7.

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*
Warum hast du nicht nein gesagt
Im Schatten dieser Nacht
Wir brannten so voll Leidenschaft
Jetzt sind wir aufgewacht
*

Das gemeinsame Frühstück lief dann aber verhältnismäßig ruhig ab. Nicht dass sich der Kommissar daran gestört hätte, aber Boerne war für seine Verhältnisse wirklich extrem still.

Konnte es sein, dass er vielleicht doch allmählich einsah, dass ihre „Zusammenkunft" hier mit Abstand das Dämlichste war, was ihnen hatte passieren können? Wenigstens hatte Boerne recht gehabt, als er sagte, dass er sich in der selben Situation befand.

Beide waren sie vergeben und bis gestern hätte Thiel auch gar nicht glücklicher sein können. Wie konnte es dann überhaupt soweit kommen, dass sie sich so hatten gehen lassen? Früher waren sie doch wie Katz und Maus gewesen. Meistens zumindest. Sicher waren sie befreundet, wenn auch auf einer ungewöhnlicheren Basis als andere, aber rein sexuell gesehen war da doch nie etwas gelaufen.

„Hast du nicht bedenken, dass Wulf hier jede Sekunde aufschlagen könnte?"
Die Frage brannte ihm ja dann doch unter den Nägeln.

Boerne legte sein Messer auf den Teller und rieb sich die Hände.
„Mitnichten. Der hat heute eine Observation und ein Verhör." Boerne schob den Teller weg und faltete die Hände zusammen. „Sollte der Fall dennoch eintreten, wäre das ja nun auch kein Problem. Wir machen hier doch nichts verbotenes oder? Gegen ein Frühstück kann man ja nun wirklich nichts einwenden."

„Frühstück...", wiederholte Thiel sachlich.

„Frühstück! Wir sind beide angezogen und sitzen am Tisch." Boerne zwinkerte ihm zu und schenkte sich eine weitere Tasse Kaffee ein. „Und Von?"

„Von was?" Thiel verstand die Frage nicht.

„Na Dein Von wird hier ja wohl auch nicht plötzlich im Türrahmen stehen."

„Von..." Thiel betonte das Wort besonders ausdrucksstark, „...ist zu Hause und geht davon aus, dass ich bei Nadeshda übernachtet habe."
Plötzlich wurde Thiel klar, dass der aber ihre Nummer hatte. Was wenn er sich bei ihr melden würde, weil er nicht auf sein Handy schaute?

„Wenn wir bedenken was das Fräulein Krusenstern gestern alles in sich hinein gekippt hat, wird die wohl noch in Morpheus Armen liegen."

Thiel musste Grinsen. Vermutlich hatte Boerne recht. Nadeshda war wirklich zeckenfett gewesen.

„Wann willst du zurück nach Hamburg?", fragte Boerne schließlich und machte sich daran, den Tisch abzuräumen.

„Ich muss morgen wieder arbeiten. Zu spät sollte ich also nicht los."

Der Kommissar nahm Boerne das Geschirr ab und räumte es gewissenhaft in den Geschirrspüler.

„Hättest du Lust auf einen kleinen Spaziergang bevor du fährst?"

Die Frage überraschte ihn zwar, aber Lust hatte er wirklich. Außerdem gab es bestimmt noch ein wenig Gesprächsbedarf.

„Mja, logisch."

****

Während Boerne sich einen schwarzen Mantel anzog, ging Thiel ins Schlafzimmer zurück um sein Handy zu holen. Als er den Flugzeugmodus deaktiviert hatte, brummte sein Smartphone einige Male.

Hatte er es doch geahnt!

*
Guten Morgen Schatz.
Sind wir schon wieder lebensfähig oder hast du noch mit den Nachwehen zu kämpfen?
Wann kommst du denn heute nach Hause?
Ich könnte uns etwas kochen.
*

Thiel presste Luft durch seine Lippen und setzte sich an den Bettrand.

*
Ich hab dich schon zweimal versucht zu erreichen. Ich mache mir allmählich sorgen.
Ruf mich doch bitte zurück.
*

Was hatte der denn für ein Problem? Er wusste doch genau, dass Thiel zu viel getrunken hatte. Na gut, zumindest hatte der Kommissar ihm das so geschrieben.

*
Schatz? Soll ich dich doch abholen?
Ich ruf jetzt Nadeshda an, vielleicht geht die wenigstens an ihr Handy.
*

Als er dann auch noch einen entgangenen Anruf von Nadeshda sah, bekam er einen Anflug von Panik.

„Boerne? BOERNE!"

Gerufener kam unverzüglich ins Schlafzimmer und warf ihm fragende Blicke zu.

„Thorsten hat Nadeshda angerufen und die hat mich versucht zu erreichen. Was wenn die ihm gesagt hat, dass sie nicht weiß wo ich bin?" Thiels Herz klopfte aufgeregt in seiner Brust. War doch klar, dass einen alles irgendwann einholt.

„Jetzt beruhige dich doch mal. Wir sprechen hier von Nadeshda. Die ist nicht umsonst eine herausragende Kommissarin, nicht?" Boerne setzte sich neben ihn und nahm das Handy an sich.

Obwohl Thiel protestierte, hielt Boerne sich das Handy trotzdem ans Ohr.

„Wunderschönen guten Morgen, die Dame. Sind Sie schon vernehmungsfähig?"

Boerne stellte den Lautsprecher an.

„Herr Professor?" Nadeshda klang wirklich alles andere als fit.

„Haben Sie wen anderes erwartet?"

Die Frage war eigentlich überflüssig, dachte Thiel und musste grinsen.

„Sie rufen von Herrn Thiels Handy an, da kann man schon mal kurz verwundert sein oder?"

„Gut dass Sie direkt zur Sache kommen. Der werte Herr Hauptkommissar beschleicht nämlich das ungute Gefühl, dass sein Freund sich bei Ihnen gemeldet haben könnte. Sind wir da richtig in der Annahme?"

„Was? Äh- Ja", murmelte Nadeshda leise und stöhnte etwas ins Telefon.

Den Kater wollte Thiel wirklich nicht haben.

„Ja und? Was haben Sie ihm gesagt? Nun sagen Sie schon!" Langsam wurde auch Boerne etwas ungeduldig.

„Das er noch schläft, zu viel getrunken hat und jetzt garantiert nicht telefonieren kann. Was denken Sie denn? War doch klar, dass der bei Ihnen ist."

Was? Ertappt guckten sich die beiden Männer an.

„Äh, ja dann. Danke Nadeshda", meldete sich Thiel zu Wort.

Man, daswar ja gerade nochmal gut gegangen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 10, 2021 ⏰

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