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[gastfreundschaft]

|hermine|

Nervös trat sie von einem Fuß auf den anderen. Die kalte Spätwinterluft fühlte sich an ihren nackten Beinen an, wie ein Eiswind.
Es war ein seltener Anblick; Hermine Granger im roten, engen Etuikleid mit offenem Schlitz am linken Bein. Ja, sie fühlte sich sexy. Was jedoch auch ein Muss war im Angesicht der Tatsache, dass sie auf ihren Exverlobten traf.
Zu dem roten Kleid trug sie einen schwarzen Mantel, um nicht zu erfrieren. Ihre Haare waren in einen lockeren, tiefen Knoten gebunden, aus welchem einzelne Strähnen herausfielen. Die goldene Kette an ihrem Hals schmückte sie, war aber auch nicht zu dick aufgetragen.

Ein Plopp ließ sie herumwirbeln. Im Schein der Straßenlaternen erkannte sie nun ihre Begleitung.
Malfoy trug ein weißes Hemd, worüber sie noch glücklicher war als die Tatsache, dass er pünktlich war. Dazu eine schwarze Anzughose und das silberne Armband mit der Schlangengravur, was er schon immer trug. Doch heute schmückte auch ein silberner Ring seinen Finger. Die Haare waren nicht zwanghaft in Ordnung gebracht, was dem Look jedoch sehr zusprach.
Er sah elegant, aber nicht spießig aus.

"Wohow!", rief er aus, als er einige Schritte auf sie zu machte. "Dass ich das noch erlebe.", er schaute ihre Beine runter und wieder rauf. Hermine grinste leicht verlegen.
"Danke.", sie nahm seinen angebotenen Arm an und führte ihn auf Rons Haus zu. "Siehst auch besser aus als Dienstag Abend.", das Grinsen auf ihren Lippen verflog erst, als sie den Klingelknopf betätigt hatte.

Ron wohnte, wie sie, in einer Muggelgegend. Dass Malfoy überhaupt kein Kommentar dazu gebracht hatte, war schon ein Grund zur Verwunderung gewesen.

"Starr nicht so vor dich hin, Granger.", er stieß sie leicht an. "Du siehst toll aus. Verhalte dich auch so."
Etwas überrascht von dieser Aussage zeichnete sich augenblicklich ein Lächeln auf ihren Lippen ab.

Als die Tür sich öffnete, stand ein herausgeputzter Mann in Hemd und Schlips vor ihnen. Ron schaute mit großen Augen an Hermine runter und dann zu ihrer Begleitung.
Als er das blonde Haar und das kantige, durchaus attraktive, Gesicht erkannte, entgleisten ihm jegliche Gesichtszüge. Es war beinahe bessere Medizin als Alkohol, ihn so zu sehen, wie er Malfoy anstarrte und scheinbar seine Welt anzweifelte.

"Nimm deine Pupillen von ihr.", knurrte Malfoy und Hermine schaute ihn, genauso wie Ron, erschrocken an.

Rons Miene verfinsterte sich deutlich. "Wieso bringst du den mit?",
"Du kannst mich auch gerne persönlich ansprechen. Ich stehe hier schließlich nicht nur um Hermine die Show zu stehlen.", Rons Augen blitzten feindselig auf, während sich Hermine ein Kichern verkneifen musste.

"Ich wollte ungern alleine kommen. Mal–", sie stockte kaum merklich, "Draco hat angeboten mitzukommen.",
"Wie edel von ihm.", Ron ließ die beiden widerwillig eintreten.

"Won-Won,", die schrille Stimme hallte aus dem Esszimmer und Hermine hätte sich augenblicklich übergeben können. Die Bilder der beiden auf Rons Bett tauchten vor ihrem inneren Auge auf.

"Ihr könnt ja ins Esszimmer kommen, wenn ihr die Jacken ausgezogen habt.", murrte Ron und verließ den Flur.

Hermine fasste sich nun wirklich an den Magen und atmete ein Mal tief ein. Malfoy hing seine Jacke an den Haken und fasste dann in Hermines, um sie ihr von den Schultern zu nehmen. Mit einem sorgenden Blick schielte er zu ihr rüber, während er den Mantel aufhängte.
"Alles okay?",
"Mhm.", Hermine fasste wieder an Dracos Arm und schaute dann zu ihm auf. "Ist nur komisch, wieder hier zu sein.",
"Lass es nicht komisch, sondern lustig werden. Heute Abend gibt es keine Regeln, Granger.", das Lächeln auf seinen Lippen fesselte sie beinahe. "Mach dir 'n schönen Abend. Erfinde Lügen, schreie mich an, schlag mich, oder Won-Won. Alles, was dich heute Abend selbstbewusst und glücklich werden lässt. Mach es einfach.", mit einem letzten Nicken bestätigte er ihren fragenden Blick, ehe er sie ins Esszimmer führte.

Lavender tänzelte um den Tisch herum und rückte die letzten Schalen mit Gemüse und Beilagen zurecht.
"Hermine!", säuselnd nahm sie Hermine in den Arm. Diese konnte es kaum fassen und hätte sie beinahe getreten.

"Wie schön, dass es doch noch geklappt hat. Wir hatten vielleicht einen ungünstigen Start–",
"Das war sicher kein Start.", stellte Hermine klar und setzte sich auf einen der Holzstühle. Malfoy ließ sich neben ihr auf einen Stuhl fallen und zupfte seinen Hemdkragen zurecht, was Hermine für einen Moment ablenkte.

"Möchtet ihr einen Schluck Wein?", setzte Lavender fort, ohne Hermines Worten Beachtung zu schenken.
"Ja."

Ron kam nun auch dazu und setzte sich. Mit einer Handbewegung hatte er Lavender ebenso auf ihren Stuhl gezogen.
"Ich bin mir sicher, Malfoy kann den Wein holen.", Hermine wollte gerade etwas sagen, als sie die Stimme neben sich wahrnahm.

"Wo ist der?",
"In der Kammer. Flur runter, rechts.", Malfoy stand auf und ohne sich zu beschweren war er im Flur verschwunden.

Ron nutzte die künstlich herbei geführte Dreisamkeit und lehnte sich wütend über den Tisch. "Was soll das, Hermine?",
"Du meinst, wieso ich einen Mann date?", unschuldig lächelnd warf Hermine nun auch Lavender einen Blick zu, die wirklich so dumm war, dass sie dachte es wäre ein Ernst gemeintes nettes Lächeln, welches sie erwiderte.

"Wieso du Malfoy datest!",
"Naja,", amüsiert zupfte Hermine ihren Ausschnitt zurecht, "wenn du dich dem Motto «dumm fickt gut» hingibst, darf ich doch auch dem Motto «Hunde die bellen, beißen nicht» hingeben, findest du nicht?", Rons Wangen wurden so rot wie seine Haare.

Und was Hermine früher süß gefunden hatte, widerte sie nun an. Der stechende Blick, die glänzenden Augen. Alles nur noch zugehörig zu einem Mann, der sie verletzt hatte. Und dadurch so unattraktiv wurde, wie seine dämliche Freundin.

"Sogar gekühlt. Hätte ich dir nicht zugetraut, Weaslebee.", Malfoy kam wieder zu den dreien und öffnete den Wein. Mit einem Schwung hatte er Hermines Glas gefüllt und reichte nun Ron die Flasche nach dem Motto «koste deine eigene Medizin».

Hermine stieß mit Malfoy an und noch ehe Lavender freudig begeistert dazu stoßen konnte, hatten beide ihres an die Lippen geführt und einen Schluck getrunken.
Lavender ließ ihr Glas mit demselben Lächeln sinken, mit dem sie es gehoben hatte und deutete nun auf das Essen.

"Brokkoliauflauf, Kartoffeln, Pasteten und Braten. Ich wusste nicht worauf ich Lust hatte, also hab ich alles gekocht.", das Grinsen auf ihrem Gesicht war so unerträglich beständig, dass Hermine Angst hatte, sie würde einen Schlaganfall bekommen.

Ron füllte nun den Teller von sich und Lavender und überließ den Rest Hermine und Malfoy.
"Also,", Lavenders schrille Stimme störte die Ruhe, mit welcher sich Hermine und Malfoy Essen auftaten. "Wie habt ihr beiden zueinander gefunden?"

Hermine schaute zu Draco. Doch dieser schaute sie entspannt an. Seine hochgezogene Augenbraue verriet seine Gedanken.
Lüg sie so richtig an.
Mit einem aufgesetzten Grinsen legte Hermine eine Hand an Malfoys Oberarm. Und zu ihrer Beschämung tastete sie seinen Bizeps etwas ab, der definitiv vom Quidditch herrührte.

"Ganz witzige Geschichte! Wir haben uns bei Gringotts getroffen, als ich Ronalds und mein Konto zusammenführen wollte.", das war nicht das, was Malfoy erwartet hatte. Er schaute auf sie herab als könne er nicht verstehen, wieso sie die Wahrheit sagte. Bis ihm scheinbar auch Rons Blick auffiel.

Dieser hatte die Gabel gesenkt und Hermine mit halb offenem Mund angestarrt. "B– bei Gringotts? Er hat–",
"Er hat alles mitbekommen, ganz recht.",
"Etwas geschmacklos, findest du nicht? Weaslebee?", Malfoys Stimme war nun erheitert, beinahe gönnerhaft.

"Geschmacklos ist bloß, dass du dich auf gerade getrennte Frauen stürzt, Malfoy.",
"Naja, deine Freundin, jedenfalls, hat einen beinahe-Ehemann bestiegen."

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we stan a sassy draco

~ charly

what do i say to you? | dramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt