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„.... lade ich Sie herzlich zu meinem 50. Geburtstag ein. Begleitpersonen sind ausdrücklich erwünscht. Bitte füllen Sie das beiliegende Formular aus oder geben Sie mir telefonisch Bescheid. Über Ihr Erscheinen freut sich W. Klemm", las Thiel laut vor und musste dann wirklich schmunzeln.

„Warum lachst du da? Das ist doch super nett, dass sie an dich denkt."

Das fand Thiel ja auch, aber das war nicht der Grund weshalb er gelacht hatte.

„Mja schon, aber die feine Frau Staatsanwalt wird 60. Die ist wie immer die Einzige, die's nicht wahrhaben will", erklärte Thiel lachend.

Natürlich wollte der Hauptkommissar sich das Spektakel nicht entgehen lassen, weshalb er direkt zu seinem Handy griff.


„Klemm."

„Moinsen, Frau Staatsanwalt."

„Thielchen, was für eine Freude. Sie haben also meine Einladung erhalten?", fragte sie und klang tatsächlich erfreut.

„Kam gerade ins Haus geflattert. Ihr 50er also?"
Thiel lachte dreckig.

„Ich warne Sie, dass bleibt unter uns, verstanden?"

„Verstanden! Ich bin ja nicht lebensmüde und werde Ihre kleine Lüge selbstverständlich für mich behalten", gackerte Thiel. Als wäre er auch der Typ dafür, so etwas herum zu posaunen.

„Also kommen Sie?"

„Als würde ich mir Ihre kleine Feierstunde entgehen lassen."

„Sehr schön und ich gehe mal stark davon aus, dass Sie nicht alleine erscheinen? Sie wissen ja, Münster ist ein Dorf."

Das überraschte Thiel dann aber schon, dass sein Beziehungsstand die Runde machte, ohne dass er es an die große Glocke hing.

„Ja wir kommen zu zweit. Du kommst doch mit oder?", fragte Thiel seinen Freund, der gerade die Zeitung faltete und ihn über den Rand seiner Brille hinweg ansah.

„Wo denkst du hin? Natürlich begleite ich dich."

Das wollte Thiel hören und so war das ganze dann auch relativ schnell geklärt.


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„Du willst aber dann nicht in so einem Aufzug auf die Geburtstagsfeier oder?", fragte ihn der Besitzer des dunklen Haarschopfs, der gerade durch den Spalt der Badezimmertür linste.

„Natürlich nicht und selbst wenn... Ich kann da ja wohl hingehen, wie ich will."

„Ich wollte ja nur fragen. Dein Kleidungsstil ist ja auch etwas", er wedelte mit den Händen in der Luft, „...etwas sonderbar."

Warum musste er das eigentlich immer und immer wieder erwähnen? So furchtbar konnte er den ja gar nicht finden, sonst wären sie ja wohl kaum ein Paar.

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Zwei Wochen später war der besagte Geburtstag dann auch schon und Thiel war jetzt doch ein wenig aufgeregt.

„Ich nehm alles zurück. Ich hab echt 'n büsschen Schiss."

Warme Lippen legten sich an seine Wange und er schmiegte sich an den Körper, der ihm immer und immer wieder den nötigen Halt gab.

„Es ist nur schon so lang her, dass ich die alle zum letzten Mal gesehen hab und überhaupt sehen die uns heut zum ersten Mal als Paar. Findest du das nicht seltsam?"

Schadete ja nix, wenn man da mal nachhakte.

„Ach Papperlapapp. Dein Vater hat es gut verkraftet und meine konservative Sippschaft, welche sich Familie schimpft, ebenfalls."

Wie früher nur andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt