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Seit Hannas Tod waren nun schon zwei Tage vergangen. Clara hatte die Leiche, oder die beiden einzelnen Teile davon, mit ins Medbay genommen und dort untersucht. Aber sie wurde einfach nicht schlauer, als sie es vorhin schon war. Aber eines hatte sie genauer herausfinden können: Die Form des Messers. Es muss groß gewesen sein. Eher wie ein Dolch. In diesem Moment kam jemand in dunkelblauem Raumanzug herein. Es war Jan, der Forscher. „Hey", begrüßte ihn Clara, „na, was gibt's?" „Och nichts", meinte er, „Ich wollte mich nur erkundigen." Dann sah Clara etwas. Etwas an Jan. Die Tasche, die sich in seinem dunkelblauen Raumanzug befand, hatte ein Loch. Und aus diesem Loch ragte etwas silbrig glänzendes heraus. Sofort ging die Ärztin auf ihn zu und zog es aus der Tasche - es war ein Dolch. Undzwar nicht irgendeiner. Es war der Dolch. Der Dolch, mit dem Hanna ermordet wurde. Jan sah Clara an. Und er sah den Blick in ihren Augen förmlich durch den Helm. „Nein Clara!", rief er, „es ist nicht so, wie du denkst!" Aber Clara hatte bereits ihr Tablet gezogen und den Emergency-Button gedrückt.

„Wir haben aber eindeutige Beweise", sagte Tim zu Jan, „tut mir leid." Die Crew hatte beschlossen, den Imposter Jan aus dem Raumschiff ins All zu werfen, wo er erfrieren würde. Alle Beweise deuteten darauf hin. Auch als Hanna ermordet wurde, war Jan der letzte, der beim Meeting eintraf. Sie fesselten seine Arme. „Nein nein nein, ihr müsst mir glauben!", flehte er immer wieder. Doch die Crewmitglieder hörten nicht auf ihn. Sie wollten nur eines: Den Mörder endlich loswerden. Und so öffneten sie Eine der schweren Eisentüren und warfen ihn hinaus. Er versuchte vergeblich, sich noch irgendwie mit den Beinen an der Eisenstange, die außen vor der Tür befestigt war, festzuhalten. Aber vergeblich. Tim schloss die Tür wieder. Die Crew stellte sich an das große Fenster und sah, wie Jan vorbeischwebte. Schon bald würde er erfrieren, dort draußen im All überlebte man es nicht besonders lange. Langsam verschwanden die Mitglieder wieder und widmeten sich ihrer Arbeit. Nur die Mechanikerin Emma nicht. Sie sah noch sehr lange hinaus in die Tiefen des Weltalls. Irgendetwas fühlte sich falsch an. Sie hatten schon zwei Crewmitglieder verloren. Eines unschuldig. Das andere.... hoffentlich nicht. Emma wollte einfach nicht noch mehr von ihren Freunden auf dem Raumschiff verlieren. Sie waren seit dem Start alle gute Kollegen geworden. Und Freunde. Aber noch mehr zu verlieren, das konnte und wollte die Mechanikerin auch wirklich nicht ausmalen. Aber momentan hatte sie gute Hoffnungen.Hanna war zwar eine gute Freundin gewesen, aber nun war die Crew den Imposter endlich los. Auch Emma wandte sich nun vom Fenster ab und ging ihrer Arbeit nach: Etwas wie immer im Electrical zu reparieren.

Drei Tage später. Mike im roten Anzug, welcher sich um die Waffen kümmerte, saß in Weapons und schoss Liam den Weg durch das Kometenfeld frei. Er dachte nach. Warum wollten die Imposter wohl alle töten? Wollten sie vielleicht Rache? Und wenn ja, wofür? „Wir haben ihnen doch nichts getan", dachte sich Mike. Nach vielen Schüssen und vielen Kometen war die Gefahr endlich gebannt und Mike erlaubte sich, kurz etwas essen zu gehen. Seit Stunden war er bereits auf diesem Stuhl gesessen und hatte nun wirklich Hunger. Die Raumanzüge nahmen die Crewmates nie ab. Warum, wusste Mike nicht. Seit dem Start bis jetzt. Sie waren zwar so Designt, dass man die Helme kaum spürte und auch alles gut erkennen konnte, aber Mike hatte noch nie die Gesichter seiner Crewmates gesehen. Und das war irgendwie schon sehr komisch, wo er gerade so darüber nachdachte. Er ging in die Cafeteria, wo auf einem Tisch noch eine Halbe Pizza von gestern lag. Also nahm er sich ein Stück, öffnete die Klappe in seinem Anzug auf der Brust und schob die Pizza hinein. Das war eine echt komische Art zu essen, aber sie durften die Helme ja nicht abnehmen. Das hatte der Leiter des Raumfahrtunternehmens vor dem Start gesagt. Das war eigentlich seltsam, da sich in der Rakete ein Raum namens „O2" befand. Dort standen technische Geräte und ein paar Pflanzen, welche den Sauerstoffgehalt auf dem Schiff aufrechterhielten. Es wäre hier theoretisch mehr als genug Luft zum Atmen, aber Mike dachte an die Worte des Chefs und ließ wie immer seinen Helm auf. Die Pizza war mittlerweile in seinem Helm angekommen und ihm direkt vor den Mund geflogen. Dank eines bestimmten Stoffes konnte Mike dort Atmen, die Pizza aber schwebte vor seinem Mund herum. Er biss einmal ab und kaute genüsslich. Wenig später hatte Mike die ganze Pizza gegessen. Er wollte gerade wieder in Weapons gehen, als er einen Schrei hörte. Er kam von der anderen Seite der Cafeteria. Vom Reactor. Sofort rannte Mike los, er wusste, dass etwas schlimmes passiert sein musste. Dann war er im Reactor angekommen. Dort stand die Ärztin Clara. Und vor ihr lag eine Leiche.

Nach dem Fund wurde natürlich sofort wieder ein Meeting einberufen. Alle hatten sich versammelt. Das Opfer war diesmal Jon - der Mechaniker. Sein Körper mit dem schwarzen Raumanzug wurde mit einer großen Blutlache unter dem Kopf aufgefunden. Clara hatte, nachdem sie sich von dem Schock beruhigt hatte, Jon's Körper noch einmal untersucht. Beim Meeting stellte sie ihre Theorie den anderen vor: „Jon hat wohl gerade etwas um Reactor repariert. Gerade als er wieder rausgehen wollte, wurde erschossen. Von hinten. Die Kugel ging genau durch seinen Kopf. Ich kenne niemanden, der so gut zielen kann. Der Imposter ist noch unter uns." Den letzten Satz schien sie beinahe zu flüstern. „Wartet", sagte Emma, „der Bereich vor dem Reactor wird doch von einer Kamera überwacht, deren Aufzeichnungen man live auf den Bildschirmen im Security sehen kann. Warst du da, Alex? Was hast du gesehen?" Alex, der übrige Security- Arbeiter in orange antwortete: „Ja...Ich habe etwas gesehen. Es war ein roter Anzug, von dem ich noch einen kleinen Teil sehen konnte." Er sah auf Mike. „Ich wusste da noch nicht, dass jemand ermordet wurde, erst hier beim Meeting habe ich es erfahren. Und wenn du sagst, Clara, dass Jon angeschossen wurde, sprechen alle Hinweise für Mike... Tut mir echt leid." „Nein!", Schrie Mike, „ich war es nicht, wirklich! Bitte, ihr dürft mich nicht rauswerfen, ich war nur in der Cafeteria etwas Pizza essen... Bitte! Gestern war noch die halbe Pizza da, ich hab den Rest gegessen, ehrlich! Seht es euch an, aber werft mich nicht raus! Bitte!" Die Crew beschloss, noch einmal in der Cafeteria nachzusehen. Sie wussten alle, dass sie jeden Crewmate brauchten. Und lieber erforschten sie alles genau als noch ein wertvolles Mitglied zu verlieren.
In der Cafeteria hatte die Crew bemerkt, dass die halbe Pizza wirklich weg war. Aber was sagte das schon über den Mord aus. „Na gut", meinte Jess, „wir dürfen wirklich keine Crewmates mehr verlieren." Tim hatte schon einen Plan: „Mike darf auf dem Schiff bleiben. Aber eingesperrt. Dann sehen wir, wer der Imposter ist. In Ordnug?" Sein Vorschlag wurde willkommen geheißen. Denn niemand wollte mehr irgendwen verlieren. Also brachten Tim und Liam Mike ins Medbay und sperrten ihn in einen Käfig. Gerade gut ging es ihm nicht, aber die unwissende Crew wollte mit allen Mitteln weitere Verluste vermeiden. Doch sie wussten nicht, dass der wahre Imposter immer noch unter ihnen war...

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