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[merlin bewahre]

|draco|

"Draco?", das Klopfen an der Schlafzimmertür wurde schwächer mit jedem Mal, das Astoria anklopfte.
"Mhm?" Der große Mann saß an seinem Schreibtisch. Den Kopf über einer Akte gebeugt und die Finger tief in den Haaren vergraben.

Die schwere Tür ging auf und gleich darauf strichen zwei Hände seine Schultern runter auf seine Brust. Ein Kuss fand Platz an seiner Schläfe.
"Arbeitest du noch?",
"Ich überprüfe nur noch etwas.",
"Was denn? Zeig mal her.", Astoria zog sich die Akte vor, noch ehe Draco dies verhindern konnte.

"Granger? Hermine Granger? Die aus deinem Jahrgang?", nickend lehnte sich Draco zurück und fuhr mit seinen Händen über sein Gesicht. "Die heiratet?",
"Das Wiesel.", presste er zwischen seinen Lippen hervor.

"Muss schön sein. Zu heiraten, meine ich.",
"Tori–",
"So mit Blumen, Musik und so.",
"Astoria!", seine Stimme war laut geworden. Astoria fuhr zusammen und ließ die Akte auf den Tisch sinken.

Ihre großen, gläsernen Augen schauten ihn entblößt an.
"Ich wollte nicht–", doch Astoria hatte sich umgedreht und sich einen Schritt entfernt. Scheinbar erschrocken über ihn hatte sie die Arme vor der Brust verschränkt.

Draco stand von seinem Stuhl auf und trat hinter Astoria. Mit gezwungen weicher Stimme kam er ihrem Ohr näher.
"Tut mir leid. Ich wollte nicht brüllen.", seine Lippen fuhren ihre Schläfe hinunter und gaben ihr einen Kuss auf die Wange. Von hinten legte er nun einen Arm um sie und zog sie an seine Brust.
"Bitte.", noch einen Moment länger ließ sie ihn zappeln, ehe sie sich herum drehte und ihren Kopf schüttelte.

"Mach das nie wieder.", sagte sie streng und trat einen Schritt von ihm weg, ehe sie sich endgültig umdrehte und durch die Tür, hinaus auf den Flur trat.

Seufzend ließ sich Draco auf seine Matratze fallen.
Was ein beschissener Tag.

•••

"Alford Street 72 also.", unbeeindruckt ließ Draco die Federspitze über das Adressfeld fahren.

"Ja.", bestätigte die Gryffindor, die sich in eine ungewöhnlich edle Bluse geworfen hatte.
"Irgendwas vor? Eine Ehrengala, zum Beispiel?", höhnisch grinsend schaute er nun hoch. Hermine hielt seinem Blick stand und zog eine Augenbraue hoch.

"Immerhin wäre ich eingeladen.",
"Oh jetzt überschätzen Sie sich aber, Mrs Weasley.", genau wissend, dass diese Anrede noch nicht korrekt war, lehnte er sich zurück.

Der erste Termin war nun schon neun Tage her. Vorher hatte die beschäftigte Ministeriumsangestellte keine Zeit gefunden, all die Dokumente vorbeizubringen.
Draco selbst störte das ganz und gar nicht. So hatte er neun Tage Zeit gehabt alles im Ministerium umzumelden und musste sich weder stressen, noch Granger in einem Zeitraum von einer Woche zwei Mal zu Gesicht bekommen.

"Hör auf mich so zu nennen. Das bringt Pech.",
"Ach bitte.", stöhnte Draco entnervt und fuhr fort mit der Richtigstellung der Daten.

"Neues erwünschtes Passwort «Libertas».",
"Richtig.",
"Wie originell.", witzelte der Blonde, der dieses Passwort sicherlich schon hunderte Male eingetragen hatte, während er mit der goldenen Tinte eine Unterschrift unter das Dokument setzte. Mit einem Seufzen schob er ihr das Pergament entgegen und gleich hinterher die Feder.

"Eine Unterschrift hinter meiner und auf dem zweiten Beleg ebenso.", Hermine nickte und unterzeichnete.
Als Draco die Feder und die Pergamente entgegennahm fiel Hermines Blick auf seine Hand.

"Du hast geheiratet?",
"Merlin bewahre.", feixte er und drehte an dem silbernen Ring an seinem Finger. "Ein Erbstück meines Vaters, bevor er–", Draco brach ab und Hermine selbst schien zu merken, in welch unangenehme Richtung das Gespräch driftete.
"Verstehe.", tat sie es ab und stand dann auf.

Sie trug einen schwarzen, kürzeren Bleistiftrock als man es von der streberhaften Gryffindor erwartet hätte. Dazu die edle, Bordeaux rote Bluse und eine goldene, schlichte Kette. Sie sah besser aus. Nicht ganz so spießig wie bei ihrem ersten Termin.

"Gäbe es sonst noch etwas, das ich beachten muss? Beim Geld holen oder so?",
"Dass noch genug da ist, wäre nicht schlecht.", genierte Draco erneut und spielte damit ein weiteres Mal auf das Gehalt ihres beinahe Ehemanns an.

"Ich bin mir sicher Ron verdient als Auror mehr Geld, als du hier in deinem Möchtegern-schicken Büro.",
"Na,", Draco klatschte in die Hände und stand ebenso falsch grinsend auf, "da gratuliere ich ihm doch glatt. Was eine Leistung aufgrund von Glück in einen Beruf gerutscht zu sein, der eine jahrelange Ausbildung vorsieht. Wie gut, dass sich die Helden der Zaubererwelt auch vor dieser drücken konnten.", Hermine ihm gegenüber verstummte für einige Sekunden, ehe sie eilig zur Tür trat.

"Malfoy.",
"Granger." Mit einem Augenschlag trat Hermine hinaus auf den Flur.

•••

Das Essen auf seinem Teller sah köstlich aus. Und doch verspürte er kaum einen Drang sich daran zu bedienen.
Astoria kam aus der anliegenden Küche und stellte noch einen Beilagensalat neben Dracos Teller.

"Du brauchst Vitamine.", ihre Stimme klang streng, als hätte er etwas falsch gemacht. Vermutlich war sie noch immer nicht über sein Gebrülle im Manor hinweg.

Jetzt, da sie wieder zurück in seiner großräumigen Wohnung waren, dachte er sie hätten das hinter sich gelassen.
Er musste sich etwas einfallen lassen, um seine Freundin wieder glücklich zu stimmen. Das war ihm bewusst. Jedoch fehlten ihm die Ideen, als auch die Motivation.

Tat man Astoria etwas Gutes, dann erwartete sie eine Woche später etwas noch besseres. Wenn sie das dann nicht bekam, wurde sie trotzig und wurde harsch in ihrer Wortwahl.

"Wenn es dir nicht schmeckt, tue wenigstens so.", murmelte sie, während ihre Gabel unruhig durch den Haufen Kartoffelpüree auf ihrem Teller grub.
Peinlich berührt griff Draco ebenso seine Gabel und schaufelte sich etwas in den Mund. "'tschuldige."

"Ich muss heute Abend auf eine Veranstaltung. Begleitest du mich?",
"Was für eine Veranstaltung?" Astoria nahm einen Schluck Wein und schaute belanglos hinter Draco an die Wand.

"Eine Jubiläumsfeier. Das Ministerium hat mich eingeladen. Es geht um eine Bar in der Nähe des Grimmauld Platzes. Wir haben sie vor einem Jahr eröffnet. Mein großes Projekt, falls du dich erinnerst."

Astoria war das Projekt damals sehr wichtig gewesen, da es eine Wohltätigkeit mit sich brachte. Die Einnahmen wurden nämlich an die Rechtshilfe für Hauselfen und andere magische Gehilfen des Zaubereralltags gespendet.
Wenn man ihn fragte, reine Geldverschwendung.
Draco hatte sich damals nicht wirklich dafür begeistern können. Doch es war Astorias erstes größeres Projekt, weshalb er nun nickend ein Lächeln aufsetzte.

"Klar begleite ich dich.",
"Gut."

what do i say to you? | dramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt