Jogginghose an. Ich räume das Bad auf, schnappe mir mein frisches weißes T-Shirt und gehe wieder zu den anderen beiden.

„Bin Fertig“, sage ich zu den beiden, als ich aus dem Bad komme. Die beiden werden rot, als sie merken, dass ich noch dabei bin mein T-Shirt anzuziehen. Beide fixieren mich mit ihren Augen. Schnell ziehe ich mir mein weißes T-Shirt an und hole sie so aus ihrer Trance. „Alles gut bei euch“, frage ich die beiden und setze mich zu den beiden. Beide fangen an zu lachen. „Jaa. Wir verstehen uns gut und Mey ist nett“, höre ich von Kira sagen. „Mhhhh“, antwortet Mey und bekommt einen kleinen Cutnesanfall. „Ihr seid beide toll. Und Elijah, danke das ihr mich gefunden habt und danke, dass du für mich da warst.“ Ihr läuft eine kleine Träne die Wange runter. „Das ist für mich selbstverständlich. Ich versuche zu helfen wo ich kann.“ Sie wischt sich die Tränen weg und antwortet: „Kira du hast wirklich einen unfassbar tollen Freund. Und du musst ihn fest halten.“ Ich bin wieder ein wenig überfordert. „Das weiß ich. Jaa. Elijah ist schon ein süßer“, stimmt Kira zu und wuschelt mir durch die Haare. „Das stimmt“, antwortet sie lächelnd.

Bevor ich mich auch nur ein wenig verteidigen kann, klopf es wieder an der Tür. „Herein“, ruft Mey und wirkt wieder angespannt, doch als wir sehen, dass es nur ein Arzt ist, entspannt sie sich wieder. Hat sie Angst, wenn eine Person rein kommen möchte? Bei Kira war sie vorhin auch etwas angespannt, hat sich dann aber auch wieder komplett entspannt, als sie gesehen hat, wer es war. Hat sie vielleicht Angst, dass die Person, die sie so zugerichtet hat, durch diese Tür kommen könnte? Wenn ich nur wüsste, was passiert ist, dann könnte ich das vielleicht auch verstehen. Aber ich möchte sie auch zu nichts zwingen. Das ist allein ihre Entscheidung, aber manchmal hilf es, wenn man mit Menschen über Dinge redet, über die man lieber nicht so gerne reden möchte. „Guten Morgen. Ich bin Dr. Curdle. Der behandelnde Arzt.“ Mey nickt. „Wie geht es dir Mey?“, fragt er. „Besser: Noch ein paar Schmerzen, aber sonst gut.“ Dr. Curdle lächelt. „Das ist gut. Würdest du einmal dein T-Shirt hoch machen, damit ich noch mal deine Atmung abhören kann“, bittet er sie. Er setzt sich auf die Bettkante und legt sein Stethoskop an. „Tief ein und aus atmen.“

„Super. Deine Atmung hört sich ganz normal an.“ „War es das schön (das muss schon sein, oder) ?“, fragt Mey und zieht sich wieder ihr T-Shirt an. Dr. Curdle muss ein wenig schmunzeln. „Noch nicht ganz.“ Er geht zum Tisch und nimmt sich die Akte, die er zuvor dort abgelegt hat. „Die Laborergebnisse sind da“, erklärt er und ich merke, wie Mey wieder etwas angespannter wird. „Hey. Alles wird gut. Keine Angst“, versucht Kira sie zu beruhigen und nimmt sie vorsichtig in den Arm. „Darf ich das hier vor den anderen sagen?“, möchte sich Dr. Curdle versichern. Mey nickt. „Gut.“ Er lehnt sich an den Tisch und schlägt die Akte auf. „Wir haben Blut abgenommen und wie ich sehe, sind alle Werte im grünen Bereich. Und wie ich sehen kann, wurden sie nicht Vergewaltigt.“ Das freut mich zu hören. Sofort atmet Mey erleichtert aus. „Wann... wann kann ich... wann kann ich wieder raus aus dem Krankenhaus?“, möchte sie wissen. Er schaut noch mal auf Meys Akte. „Ich denke spätestens Montag früh können wir dich entlassen. Wir möchten dich noch eine Nacht zur Überwachung hier behalten und eventuell auch schon morgen Nachmittag beziehungsweise Abends“, teilt er uns mit. Ich sehe wieder, wie Mey sich freut. „Danke“, sagt sie. „Du hattest echt Glück gehabt Mey.“ Sie nickt wortlos. „Wenn noch irgendwas sein sollte, sagt einfach Bescheid. Eine Schwester wird nachher noch mal kommen und dir noch etwas Schmerzmittel geben. Ich muss dann auch wieder.“ „Tschüss“, verabschiedet sich Mey. „Können wir kurz vor der Tür reden?“, fragt mich Dr. Curdle flüsternd beim rausgehen. „Klar.“ Ich stehe auf und folge ihm nach draußen.

„Was gibt es denn?“, frage ich neugierig wie ich bin. Er zeiht mich ein wenig zur Seite, sodass wir nicht mehr im Blickwinkel des Zimmers sind. „Nicht hier Elijah“, sagt er mir und geht mit mir in ein Zimmer. „Keine Angst, dass ist mein Arztzimmer.“

Ich setze mich ihm gegenüber und erwarte das schlimmste. „Warum sind wir hier?“ Ich stecke immer noch voller Neugier. Er fährt seinen PC hoch, bevor er antwortet: „Hier sind wir ungestört.“ Das hört sich dezent falsch ein. Da fällt mir wieder ein, dass Dr. Curdle mich vorhin Elijah genannt hat, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nirgendwo meinen Namen in seiner Gegenwart erwähnt habe. „Sie haben mich vorhin Elijah genannt. Woher wissen sie wie ich heiße? Ich habe nie meinen Namen sie gegenüber erwähnt.“ Curdle lacht auf. „Sie sehen ihren Vater sehr ähnlich, als er noch so jung war“, haut er plötzlich raus. Jetzt bin ich verwirrt. „Woher kennen sie meinen Dad?“ Er nimmt seine Brille ab, legt sie vor sich hin und schaut mich an. „Aber die Augen...die Augen hast du von deiner Mutter.“ Das einzige was mich noch richtig an sie erinnert. „Deine Eltern, ein paar andere und ich waren damals zusammen auf dem College und haben Studiert“, erfahre ich. Irgendwie geht mein Herz gerade auf. „Sie kommen aus den Staaten?“ Er nickt. „Wir sind in Florida aufgewachsen und haben dann alle zusammen studiert.“ „Was machen sie dann hier soweit weg von Zuhause?“ „Ich habe hier vor ein paar Jahren das Krankenhaus erbauen lassen. Mit deinem Vater zusammen. Meine Frau ist in den Staaten geblieben und leitet dort das andere Krankenhaus.“ „Ach so. Und sie haben mich sofort erkannt?“ Ich kann das immer noch nicht richtig fassen. „Ich war mir anfangs nicht ganz sicher, aber als ich dann deinen leichten amerikanischen Akzent gehört habe, war ich mir sicher. Dazu auch die Ähnlichkeit mit deinem Vater.“ „Tut mir leid. Ich bin ein wenig überfordert.“ „Alles gut Elijah. Kann ich verstehen.“

„Sind wir jetzt hier, weil sie mir das sagen wollten?“, hake ich nach. Er setzt sich wieder die Brille auf. „Ach so. Nein. Tut mir leid. Ich bin vom eigentlichen Thema abgekommen. Es geht um Mey.“ Ich werde immer neugieriger. „Was ist mit ihr?“ Er schaut noch mal in ihre Akte rein. „Wir wissen nichts über Mey!“ Ich bin verwundert. „Wie meinen sie das?“ Ich nehme einen Schluck vom dem Tee, den er mir gemacht hat und lehne mich ein wenig zurück. „Mey hatte keinerlei Dokumente bei sich, wo wir herausfinden können, wo sie wohnt.“ „Ich nehme an, dass ihre Wertsachen geklaut wurden. Oder was sagen sie Dr. Curdle?“ „Es kann auch sein, dass sie von Zuhause weggelaufen ist.“ „Dann ist aber wieder die Frage, warum?“, kontere ich. „Stimmt auch wieder Elijah. Es könnte auch sein, dass sie Streit mit ihrem Freund hatte. Wenn sie einen hatte.“ „Dann muss es aber ein gewalttätiger Freund gewesen sein“, antworte ich. „Den Verletzungen nach zu urteilen ja.“ „Ich kann nachher versuchen, sie darauf anzusprechen, aber ich kann nichts versprechen“, erkläre ich. „Sei bitte vorsichtig bei so etwas. Ich kann nicht genau beurteilen, was es für Folgeschäden bei ihr ausgelöst hat. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass Mey dir sehr vertraut.“ „Mach ich. Und was ist jetzt wegen der Sache mit ihrer Herkunft?“ Ich hoffe sehr, dass ich etwas von ihr erfahre. „Ich habe überall nachgeschaut. Ich habe Freunde bei der Polizei, sowie im Ausland nachgefragt. Aber keiner konnte mir helfen.“ Ich muss ein bisschen grübeln. „Was sollen wir mit ihr machen, wenn sie die nächsten Tage entlassen wird?“ „Das bleibt unter uns. Deswegen sind wir auch hier.“ Mein Atem stockt leicht und ich nicke. „Eigentlich müsste Mey noch länger hier bleiben. Aber ich weiß nicht, wie sicher sie hier ist. Ich kann nicht riskieren, dass sie hier ihrem Täter begegnet“, erklärt er. „An was haben sie gedacht?“ Er Tippt irgendwas am PC und klickt da und dort mit der Maus, bis dann ein Blatt Papier aus dem Drucker kommt. Er nimmt es an sich und legt es vor sich hin, sodass ich halbwegs mit drauf schauen kann. „Das sind Meys Entlassungspapiere. Ich werde sie nachher ausfüllen. Ich habe mit deiner Tante telefoniert und sie sorgt dafür, dass Mey bei euch in der Jugendeinrichtung aufgenommen wird.“ Oh Gott! „Sie... sie kenne noch meine Tante?“ „Klar. Eine so tolle Frau vergisst man nicht.“ Ich bekomme kotzreiz. „Hilfe um Gottes willen! Bitte denk nicht das...! Wir waren lediglich auf dem College. Sie hat mir bei bestimmten Dingen geholfen.“ Wir beide fangen an zu lachen. „Das ist eine gute Idee Dr. Curdle.“ Er nickt und stimmt mir zu. „Ich lasse dich dann wissen, wenn es soweit ist. Wenn du irgendwelche Fragen hast, dann frag ruhig“, versichert er mir. „Danke für ihre Hilfe.“ Ich stehe auf und umarme ihn. „Ich helfe wo ich kann.“

Nachdem er mich noch aus dem Raum begleitet hat, gehe ich wieder zu Mey und Kira. „Bin wieder da“, sage ich zu den beiden, während ich die Zimmertür schließe. „Alles in Ordnung bei dir Elijah?“, fragt mich Kira. Ich gieße mir etwas Tee ein und setze mich zu den beiden ans Bett. „Soweit ganz gut. Und bei euch beiden?“ „Super. Kira und ich haben uns ein paar YouTube Videos angeschaut und ein bisschen gekuschelt“, erzählt Mey. „Ihr beide versteht euch schon echt gut.“ Sie schaut zu Kira. „Ja. Das tun wir.“ Kira muss lachen. „Das freut mich sehr.“ Ich nehme einen Schluck von meinem Pfefferminz Tee und mache es mir gemütlich.

„Mey. Kann ich dich was fragen?“ „Klar“, antwortet sie und wird wieder etwas nervöser. Ich rutsche mit meinen Stuhl etwas näher. „Du musst es nicht sagen, aber mir würde es viel bedeuten, wenn du uns vielleicht erzählen könntest, was passiert ist. Wir wollen dich auch zu nichts zwingen oder so.“ Mey versucht sich wieder zu entspannen und lehnt sich an die Bettwand. „Ich vertrau euch beiden.“

Das bedeutet mir viel. Sie wirkt trotzdem noch angespannt und hat Angst. „Erstmal müsst ihr wissen, dass ich aus einer Pflegefamilie komme. Ich wurde direkt nach der Geburt adoptiert. Ich kam in eine Pflegefamilie hier in der nähe und wuchs auf. Das  ist ja bis dato alles in Ordnung, aber was dann passierte, sollte alles verändern. Als ich ungefähr fünfzehn war, sind meine 'Eltern' und ich nach Florida in den Urlaub geflogen. Meine 'Eltern' hatten ein paar Termine zu erledigen, weshalb ich die meiste Zeit für mich hatte. Nach den ersten zwei Tagen habe ich dann eine Jungen kennengelernt. Ich fand ihn echt süß und er sah nicht schlecht aus. Ich hab mich dann in den darauffolgenden Tagen in ihn verknallt und am letzten Abend hat er mir dann auch gesagt, dass er Gefühle für mich hat. Wir haben uns dann geküsst, aber ich merkte schnell, dass er mehr wollte. Allerdings war ich noch nicht bereit dazu, mit ihm zu schlafen. Ich musste dann zum Glück am nächsten Tag wieder nach Hause. Ich dachte, dass ich nie wieder was von ihm höre, aber so war es leider nicht. Er fand irgendwie heraus wie ich heiße, wo ich wohne, wer meine Freunde sind, wo ich zur Schule gehe und noch mehr. Er wurde regelrecht zu meinem Stalker. Anfangs habe ich mir nicht viel dabei gedacht, aber ich musste schnell merken, dass dies falsch war. Er tauchte auf meinen Schulwegen auf, schickte mir Geschenke und bekam meine Telefonnummer. Das schlimmste war, dass er an ein gewisses Video von mir kam, mit dem er anfing mich zu erpressen. Er drohte es zu veröffentlichen, wenn ich nicht das mache, was er sagt. Wir fingen an uns zu treffen. Zu erst war es immer einmal im Monat, danach jede zweite Woche, dann wöchentlich und anschließend die letzten drei Wochen fast täglich. Wir haben über Telegram geschrieben. Anfangs, haben wir nur so geschrieben, dann wollte er nach und nach Bilder von mir haben und dann haben wir uns immer bei ihm im Hotel getroffen. Wir haben uns geküsst. Dann wollte er immer mehr. Wollte, dass ich mich von ihm berühren lasse. Da ich kein Sex wollte, drohte er immer wieder, das Video und dann die Bilder zu veröffentlichen, aber ich konnte ihn immer halbwegs beruhigen, indem ich seinen widerlichen Schwanz in den Mund genommen habe. Ich ging nur mit leichten Verletzungen nachhause. Dies wiederholte sich immer wieder. In der letzten Wochen fing er an, mir Drogen zu verabreichen. Irgendwelche Pillen, die mich anscheinend geiler machen sollten. Vor zwei Tagen war ich wieder in seinem Hotel. Aber diesmal war es anders. Er war anders. Er war so kalt. Ich bin heimlich an das Video und Bildmaterial gekommen und wollte aussteigen. Doch als ich mich weigerte, seine Lust zu besänftigen, schlug er mich, nahm ein Messer und stach auf mich ein. Ich hatte Glück, denn ich wich meistens so aus, dass das Messer mich nur leicht verletzte, trotzdem verlor ich Blut. Leider hat er mich dann erwischt und mich ans Bett gefesselt. Er zückte eine Waffe und richtete sie auf mich. Ich hab gezittert, doch er schoss ins Kissen neben mir. Drohte aber, dass die nächste Kugel mich nicht verfehlte und schlug mich bewusstlos. Als ich dann am nächsten Tag unter schmerzen aufwachte, schaffte ich es mich zu befreien und floh. Ich hatte solche Angst. Angst, dass er mich finden und töten würde. Angst, dass ich, wenn ich auf mein Handy schaue, dass ich die Video oder Fotos finde. Es war noch hell. Also versteckte ich mich im Wald und unter einer Brücke. Als es dunkel wurde ging ich weiter. Ich hatte tierische Schmerzen und meine Kräften schwanden. Schließlich bin ich dann durch Zufall an eurer Einrichtung gekommen. Doch bevor ich durch das Tor gehen konnte, brach ich zusammen.“ Sie atmet erleichtert aus, aber im selben Moment fließen ihr die Tränen über das Gesicht. Ohne was zu sagen rückt Kira ein Stück näher und nimmt sie fest in den Arm. Fuck. Das ist krass. Und ich denke immer, das was mir Stella angetan hat war schlimm, aber ich lerne immer Leute kennen, denen etwas schlimmeres passiert ist. Ich bin froh, dass sie noch lebt. Dennoch kann ich die Angst um Mey nicht ganz beiseite schieben. Ich setze mich aufs Bett, nehme ihre Hand und schaue in ihre Tränennassen Augen. „Das... was dir passiert ist, ist schrecklich. Das tut mir leid. Du kannst stolz auf dich sein, dass du uns das gesagt hast. Das würde bestimmt nicht jeder schaffen. Ich weiß, dass du jetzt vielleicht Angst hast, aber das brauchst du nicht, auch wenn es schwer ist. Wir beschützen dich“, versuche ich so gut es geht sie zu beruhigen. Schluchzend wischt sie sich die Tränen aus dem Gesicht. „D... danke“, stottert sie. „Danke, dass ihr mir zu gehört habt und dass ihr mir helft. Das bedeutet mir unheimlich viel.“ Sie löst sich aus Kiras Umarmung, damit sie mich mit in den Arm nehmen kann. „Dafür sind... Freunde doch da“, antworte ich und streiche Mey über den Rücken. „Aber...“, fährt sie fort. „Ich kann nicht zurück nachhause.“ Bevor Kira was sagen kann, erzähle ich weiter. „Musst du nicht. Wirklich nicht. Wir nehmen dich zu uns mit in die Einrichtung. Du kannst uns vertrauen. Dort bist du sicher. Du hast dort alles was zu brachst. Freizeit, essen, ein Dach über den Kopf und Freunde, die für dich da sind.“ Meys Gesichtsausdruck wird von Sekunde zu Sekunde fröhlicher. „Ihr wisst gar nicht, wie sehr ich mich freue und wie viel mir das bedeutet.“ Ich setze mich wieder auf mein Stuhl, trinke ein Schluck und mache weiter. „Das machen wir gerne. Und wegen deinen Klamotten musst du dir keine Sorgen machen. Kira und die anderen Mädchen geben dir sicher ein Klamotten ab“, versichere ich ihr. Kira nickt. „Genau.“ „Leute ihr macht mich fertig. Aber auf eine positive Art und Weise. Ihr seid so unfassbar süß. Danke.“ Kira und ich werden ein wenig rot.

„Ich habe trotzdem Angst wegen meinem Stalker“, beichtet Mey. „Das ist völlig normal. Soll ich mal schauen, ob ich irgendwas herausfinden kann?“, schlage ich vor. „Aber wie?“, will sie wissen. „Ich Freund von mir ist über die Ferien hier in Deutschland. Er kennt sich damit aus“, erkläre ich. „Kann ich irgendwas dazu beisteuern?“ Ich überlege kurz. „Du kannst Kira die Daten von deinem Stalker geben und am besten noch die Adresse von dem Hotel.“ Mey schaut mich mit großen Augen an. „Mach ich.“ Ich merke, dass sie Angst hat. „Wann willst du anfangen?“, fragt mich Kira. „Am liebsten jetzt. Ich würde zurück zur Einrichtung fahren. Dort ist mein Laptop.“ „Pass bitte auf dich auf Elijah“, bittet mich Kira und drückt ihre Lippen auf meine. „Mach ich. Und euch beide kann ich hier alleine lassen?“, scherze ich. „Klar“,,sagen die beiden. „Gut. Schickst du mir dann gleich die Daten?“, frage ich noch mal nach, bevor ich gehe. „Mach ich. Hab dich lieb.“ „Ich dich auch.“

Erst als ich aus dem Krankenhaus raus bin merke ich, dass ich mit dem Krankenwagen hergekommen bin und Kiras Fahrrad kann ich auch nicht nehmen. Ich entscheide mich einfach für die Bahn. Ich bin noch immer etwa geschockt. Wie kann ein Mensch nur so etwas machen? Aber irgendwas kommt mir trotzdem komisch vor. Allerdings weiß ich nicht so genau was. Es könnte natürlich auch Einbildung sein. Ich hoffe, wir finden den Täter.

Ich bin ungefähr vierzig Minuten unterwegs, bis ich endlich wieder in der Einrichtung bin. Es wurde gebacken. Den Duft der Plätzchen rieche ich bis nach unten. „Bin wieder da“, rufe ich, als ich die Wohngruppentür schließe. Sofort werde ich von lieblichen, weihnachtlichen Düften umhüllt. „Elijah!!“, höre ich und einen Moment später springt mir ein Mädchen in die Arme. Es ist.... Mika. „Heyy. Schön dich zu sehen Mika.“ „Ich auch. Ich bin froh, wieder hier zu sein.“ Vorsichtig lasse ich sie wieder herunter. Ich schaue sie an und merke sofort, dass sie sich verändert hat, ins positive. „Du siehst noch toller aus, als sonst“, gebe ich ehrlich zu. „Danke“, kann sie nur sagen und wird rot im Gesicht. „Wie geht es dir?“, frage ich und gehe mit ihr in die Küche. „Sehr gut. Die Therapie hat echt geholfen und Jake und ich sind wieder zusammen.“ „Das freut mich sehr.“

„Das duftet aber himmlisch.“ „Heyy Großer“, begrüßen mich Jannes und Lina. „Ihr seid ja fleißig am Backen“, stelle ich fest und nehme mir ein Keks. „Mhhhhh. Die sind voll lecker.“ Ich setze mich zu den dreien an den Tisch und mopse mir zwei weitere Kekse. „Eyyy! Nicht alle Kekse naschen du Krümelmonster“, scherzt Lina und wir alle müssen lachen. „Jap. Wir  sind schon seit heute Morgen am backen und sind noch nicht fertig“, erklärt Jannes und lehnt sich nach hinten an die Arbeitsplatte. „Na da habt ihr euch ja was vor genommen.“ Ich kann es nicht lassen und muss mir noch einen Keks nehmen. Die sind einfach so unfassbar lecker. „Mika und ich haben erfahren was passiert ist. Wie geht es ihr?“ Ich kaue auf und fange an zu berichten: „Sie heißt Mey. Ich geht es ganz gut. Sie und Kira verstehen sich ganz gut.“ „Das hört sich doch gut an. Wann darf sie wieder aus dem Krankenhaus?“ Ich gieße mir eine Tasse warmem Kakao ein, der auf dem Tisch steht und erzähle weiter: „Entweder morgen Abend oder Montag früh. Sie wird hier in die Einrichtung ziehen.“ Die drei schauen mich mit großen Augen und weit aufgerissenen Mund an. „Echt? Das ist ja cool. Aber wieso, wenn wir fragen dürfen?“ „Das ist eine lange Geschichte. Ihr sind nicht so schöne Sachen passiert. Aber was ich sagen kann ist, dass sie nicht Vergewaltigt wurde.“ Ich sehe sofort, wie die drei erleichtert ausatmen. „Ich hatte mir da echt schon Sorgen gemacht“, höre ich von Jannes. „Ich auch. Zwar sind schlimme Dinge passiert, aber wir sind dennoch froh, dass es ihr gut geht.“ „Was hast du jetzt vor Elijah?“, werde ich neugierig gefragt. „Ich muss noch ein paar Dinge erledigen. Ein paar Sachen herausfinden“, erkläre ich. „Weswegen sie so verletzt wurde?“ „Wie kommst du...?“, stottere ich. „Ja. Sie hat einen Stalker. Ein Freund von mir, der sich mit so etwas auskennt ist über Weihnachten in der Stadt und kann mir wahrscheinlich dabei helfen.“ „Scheiße“, kommt es aus allen dreien gleichzeitig heraus. „Bitte pass auf dich auf Elijah“, bitten mich Jannes und die anderen beiden. Ich nicke, stehe auf, nehme mir noch ein paar Kekse und verschwinde aus der Küche.

In meinem Zimmer suche ich schnell ein paar Sachen zusammen und packe meinem Laptop ein. Ich hoffe er kann mir helfen. Weil ich möchte echt nicht, dass dieser Typ jetzt doch das Video und die Bilder die er von Mey hat ins Netz stellt. Bevor ich gehe schreibe ich Jason noch schnell eine Nachricht, dass ich vorbei komme.

Elijah: Hey. Ich brauche deine Hilfe. Ich komme kurz vorbei.

Doch als ich es gerade wieder in meine Hosentasche stecken will, bekomme ich noch eine Nachricht von Kira. Sie hat mir die Daten von dem Typ geschickt. Gut. Dann kann ich mich jetzt auf dem Weg machen.

Ich habe ungefähr eine halbe Stunde gebraucht. Ich musste fast ans andere Ende der Stadt. Das zweite Haus seiner Eltern hier ist etwas abgelegter von der Stadt. Es befindet sich auf einen Hügel mit schöner Aussicht. „Komm rein“, höre ich es aus dem Lautsprecher sagen, als ich mich vor die Sicherheitsanlage stelle. Mit einem lauten Geräusch öffnet sich das große Tor und ich kann über die Einfahrt ins Haus. Das erste was mir ins Auge fällt ist der Porsche Taycan . Ein echt tolles Auto. „Ist der neu?“, frage ich rufend, als Jason aus dem Haus kommt. „Du kennst doch meinem Dad“, sagt er bloß und wir beide fangen an zu lachen.

„Schön dich wieder zu sehen“, sagt er und drückt mich, als er die Haustür zu macht. „Ich auch Jason.“ „Willst du was trinken?“, bietet er an. „Nein danke“, lehne ich ab und setze mich auf einen Barhocker in der Küche. „Dir ist ja echt viel passiert, seit dem Sommer. Wie ich gehört habe.“ „Das kannst du laut sagen. Und bei dir?“ Jason und ich sind mit ein paar anderen unserer Freunde in Kalifornien aufgewachsen. Wir gingen zusammen in die Schule, bis ich nach Deutschland zog. Sein Vater hat eine eigene Sicherheitsfirma aufgebaut. Seine Firma ist auf der ganzen Welt verteilt. Sie hat ihren Hauptsitz in New York und vor einem Jahr hat er einen Zweitsitz in Köln. Er arbeitet mit meinem Dad zusammen. Sein Dad sorgt für die Sicherheitssysteme von den Objekten die mein Dad bauen lässt. Unter anderem auch bei uns im Haus. „Ganz gut. Viel Schulstress, da kommen mir die Ferien ganz gut. Und da mein Dad eh nicht zuhause ist, hab ich das ganze Haus alleine.“ Seine Eltern sind geschieden. Was genau passiert ist weiß ich nicht. Nur, dass er nicht gerne darüber redet. „Wie läuft es mit Linn?“, frage ich neugierig und merke, dass er rot wird. „Naja...“, antwortet er bloß. „Hat sie dir ein Korb gegeben?“ „Nein...“ „Was denn?“ „Naja... Wie soll ich sagen... Ich hab sie noch nicht drauf angesprochen...“ „Ohhh. Hackst du dich immer noch bei ihr...“ „Jaa...“, gibt er zu und senkt sein Kopf. Ich muss ein wenig lachen. „Das ist doch nicht schlimm. Also Naja irgendwie schon, aber ich hab nichts dagegen. Ich fand es lustig und interessant, als wir es im Frühling ausprobiert haben.“ „Echt?“ „Jaa. Aber irgendwann musst du es ihr sagen, sonst ist es vielleicht zu spät. Vielleicht hat sie auch Gefühle für dich.“ Linn ist ein Mädchen das bei uns in Kalifornien in die Klasse ging. Als Als wir ein Sommerwochenende Zelten waren, hat er sich in sie verknallt und ich denke sie auch. Allerdings hat Jason seine Schwierigkeiten, ein Mädchen anzusprechen. Er hat sich wieder ein wenig mehr für die Sicherheitssysteme seines Dad interessiert und es geschafft, sich in Linns Social Media Plattformen zu hacken. Es war sehr... interessant, was wir beide dort gefunden haben.“ „Ich weiß. Aber du weißt, was damals passiert ist. Das kann ich nicht einfach vergessen.“ Ich nicke. „Wie könnte man das vergessen.“ Jason hat ein Mädchen kennengelernt. Die beiden haben sich super verstanden und waren fast zwei Jahre lang zusammen, doch dann von einen Tag auf den anderen hat sie sich komplett ins negative verändert. Man hat sie gar nicht wiedererkannt. Sie hat einen Artikel für die Schülerzeitung geschrieben, wo sie über die schlechten sexuellen Erfahrungen mit Jason Berichtet hat. Noch dazu hat sie ein Video und Bilder in der Schule veröffentlicht. Das war eine schlimme Zeit. Aber wir haben es geschafft, dies wieder grade zu biegen. Und keiner redet mehr darüber. „Ich werde ihr die nächsten Tage schreiben. Versprochen. Oder warte...“ Er nimmt sein Handy vom Schreibtisch und geht aus Whatsapp.

„Ich hab ihr 'Hey' geschrieben“, sagt er und legt es neben seiner Tastatur. „Ich bin stolz auf dich.“ „Danke“, antwortet er und wird wieder rot. „Du bist ja jetzt wieder vergeben oder Elijah?“ Ich nicke. „Kira ist toll. Sie ist was besonderes. So tausend mal anders als Stella. Sie tut mir echt gut“, erzähle ich und nehme mir eine Banane. „Das ist gut. Sehr gut. Aber weiß sie...?“ „Nein! Tut sie nicht.“ Er schaut mich mit großen Augen an. „Uff.“ „Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, werde ich es ihr sagen.“ Er nickt bloß.

„Ich merke doch, dass du irgendwas auf dem Herzen hast Elijah“, sagt er zu mir, nach dem ich meine Banane aufgegessen habe. Ich atme tief aus und fange an: „Ich brauche deine Hilfe Jason. Du bist der einzige ,der sich damit auskennt und dem ich in der Sache vertraue. Ich fasse nur schnell zusammen. Freitag lag ein schwerverletztes Mädchen vor der Einrichtung. Im Krankenhaus wurde sie Notoperiert. Sie wurde nicht Vergewaltigt und das Mädchen hat Kira und mir vorhin erzählt was passiert ist. Fakt ist: Es gibt einen Stalker. Dieser ist noch auf freien Fuß. Und dieser Typ besitzt ein bestimmtes Video und Bildmaterial von dem Mädchen, was er jede Minute ins Netz stellen könnte.“ Jason schaut mich mit geöffnetem Mund an. „Das arme Mädchen. Ich versteh schon. Ich werde dir auf jeden Fall helfen. Komm mit.“ Er steht auf, trinkt seinen Kaffee aus und geht mit mir hoch in sein Zimmer. Ich folge ihm, mit einem guten Gefühl, dass wir es schaffen.

„Dein Zimmer hat sich ja kaum verändert Jason“, merke ich und setze mich an sein Schreibtisch. Er muss lachen. „Haha. Bis auf, dass ich mir einen besseren PC zusammengestellt habe, hat sich eigentlich nichts verändert.“ „Nicht mehr der PC aus Daddys Firma?“, scherze ich. „Nein! Ich hab mir lieber einen selbst zusammengebaut. Da weiß ich wenigstens , was alles drin ist.“ „Da hast du auch wieder recht.“

„Dann zeig mal her, was du alles für mich hast.“ Ich hole mein Handy aus meiner Hosentasche und lege es vor uns beiden hin. „Mike Andrews. Mal schauen was wir über dich herausfinden. Ich bin dabei, ein Programm zu entwickeln, womit ich auf jede noch so  kleine Kamera in der Welt zugreifen kann oder mit ein paar Tasten ein Auto von selbst fahren lassen kann.“ „Du bist doch verrückt Jason“, muss ich zugeben und wir beide fangen an zu lachen. „Neiiiin. Ich doch noch!“, scherzt er. „Ich vertrau dir bei der Sache. Ich weiß, du würdest es niemals für böse Zwecke nutzen.“ „Danke Elijah. Das weiß ich zu schätzen. Aber ja. Du hast recht. Das würde ich auch nicht machen“, versichert er mir. „Hast du schon irgendwas gefunden?“, frage ich halb neugierig, halb ungeduldig. „Gleich“, antwortet er.

„Also Mike Andrews wechselte anscheinend wöchentlich immer das Hotel. Er blieb nicht länger als eine Woche in einem Hotel. Sein letztes Hotel war das, was du angegeben bekommen hast.“ „Kannst du noch mehr Informationen herausfinden?“, frag ich. „Klar. Den Unterlagen zufolge, bucht er immer dasselbe Apartment. Extra wünsche hat er nicht. Nur, dass sein Apartment nicht sauber gemacht werden soll, wenn er die Woche da ist. Allerdings wundert mich eine Sache.“ Ich werde ein wenig unruhiger. „Welche denn?“, möchte ich sofort wissen. „Alle Hotelgäste bezahlen entweder Bar oder mit Karte. Allerdings wird Mike Andrews Hotelrechnung von einem Schweizer Bankkonto bezahlt.“ „Ist das denn schlimm?“ „Naja. An sich ja nicht gel. Aber es ist schon komisch. Wenn ich sehe, dass die Rechnung immer im Voraus bezahlt wird und wie ich sehe, tut er das bei den anderen Hotels auch.“ „Bis wann hat er das Apartment gebucht?“ „Bis... heute Abend“, erfahre ich. Ich schaue ihn an und ohne was zu sagen, weiß er was ich denke. „Willst du das wirklich machen Elijah?“ „Jaa. Vielleicht finden wir in seinem Apartment ja was. Aber ich weiß nicht, was wir machen, wenn er uns erwischt“, gebe ich zu. Er schaut mich ein wenig besorgt an, doch dann schaut er auf seinen Bildschirm und seine Miene wird zu einem Lächeln. „Ich glaube ich hab da was.“ „Ich bin ganz Ohr Jason.“ „Ich weiß nicht warum, aber immer an seinem letzten Tag, verlässt er das Hotel für maximal zwei Stunden.“ Das ist merkwürdig. „Hast du eine Uhrzeit?“ Er nickt. „Von 13:00 Uhr bis 15:00 Uhr.“ Ich schaue auf meine Uhr. „Es ist jetzt halb zwei. Wenn wir am Hotel sind ist es schon 14:00 Uhr. Wenn wir genug Zeit haben wollen, dann müssen wir jetzt los.“ „Du hast recht Elijah. Alles weitere können wir nachher machen.“ Er fährt sein PC herunter, zieht sich einen Hoodie an, schnappt sich seinen Rucksack und geht runter.

„Ist es das Hotel?“, frage ich nach, als Jonas uns zu einem großen Gebäude führt. „Laut der Adresse ist es das Hotel.“ Ich bin ein bisschen angespannt. Ich bin gespannt, was uns in seinem Apartment erwartet. „Keine Angst Elijah. Ich beschütze dich“, scherzt Jason und geht ins Hotel. „Haha. Sehr lustig.“

„392, 393 und 394. 394. Das ist das Apartment“, erklärt er. „Wie kommen wir rein?“ „Also wenn wir so sehen könnten wir die Tür eintreten, aber da wir es lieber leise machen wollen, nehmen wir das gute alte Werkzeug.“ Jason kniet sich hin, holt aus seinem Rucksack eine kleine Tasche und entnimmt dort zwei spitze Gegenstände, womit er versucht das Türschloss zu knacken.

Nach ein paar Minuten dann die Antwort: „Wir sind drin“, sagt er und sehe, wie die Tür aufgeht. Dass es geklappt hat, nimmt mir ein wenig die Angst, dennoch bleibe ich angespannt. „Geh du zuerst rein“, bitte ich Jason. Er nickt und betritt das Apartment. Ich folge ihm, schließe vorsichtig die Tür und werde sofort von Alkoholgeruch umgeben. „Riechst du das?“ „Mhhhh. Da hat es sich aber wer richtig gut gehen“, antwortet er. Ich gehe weiter in das Apartment und sehe die vielen Alkoholflaschen. Oh man eyy.

„Komm mal her Elijah“, ruft Jason, aus einer anderen Ecke des Zimmers. Ich gehe an den Flaschen vorbei und sehe, was er mir zeigen wollte. „Fuck“, kommt es aus mir heraus und ich halte mir die Hand vor dem Mund. Eine der Wände ist übersät mit Fotos, Zeitungsartikeln, Notizen und sonstiges. „Elijah...da...bist du...“, stottert er und zeigt auf eines der Bilder. „Jetzt wo du es sagst.“ Und jetzt wo er es angesprochen hat, sehe ich in der Mitte das Bild von Mey. Aber warum ist das Bild von Mey, mit dem Bild von mir verbunden? Ich kann den Zusammenhang nicht erklären. „Aber warum ich da hänge weiß ich nicht.“ Ich sehe, wie Jason ein Bild abnimmt. „Schau mal. Es kommt noch besser.“ Ich erstarre. „Mr Vans! Was hat er...? Warum...?“ Ich lasse mich auf das Bett fallen, was neben uns steht. „Ganz ruhig Elijah“, versucht er mich zu beruhigen. Ich nehme ihm das Bild aus der Hand und schaue auf Mr Vans kaltes lächeln. „Glaubst du, er hat etwas mit der Sachen von dem Mädchen zu tun?“ Ich zucke leicht mit den Schulter, stehe wieder auf und klebe das Bild zurück an die Wand. „Ich weiß es nicht. Ich kann mir das ganze nicht erklären. Es könnte sein, dass Sean Vans diesen Mike Andrews angeheuert hat. Aber da stellt sich wieder die Frage, warum? Und wieso dieses Mädchen?“ Ich gehe ein paar Schritte zurück, um mir das Gesamtbild genauer anzuschauen. „Er sitzt doch noch im Gefängnis oder?“ „Jaa. Zum Glück“, antworte ich. „Im Sommer hieß es, er kann bald entlassen werden, wegen guter Führung, aber laut meinen Quellen hab ich bis jetzt noch keine näheren Infos“, hänge ich mit dran. „Ich glaube das ist die Antwort auf meine Frage“, höre ich und er deutet auf einen Zeitungsartikel. Dort steht, dass Mr. Vans Verhandlung am Ende der kommenden Woche stattfindet. Mr. Vans sei sich sicher, dass er frühzeitig entlassen wird. „Scheiße! Kann man den Prozess irgendwie verhindern?“, frage ich leicht panisch. Er schüttelt den Kopf. „Nein. Außer wir finden etwas, womit man ihn wieder ins Gefängnis stecken kann.“ Ich überlege fieberhaft und schaue auf die Wand. „Ich habs“, kommt es aus mir heraus. „Wenn wir genug Beweise finden, dass Mike Andrews von Sean Lodge beauftragt wurde, könnte ihn das rein theoretisch wieder ins Gefängnis bringen oder?“ Ich schaue zu Jason, der selbst am überlegen ist und warte, bis er antwortet. „Dass könnte wirklich klappen Elijah. Allerdings weiß ich noch nicht so recht, wie wir ihm das Beweisen wollen. Zu mal wir die Verbindung zwischen Mr Vans und dem Mädchen nicht wissen“, erklärt er und ich spüre einen Funken Hoffnung. „Glaubst du, du bekommst irgendwas aus ihr heraus? Vielleicht weiß sie ja irgendwas über Mr. Vans“, fragt mich Jason und schaut immer noch auf die Wand. „Ich kann es versuchen. Allerdings kann ich nichts versprechen. Ich schaue mich weiter um.“

Je länger ich hier drin bin, desto unwohler fühle ich mich, wenn ich weiß, was hier mit Mey passiert ist. Überall Alkohol, Zigaretten und weiterer Scheiß. Vielleicht finde ich ja im Bad irgendwas. Doch dann läuft es mir Eiskalt den Rücken hinunter. „Jason!!!!!!“, rufe ich und traue meinen Augen nicht. „Was ist...?“, fragt er sofort, als er ins Bad kommt und erstarrt, als er es ebenfalls sieht. In der Badewanne liegt ein Mann, mit einer Spritze in der Hand. „Ist er...?“, fragt er mich leise. Ich nicke. „Er hat kein Puls mehr. Er ist Eiskalt.“ „Ist das...?“ „Mike Andrews? Ich weiß es nicht. Aber ich denke schon“, antworte ich. „Was ist das für eine Spritze, die er da in der Hand hat Elijah?“ Ich mache ein paar Blätter von der Klopapierrolle ab und entnehme der Leiche die Spritze. „Hast du irgendwas... womit....?“, frage ich zitternd. Er nickt bloß. „Ich hab immer was bei mir, für den Fall der Fälle“, meint er und ich lasse die Spritze in eine Durchsichtige Tüte fallen. „Hier. Zieh dir die an. Dann hinterlassen wir keine Fingerabdrücke“, sagt er und reicht mir zwei blaue Handschuhe. „Zuhause kann ich schauen, was das für Zeug ist“, erklärt er und schaut sich im Bad um. „Ich schlage vor, dass wir alles mitnehmen, was uns vielleicht nützlich sein könnte“, schlage ich vor. „Das ist eine gute Idee Elijah. Ich habe auch vorhin auf dem Tisch ein Laptop gefunden, vielleicht finden wir dort mehr Antworten. Aber wir sollten uns beeilen. Nicht das hier irgendwer rein kommt.“ „Stimmt. Den habe ich auch gesehen, aber meintest du nicht, dass er immer angegeben hat, dass sein Apartment nicht gesäubert werden soll?“ „Doch. Aber er sollte ja eigentlich für circa zwei Stunden außer Haus sein. Und ich weiß nicht, ob die Person, mit der er sich immer trifft, nicht doch irgendwie vorbei schaut.“ Ich bekomme leichte Panik, die sich aber sofort wieder in Luft auflöst. „Dann lass uns keine Zeit verlieren. Ich schreibe Kira, dass es ein wenig später wird.“

Elijah: Es wird ein bisschen später. Ich weiß nicht, wann wir fertig werden. Mach dir bitte keine Sorgen. Hab echt Sehnsucht nach dir. Love you<3

Ich packe mein Handy wieder weg und durchsuche mit Jason das ganze Apartment nach Hinweisen.

Nach circa zwanzig Minuten können wir dann auch das widerliche Apartment verlassen. „Konntest du einiges finden?“, frage ich, sobald wir das Hotel wieder verlassen haben. „Ich hab ein paar interessante Dinge mitgenommen. Wir schauen sie uns zuhause an.“ Ich bin echt gespannt, was wir herausfinden oder ob wir überhaupt etwas herausfinden. Aber was mich immer noch am meisten beschäftigt ist die Sache, was Mey damit zu tun hat. Was für eine Verbindung hat sie zu Sean Vans? Vielleicht haben ja ihre Eltern für ihn gearbeitet und jetzt waren sie hinter ihrer Tochter her. Aber ich kann mir das irgendwie nicht vorstellen. Trotzdem habe ich Angst um sie. Sie kommt mir aus irgendeinem Grund so vertraut vor. „Glaubst du es war Selbstmord Jason?“ „Ich denke schon.“ „Aber warum?“, möchte ich wissen, um meine immer steigende Neugier zu besänftigen. „Das ist ja das Ding. Es könnte viele Faktoren der Auslöser sein. Erstens: Der Druck von oben wurde zu viel von ihm. Zweitens: Er wusste, dass er wegen Mey versagt hat und bekam deshalb Angst. Und drittens: Er wollte komplett aussteigen, was dann doch nicht ging. Wobei ich mir nur erstens und zweitens vorstellen kann“. Erklärt Jason auf dem Heimweg. „Ich glaube, es ist zweitens.“ Er nickt. „Ich hoffe, wir finden irgendwelche brauchbaren Beweise Elijah.“

Zuhause Angekommen bestell ich uns etwas zu Essen, da Jason meinte, dass es bis in die Nacht gehen könnte. Eine halbe Stunde später ist das Essen auch da. „Es kommt nachher noch meine Schwester vorbei“, erklärt Jason. „Meinst du Luisa?“, frage ich nach und auf meinem Gesicht breitet sich ein kleines lächeln. Er nickt und schaufelt eine große Ladung des Essens in sich hinein. „Ich habe nur eine Schwester Elijah“, scherzt er. „Ach so. Ja. Oh sorry. Ich bin ein bisschen durch den Wind“, erkläre ich und esse weiter. Luisa ist Jason kleine Schwester. Sie ist ein Jahr jünger und ging eine Klasse unter uns. Sie war gut mit Stella befreundet, distanzierte sich aber, nach dem was passiert ist, freundete sich dann aber wieder etwas mit ihr an, als es besser wurde. Luisa ist echt nett und liebt Bücher genauso sehr wie ich. Ich freue mich ein bisschen, sie wieder zu sehen. „Alles gut. Das kann ich doch verstehen. Ich habe damit auch nicht gerechnet.“ „Ist es denn vorteilhaft, wenn wir in ihrem Dasein die Sachen untersuchen?“ „Sie weiß, dass ich auch mal nicht so legale Sachen mache und da sie mir selbst ab und zu hilft, denke ich nicht, dass wir uns Sorgen machen müssen. Wobei sie sich selbst für solche Sachen interessiert.“ „Ihr beide kommt wohl sehr nach eurem Dad gel?“ Er muss lachen. „Stimmt“, antwortet er und isst zu ende.

„Wollen wir dann?“, fragt mich Jason, nachdem wir fertig gegessen haben, er sich einen Kaffee gemacht hat und ich mir einem Schwarztee mit Milch. „Möge Rowling mit uns sein.“ Er nickt und geht mit seiner Tasche nach oben. Ich nehme unsere beiden Tassen und folge ihm, wobei ich hoffe, dass ich nichts verschütte.


Luisas Sichtweise:

Ich bin endlich in Köln gelandet. Der lange Flug war anstrengender als sonst. Naja. Wenn man gefühlt alle zwei Stunden auf Toilette muss, wegen seiner scheiß Periode. Warum muss sie ausgerechnet jetzt kommen. Aber ich konnte mich dennoch ein wenig entspannen und mein Buch zu Ende lesen.

„Miss St. Clair“, höre ich einen in dunkelblau, fast schwarz gekleideten Mann zu mir sagen, als ich den Vorplatz des Flughafens erreiche. „Danke, aber das wäre nicht nötig gewesen. Ich hätte auch die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen können“, sage ich zu ihm und steige in das Auto. „Ich befolge nur den Anweisungen ihres Vaters Miss St. Clair“, antwortet er und fährt los. „Och bitte nennen sie mich Luisa. Sie wissen ganz genau, dass ich es nicht mag, wenn man mich bei meinem Familiennamen anspricht.“ Wir beide fangen an zu lachen. Ich mag es nicht, wenn man mich von A nach B fährt. Ich bin kein kleines Kind mehr. Ich kann schon auf mich selbst aufpassen. Zumal mich Jason auch immer begleitet und er es auch nicht mag, wenn wir immer herumgefahren werden. Aber es soll zu unserem Schutz sein. Ich kann es nicht mehr hören. Was soll den großartiges passieren? Sean Vans sitzt im Gefängnis, da wo er hingehört. Dennoch habe ich ein wenig Angst um unseren Dad. Er hat ein Angebot von Mr. Vans damals abgelehnt und arbeitet lieber mit dem Vater von Elijah zusammen, was auch tausendmal besser ist. Aber vielleicht ist er ja auf Rache aus. Auch bei den anderen mache ich mir Sorgen. Die anderen haben sich zwar mit ihrer Arbeit auf der Welt verteilt, aber Mr. Vans schreckt vor nichts zurück. Ich hoffe einfach, dass der Prozess negativ für ihn verläuft. Aber jetzt beiseite mit dem Thema. Es ist fast Weihnachten und hier liegt immer noch kein Schnee. Ich bin froh, dass ich überhaupt von New York aus fliegen konnte. Ich bin froh, wieder hier zu sein. Jason hat mir geschrieben, dass Elijah zu Besuch ist. Ich freue mich, ihn wiederzusehen.

„Wenn irgendwas ist, sie wissen... du weißt, dass du mich anrufen kannst“, versichert er mir. Ich nicke bloß, nehme meine Tasche und gehe über unser Grundstück. Natürlich steht wieder Daddys neuer Wagen da. Hätte ich mir auch denken können. Ich schließe die Tür auf und werde sofort von Weihnachtsdüften umhüllt. „Ich bins“, rufe ich durchs Haus und stelle meine Sachen ins Wohnzimmer ab. Ich krame meine flauschigen Schuhe raus und gehe die Treppe nach oben.Sofort erkenne ich Elijahs Stimme und im selben Augenblick macht sich ein Lächeln auf meinem Gesicht breit.

„Heyy ihr beiden“, begrüße ich meinen Bruder Jason und Elijah. Mein Blick schweift zuerst zu Elijah hinüber. Ich sehe, wie sehr er sich verändert hat. Diese breiten Schultern...Stopp! „Luisa“, begrüßt mich mein Bruder. Er steht auf und nimmt mich fest in den Arm. Wir haben uns zwar nur drei Tage nicht gesehen, aber ich bin trotzdem nicht gerne von ihm getrennt. „Hey“, höre ich von Elijah sagen, der sich in seinem Drehstuhl zu mir umdreht. „Lange nicht mehr gesehen“, antworte ich und mustere ihn. „Schön dich wieder zu sehen Luisa.“ Er steht auf, kommt auf mich zu und nimmt mich in den Arm. Er trägt immer noch dieses unwiderstehliche Parfüm von Minze. Er hat sich verändert. Ich weiß noch, wie er damals Krampfhaft versuchte Muskeln aufzubauen und jetzt sieht er verdammt heiß damit aus. Er wollte nie dieses Perfekte Six Pack haben, aber das was er jetzt hat, steht ihm. Und seine blauen Augen.. Fuck! „Freut mich auch dich wieder zu sehen und lege kurz meinen Kopf auf seine Schulter.

„Bist du gut hergekommen?“, werde ich von Jason gefragt und mache es mir auf seinem Bett gemütlich. „Kann man so sagen. Und was macht ihr da so. Wieder Detektiv Arbeit?“, scherze ich und trinke einen Schluck aus meiner Thermoskanne. „Kann man so sagen“, antwortet Elijah für Jason. „Braucht ihr Hilfe?“, frage ich freundlich nach. Jason schaut kurz zu Elijah, der nur nickt. „Du kannst versuchen herauszufinden, was für eine Substanz sich in der Spritze befindet“, erklärt Jason mir. „Was für eine... Spritze?“ „Die Einzelheiten können wir dir naher erklären. Die Tüte mit der Spritze liegt dort.“ Ich stehe auf und nehme mir die durchsichtige Tüte. Mal schauen was wir  aus dir herausfinden.


Elijahs Sichtweise:

„Mit was fangen wir zuerst an?“, frage ich und stelle unsere Tassen auf den Schreibtisch ab. „Ich habe ein Foto von der Bilderwand im Apartment gemacht und werde jetzt versuchen, so gut es geht diese auf meine große Pinnwand zu übertragen.“ „Das ist eine gute Idee“, sage ich und widme mich einer Tasche. „Weiß du was hier drin ist Jason?“ Ich zeige ihm die dunkelbraune Tasche. Er schüttelt den Kopf. „Schau mal rein“, antwortet er bloß und widmet sich wieder seiner Wand. Super. Ist ja nicht so, dass dort im schlimmsten Falle eine Bombe drin sein könnte. Vorsichtig ziehe ich an dem Reißverschluss der Tasche. Ich gehe vom schlimmsten aus, doch was ich dann sehe, damit hätte ich nicht gerechnet. Ich greife in die Tasche und hole eine einen der vielen Geldbündel heraus. Warum ist da Geld drin? Das sind bestimmt mehrere Hunderttausend.

„Und was ist in der Tasche drin Elijah?“ „Schau es dir selber an bitte“, kann ich nur sagen und lege alle Geldbündel auf den Tisch. Jason schaut mit großen Augen auf das Geld. „Hat der Typ eine Bank überfallen oder warum ist da so viel Geld?“ „Ich... ich weiß nicht. Vielleicht ist es ja auch Erpressungsgeld oder Schweigegeld von Mr. Vans.“ Ich lasse die leere Tasche auf den Boden fallen und beäuge das Geld. In einem Bündel sind zwanzig Tausend Euro und es sind fünfzig Bündel, als sind es... „Das sind eine Millionen Euro...“, verkünde ich. Auch bei mir weiten sich jetzt die Augen. Ich hatte noch nie so viel Geld vor mir. „Ist das überhaupt echt Geld?“, fragt Jason sofort und nimmt sich einen der fünfhundert Euro Scheine. „Und?“ Er nickt. „Die sind echt. Aber warum hatte er so viel Geld?“ Das würde mir auch sehr interessieren. Ich schaue kurz das Geld an und überlege. Dann nehme ich mir einen Schmierzettel und einen Stift vom Schreibtisch, schreibe dort 'unbekanntes Geld' drauf, gehe hinüber zur Wand und befestige es mit einer Nadel links von den Bildern. „Ein weiteres Puzzleteil, dass wir an den richtigen Platz setzen müssen“, erkläre ich und trete ein paar Schritte zurück. „Ich werde es naher noch auf Fingerabdrücke untersuchen, mich in die Datenbank der Kriminalpolizei einhacken und schauen, was ich dann finde und anschließend das ganze Geld sicher verstecken.“ „Das ist eine gute Idee. Was kommt als nächstes Jason?“ „Ich habe den Laptop mitgenommen und wir können gemeinsam schauen, ob wir was finden.“ Ich nicke und setze mich zu ihm an den Schreibtisch.

„Passwort geschützt. War mir klar.“ Ich trinke einen Schluck von meinem Tee und frage: „Kannst du es knacken?“ Er lacht auf. „Klar.“ Er tippt irgendetwas ein und ein paar Sekunden später hat er sich eingeloggt. „Mal schauen, was hier so drauf ist“, murmelt er und klickt auf einen der Ordner. Doch nachdem er auf den Ordner geklickt ist, kommt statt einen Inhalt einen Countdown von zehn Sekunden. „Was ist passiert?“, frage ich panisch. „Ich... ich weiß nicht. Anscheinend hat der Laptop bemerkt, dass sich ein zweiter einloggen wollte... und dann hat er sich beim anklicken einer Datei sozusagen selbst zerstört.“ „Kannst du ihn irgendwie retten?“ Er schüttelt den Kopf. „Nein. Leider nicht.“ „Scheiße.“

„Ich bin es“, hören wir auf einmal von unten rufen. „Das muss Luisa sein“, reagiert Jason und klappt den Laptop zu. „Ich habe im Bad noch ein Handy gefunden. Glaubst du, du findest dort was?“, frage ich ihn und reiche ihm die Tüte mit dem Handy drin. Er nimmt das Handy aus der Tüte und steckt es mit seinem USB Kabel in seinem PC. „Aber sei vorsichtig, nicht dass es sich auch selbst zerstört“, bitte ich ihn und schaue zu.

„Hey ihr beiden“, begrüßt sie uns, als sie die Treppe hochkommt. „Luisa“, sagt Jason neben mir. Ich drehe mich und sehe, wie sich die beiden umarmen. „Hey“, begrüße ich seine Schwester. Sie sieht ihm sehr ähnlich. Aber sie hat sich auch verändert. Sie sieht mich an und lächelt. Sie trägt ihre Zahnspange  von damals nicht mehr. „Schön, dich wieder zu sehen.“ Ich stehe aus meinem Drehstuhl auf und umarme sie. Sie trägt immer noch ihr Parfüm von damals. Luisa ist ein bisschen gewachsen. Damals war sie ein Bisschen dicker, aber sie hat viel abgenommen. Sie hat eine tolle Figur. Und ich mag ihren Modegeschmack. Ich löse mich aus der Umarmung und setze mich zurück auf meinem Drehstuhl.


Luisas Sichtweise:

Ich wollte gerade anfangen die Flüssige Substanz zu untersuchen, da vibriert mein Handy. Ich sehe auf dem Display 'Fabian' den Namen meines Freundes. „Ich komme gleich wieder“, sage ich zu den beiden und lege die Tüte mit der Spritze solange aufs Bett.

Schnell schieße ich die Tür, lege mich aufs Bett und kann gerade noch den Anruf annehmen. „Heyyyyy“, sage ich mit glücklicher Stimme. Fabi und ich sind seid über einem Jahr zusammen. Ich habe ihn damals auf der Einweihungsfeier von Daddys Zweitfirma in Köln kennengelernt. Es hat sofort gefunkt zwischen uns beiden. Er ist heiß und naja wie soll ich sagen, nicht gerade schlecht im Bett. Zudem ist Fabis Dad ein Geschäftspartner von unserem Dad. „Wie geht es dir?“, frage ich, als er nichts sagt. „Wir müssen reden“, antwortet er mit bedrückter Stimme. Sofort bildet sich ein ungewohntes Gefühl in meinen Bauch. „Was ist los? Hab ich irgendwas falsch gemacht?“, frage ich panisch. „Ich... ich weiß nicht... wie ich das sagen soll..“, fängt er stotternd an. Mir läuft schon die erste Träne über die Wange hinunter. Ich möchte etwas sagen, aber ich bekomme kein Wort über meine Lippen hinweg. „Mein Dad möchte... das ich... das ich mich... das ich mich von dir trenne.“ Sofort breche ich in tränen aus und mein Herz zerbricht in tausend Stücke. „Es tut mir leid Luisa. Aber... es ist besser so. Ruf mich bitte nicht mehr an... Ich hab dich lieb“, sind seine letzten Worte bevor er auflegt. Unter Tränen schalte ich mein Handy aus und werfe es gegen die Wand. Mein Zimmer ist so isoliert, dass man von außen nichts hört. Ist das gerade wirklich passiert? Hat Fabi wirklich mit mir Schluss gemacht? Aber warum? Was hab ich denn falsch gemacht? Er hat bestimmt eine neue und benutzt seinen Vater als faule Ausrede. Ich hasse ihn! Wir beide waren so glücklich. In unsere Beziehung gab es nie irgendwelche Probleme. Klar gab es mal ein paar Meinungsverschiedenheiten, aber das gehört doch zur Beziehung. Sonst war es immer gut zwischen uns beiden. Ich kann mir das einfach nicht erklären. Ich muss ihn vergessen. Ich mache das nur ungern, aber ich kann nicht anders. Mit meinem Hoodie wische ihr mir die Tränen aus dem Gesicht und stehe auf. Ich nehme mir den kleinen Schlüssel der in meinem Nachttisch liegt und gehe rüber zu meinem Kleiderschrank. Ich will das eigentlich nicht machen, aber ich kann nicht. Ich kann nicht anders. Der Schmerz. Er sitzt zu tief in mir. Tut mir leid. Ich schließe ein kleines Schränkchen auf und hole eine Flasche mit brauner Flüssigkeit heraus. Skotch. Ich nehme sie vorsichtig heraus und spüre sofort die leichte Kälte der Flasche. Anschließend setze ich mich aufs Bett, öffne sie und nehme einen großen Schluck. Kaum habe den ersten Schluck hinter mir, brennt auch schon meine Kehle an. Kurz darauf setze ich wieder an.


Elijahs Sichtweise:

Ich schaue auf meine Uhr. Luisa wollte eigentlich nur kurz weg, aber jetzt ist sie schon mehr als eine halbe Stunde verschwunden. „Weißt du wo Luisa ist?“, frage ich und hoffe, dass es ihr gut geht. Jason schüttelt den Kopf. „Sie ist glaube ich in ihren Zimmer“, antwortet er und arbeitet weiter. „Ich schau mal nach ihr“, sage ich und gehe den Flur zu ihrem Zimmer.

„Kann ich rein kommen?“, frage ich, als ich an ihrer hölzernen Tür klopfe. Ich höre nur ein schluchzen von drinnen und als sie nicht antwortet, drücke ich die Klinke leise nach unten und betrete ihr Zimmer. Sofort kommt mir der Geruch von Alkohol entgegen. Hat sie etwa getrunken? Wenn ja, warum? Ich schließe die Tür und drehe mich zu ihr um. Da sehe ich sie. Sie sitzt mit angezogenen Beinen auf ihrem großen Bett, in mitten von benutzten Taschentüchern. Ich sehe, wie sie eine Flasche in der Hand hält. Beim genaueren hinschauen erkenne ich, dass es sich um eine Flasche Skotch handelt und diese mehr als halb leer ist. Fuck. Warum hat sie das gemacht? Sie scheint mich nicht richtig wahr zunehmen, erst als ich mich auf ihr Bett setze, schluchzt sie wieder. „Heyy. Was ist passiert?“, frage ich sofort und wische ihre ein paar Tränen aus dem Gesicht. Ich nehme ihr vorsichtig die Flasche aus der Hand und stelle sie weit weck. Sie schaut mich an und lächelt. „Was ist passiert?“, wiederhole ich meine Frage. Sie schluchzt erneut. „Isch... mein Freund... der hat... Schluss gemacht...“, lallt sie. Ich wusste gar nicht, dass sie einen Freund hat. Aber wie es aussieht, hat es nicht gehalten. Sie war vorhin noch zu glücklich und jetzt, verdrängt sie ihren Kummer in Alkohol. „Wie viel hast du getrunken?“ Sie zuckt bloß mit den Schultern. „Isch... isch will... weiter... trinken...“ Das kann sie schön vergessen. „Nein. Das wirst du nicht“, mache ich ihr klar. „Dasch... hast du... nisch... zu beschtimmen...“, will sie mir lallend klar machen. Luisa versucht nach der Flasche zu greifen, wobei sie rittlings auf meinen Schoß landet und ich mich anschaut. So war das jetzt aber nicht geplant. Irgendwie sieht sie schon ganz süß aus. Ich merk, wie sie mich mit ihren Kastanien braunen Augen mustert und ihre Begierde nach Alkohol verschwindet. „Was...hast du... vor?“, kann ich nur stückchenweise hervorbringen, als ich sehe ich´, wie sie sich auf ihre Unterlippe beißt. „Ich... ich weiß nicht...“, sagt sie und entfacht ein leises stöhnen. Sie drückt mir plötzlich ihr Becken entgegen. Fuck! Ich schließe kurz meine Augen und öffne sie dann wieder, bevor hier noch etwas passiert. „Du brauchst eine Erfrischung“, mach ich ihr klar. Ich drücke sie von mir weg, stehe auf, packe sie und trage sie aus ihrem Zimmer. „Wenn du mich vollkotzt, dann kannst du was erleben“, versichere ich ihr, bevor wir ins Bad gehen. Sie antwortet nicht und legt nur ihre Arme um meinen Hals, um sich festzuhalten. Was mach ich hier eigentlich?

„Was hast du vor?“, fragt sie. „Wirst du gleich sehen.“ „Wa... warum...?“ Sie fängt schon wieder an zu lallen. Ich will nicht wissen, was passiert wäre, wenn ich nicht nach ihr geschaut hätte. Was wäre, wenn sie die komplette Flasche getrunken hätte? Ich will es mir gar nicht vorstellen. „Aufpassen. Gleich wird es nass“, warne ich. Ich setze Luisa in der großen Dusche ab und stelle das Wasser an. „Ahhhhh“, kreischt sie, als das kalte Wasser sie berührt. Ich hätte ihr vielleicht erst die Sachen ausziehen sollen.

„Geht es dir besser?“, frage ich gleich und ziehe ihr die nassen Sachen aus. Sie nickt bloß und schaut zu. Ihre Haut fühlt sich so weich an. Sie erschaudert leicht, als ich sie mit meinen warmen Fingern berühre. Wieder entfacht sie ein leises stöhnen. Luisas Figur macht es mir nicht gerade einfach. Sie ist leicht gebräunt und erst jetzt fällt mir ihr auf, dass sie einen Bauchnabelpiercing trägt. „du siehst toll aus“, gebe ich zu und reiche ihr ein Handtuch. „Danke. Kann ich nur zurückgeben“, antwortet sie und wird rot. „Kann ich dich kurz alleine in deinem Zimmer lassen?“, frage ich vorsichtshalber nach. Sie lacht. „Jaa.“ „Ich komme gleich nach“, versichere ihr.

„Lebst du auch noch“, scherzt Jason, als ich sein Zimmer betrete. „Tut mir leid. Aber deine Schwester...“ „Lass mich raten. Ihr Freund hat Schluss gemacht?“ „Ja. Aber woher...?“ „Woher ich das weiß Elijah? Ich kenne sie und der Typ war mir von Anfang an nicht geheuer. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er sie sitzen lässt. Ich habe meine Schwester mehrmals davor gewarnt und jetzt muss sie damit klar kommen. Mehr kann ich da nicht machen“, erklärt er. „Stimmt. Ist es in Ordnung, wenn ich mich ein wenig um sie kümmere?“ „Klar. Ich höre auch gleich für heute auf. Ich komme noch nicht so gut voran, wie ich es mir erhofft habe.“ „Das tut mir leid. Mach dir bitte nicht zu viel Stress.“ „Keine Sorge.“

Ich schließe die Tür und sehe, wie sich Luisa gerade was anzieht. Ich komme echt ungünstig in die Zimmer der Mädchen. „Soll ich... kurz...?“, frag ich stotternd. „Nein. Nein. Alles gut.“ Ich setze mich auf ihr Bett und fege mit einmal die Taschentücher vom Bett. Es fällt mir schwer, den Blick von ihrem Körper zu lassen. Sie hat sich schwarze Unterwäsche angezogen und kommt nur mit einem T-Shirt drüber aufs Bett. „Danke Elijah.“ Ich schaue sie an. „Für was?“ „Das du mir geholfen hast. Ich hätte das nicht machen sollen. Alkohol ist da keine Lösung. Nächstes mal komm ich gleich zu dir. Ich weiß, dass du immer für einen da bist. Das macht dich zu einen tollen Menschen. Danke.“ Sie schaut mich an. Legt einen Hand an mein Gesicht und gibt mir einen sanften Kuss auf die Wange. Anschließend legt sie einen Arm um meinen Oberkörper und kuschelt sich an mich. So was das jetzt aber auch nicht geplant. Und an mein Handy komme ich jetzt auch nicht mehr, um Kira eine Nachricht zu schreiben. Ich hoffe es geht ihr gut. Ich brauche sie wieder auf mir. Ihre Küsse und ihre Berührungen. Ich lege meine Hand auf ihren Rücken und streichle sie ein wenig. Es braucht nicht lange, bis ich einschlafe. Es war ein aufregender Tag, den ich erstmal nicht so schnell vergessen werde.

...Guck mal, da ist der kleine. Er ist gesund. Und schau mal, er lächelt jetzt schon....und da kommt Nummer zwei....

Elijah, Kira und das Geheimnis der Mitbewohner 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt