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[freunde verlieren]

|hermine|

Es war umsonst gewesen. Und wie es umsonst gewesen war. Wie könnte sie ihn jetzt jemals wieder gehen lassen, nachdem er ihr das romantischste offenbarte, das sie jemals gehört hatte.

Und es drehte sich um sie. Ganz allein sie war der Auslöser für diese romantische Geste, diese Worte, die alles in ihr zum aufblühen brachten.

"Das meinst du nicht so.", flüsterte sie ungläubig.

"Das meine ich genau so, wie ich es dir sage." Kein Zweifel mischte sich unter seine Stimme. Sie war eisern und fest wie sonst auch. So wie immer.

So wie immer, weil sie ihn wie immer erlebt hatte. Die letzten Wochen war Draco Malfoy ein Teil ihres Alltags geworden, ohne dass sie es selbst bemerkt oder hätte aufhalten können. Und sie sei verdammt wenn es nicht die besten Wochen ihres Lebens gewesen waren.

"Kann ich das schriftlich haben?" Ein Lächeln lag auf ihren Lippen als sie nun eine Hand an seine Brust legte.

Draco hob eine Augenbraue. "Alles was du willst, Granger."

Oh sie hasste ihn, so sehr. Er war das Böse in personifizierter Form. Er war alles was sie nicht haben durfte. Und alles wofür sie bis zu ihrem letzten Atemzug noch betteln würde.

|draco|

Die heulende Hütte war lange nicht mehr so besetzt gewesen wie an jenem Tag, an dem die Vorrunde des großen Duells stattfand.
Von Vorrunde konnte im Grunde kaum die Rede sein. Es war mehr ein "Kräftemessen" ohne Flüche um die Schwächen und Konditionen abzuwägen. Alles wurde sauber von Theodore Nott dokumentiert und für "medizinische Zwecke" – wie er es nannte – festgehalten.

Diese medizinischen Zwecke würden wohl kaum nötig sein, feixte Draco, wenn nur einer lebend aus der Sache hervortreten würde.

"Der Mann der Stunde!", eine breite Hand legte sich auf seine Schulter und drückte kräftig zu. "Wir warten schon, man."

Dass er, bis vor einer viertel Stunde noch, auf Hermine Grangers Sofa sich die Vor- und Nachteile von Handys hatte erklären lassen, während ihr Kopf still in seinem Schoß geruht, und seine Finger durch ihre dunklen Strähnen gefahren waren, würde vermutlich weniger gut ankommen.

Also zuckte er bloß nichts-sagend mit den Schultern. "Jetzt bin ich ja da und ihr könnt wieder einen Ruhepuls von 130 auffahren."

Noch bevor sein Gegenüber etwas erwidern konnte, trabte Draco die drei Stufen in die Stube runter, die über die meiste Zeit als Büro fungierte.

"Du kannst dich gleich da auf die Liege legen. Dann beginnen wir mit dem Abdecken der Basics." Theo hob nicht mal den Kopf in Anerkennung, dass Draco da war. Er starrte stumpf auf sein Klemmbrett und schrieb krakelig darauf herum.

Fest entschlossen die Laune seines Freundes zu ignorieren, folgte Draco der Aufforderung seines 'Arztes'. Beinahe lachhaft war diese Vorstellung.

"Ich fang bei dir auch an mit einer Blutabnahme. Um Aufputschmittel auszuschließen."

"So erbärmlich müsste man sein.", feixte Draco. "Sich für ein Duell gegen Terence Higgs dopen zu müssen."

Theo wusste, dass es ein Scherz war, dass Terence Draco's gefährlichster und ebenmäßigster Gegner war. Seine Reaktion blieb jedoch auch dieses mal aus.

"Okay.", der Blonde setzte sich aufrechte auf der Liege hin. Theo ließ für einen kurzen Moment von den Glasröhrchen ab die er gerade bereitlegte. "Wer hat dir heute morgen in den Whiskey gespuckt?"

"Spar's dir, man.", Theo sprang wieder nicht auf Draco an. "Bringen wir's hinter uns. Ach ja,", nun drückte er Draco an einer Schulter zurück in die Liege. "Terence ist clean getestet."

"Ist mir scheißegal selbst wenn er sich Elfengras gespritzt hätte.", fauchte Draco. "Was bist du so abgefuckt?"

Endlich drang Draco zu dem Jüngeren durch. "Wieso ich abgefuckt bin?", entrüstet und etwas unsauber schob Theo die Nadel in Dracos Armbeugen Vene. Er zuckte nicht mal mit der Wimper. "Ich verliere morgen Abend einen Freund, ganz egal wer es sein wird. Aber nein, darüber haben sich die verkopften, stolzen Alpha-Männer natürlich keine Gedanken gemacht. Hauptsache Adrenalin. Auf wessen Kosten auch immer." Draco wollte etwas sagen, Theo, fest entschlossen Draco nun seine Gedanken mitzuteilen, ließ ihn jedoch nicht. "Ihr wart schon immer so, keine Sorge das weiß ich. Schließlich flicke ich euch seit 4 Jahren drei Mal die Woche wieder zusammen damit ihr zu euren Jobs zurückkehren könnt. Aber,", nun schluckte Theo. Einen Moment hielt er inne, dann: "Ich hätte gerne mitgekämpft. Einfach damit ihr lieber mich töten könnt anstatt dass ich ohne einen meiner einzigen zwei Freunde leben muss."

Dass Draco sprachlos war wäre eine Untertreibung gewesen. Scham kroch seinen Rücken hinauf, umhüllte ihn schließlich ganz bis hin zu absoluter Leere in seinem Kopf.
Denn es stimmte alles was Theo ihm an den Kopf geworfen hatte.
Die beiden Slytherins hatten keine Sekunde an die Menschen gedacht, die zurückbleiben würden. Jedenfalls nicht an ihren jahrelangen gemeinsamen Freund. Was eine wahre Schande war.

"Theo–"

"Na wie sieht's aus? Hat der feine Herr Malfoy sich Koboldstaub gespritzt bevor er hierher gekommen ist?", Terences strahlendes Lächeln durchbrach Theos kleinen Ausbruch. Dieser fasste sich nun wieder und fuhr mit der Blutabnahme fort. Seine Augen mieden Draco für die restlichen 40 Minuten des Gesundheitschecks.

what do i say to you? | dramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt