Der Imposter war immer noch unter ihnen. Das wusste Liam. Er fühlte es. Auch wenn Mike jetzt gefangen war. Vielleicht lag das daran, dass er immer noch auf dem Schiff war. Vielleicht aber war Mike gar nicht der Imposter. Noch wusste er es nicht. Und das war das schlimme. Er hatte Angst. Jede Sekunde könnte jemand auf dem Schiff ermordet werden - auch Liam selbst. Er hielt es langsam nicht mehr aus in seinem weißen Raumanzug. Es gab keine Hilfe. Er, die Crew und der Imposter waren hier auf dem Schiff. Im Weltall. Alleine. Und niemand von der Erde würde ihnen helfen können. Diese Mörder hatten sehr besondere Fähigkeiten. Und das beunruhigte die Crew sehr. Liam war sehr in Gedanken versunken. Das war er oft. Was sollte er sonst tun. Im Weltraum gab es ja nicht viel zu sehen. Außer ein paar weiße Punkte überall. Andere wären verrückt geworden, aber diese Crew war professionell ausgebildet worden. Und Liam hatte sehr große Angst, nie wieder zu seinem kleinen Sohn zurückkehren zu dürfen. Aber er konnte nicht einfach gehen. Er musste hierbleiben. Und dann hörte er das Geräusch. Der schrille Ton, der ansagte, dass es einen Notfall gab. Liam schaltete den Autopiloten an und verließ das Cockpit. Er rannte in die Cafeteria. Das einzige, was er gerade tun konnte, war hoffen. Hoffen, das nicht schon wieder ein Crewmate ermordet wurde. Das konnte sich die Crew nicht leisten. Als Liam ankam, begann Alex von der Security das Gespräch: „Mike ist tot." Das kam unerwartet. Und niemand, außer wahrscheinlich der Imposter, freute sich. „Kommt, ich führe euch hin." Alex schlug den Weg ins Medbay ein, mit der Crew dicht hinter ihm. Und tatsächlich. Die Leiche mit dem roten Raumanzug lag in dem Käfig. Mit einem Messer im Bauch. Sofort ergriff Clara das Wort: „Das war eindeutig Selbstmord." „Selbstmord?!", fragte die Forscherin Jess perplex, „warum sollte der Imposter Selbstmord begehen?!" Der Leiter Tim schüttelte den Kopf. „Jess. Er war nicht der Imposter.", Flüsterte er. Wieder ein Fehler. Wieder ein Verlust. Aber eine Frage blieb offen: Warum hatte Mike Selbstmord begangen? Es ergab für die Crew keinen Sinn. Wollte er das alles nicht mehr mitmachen? Das fragte jetzt die Mechanikerin Emma: „Aber... warum hat er es dann getan? Und wer ist der Mörder?" Darauf hatte niemand eine Antwort. Außer der Verräter selbst. Tim redete wieder: „Ich würde sagen, ihr macht euch alle wieder an die Arbeit. Es gibt noch viel zu tun. Also. Bis nachher."
Wenn es ein nachher gab, dachte sich Emma. Aber auch sie verabschiedete sich und ging dann los. Sie musste etwas im Storage reparieren; ein paar Kabel waren mal wieder gerissen. Also machte sie sich auf den Weg dorthin. Als sie ankam, war Jess nicht da. Als Forscherin müsste sie ja eigentlich hier sein wo die Experimente sich befanden. Aber Emma dachte sich nicht viel mehr und ging zu dem kleinen Stromkasten. Sie öffnete ihn und verband die Kabel wieder. Blau mit blau, Rot mit rot, gelbe mit Gelb und pink mit pink. So schwer war das auch nicht, aber anstrengend auf die Dauer. Sie schloss den Kasten wieder und wollte gerade gehen, als sie das Alarmsignal hörte. Das Licht blinkte rot. Jemand hatte etwas sabotiert. Und jemand war der Imposter. Emma sah auf ihr Tablet. Die Lichter. Er hatte die Lichter zerstört. Es wurde immer dunkler. Und dann sah Emma gar nichts mehr. Sie holte ihre Taschenlampe raus und machte sie an. Dann sah sie eine Gestalt in der Tür stehen. Sie wich zurück. Der Schatten kam immer näher und wurde immer schneller - dann war er da. Ganz nah bei Emma. Sie leuchtete auf ihn - es war Alex. „Alex", raunte sie, „du bist es nur. Ich habe mich so erschreckt, ich dachte schon-" Mitten im Satz stoppte sie. Alex könnte der Imposter sein. Er könnte sie jeden Moment umbringen. Sie konnte niemandem auf diesem Schiff mehr vertrauen. Niemandem - außer sich selbst. Alex sagte: „Hallo Emma. Wir müssen schnell weg von hier. Ich habe den Imposter gesehen." Ihr Stockte der Atem. „Wer?", fragte sie leicht panisch, „und wo?" Er packte ihren Arm und zog sie mit sich. „Schnell, in Communications", flüsterte er während sie liefen, „dort sind wir sicher." Dann waren sie angekommen bei dem kleinen Raum mit den vielen Computern. Der einzige Weg, mit der Erde zu kommunizieren. Aber das würde ihnen jetzt auch nichts bringen. Alex ging zur Tür und tippte einen Code ein. Sofort schloss sich die Tür. Nun waren sie sicher. „Also", fragte die Mechanikerin, „Was war vorhin mit dem Imposter?" Alex antwortete: „Ich habe Clara gesehen. Die Ärztin. Sie hatte eine Pistole in der Hand. Ich bin sofort weggelaufen. Ich glaube, sie hat mich nicht gesehen. Und ich hoffe es." Emma hatte Angst. Diese Türen boten ihnen zwar Sicherheit und Schutz, aber trotzdem würde der Mörder irgendwann einen weg zu ihnen hinein finden. Sie schwitzte unter ihrem cyanfarbenen Anzug. Vor Aufregung. Die beiden Crewmates saßen da. Und schwiegen. Es war leise. Unheimlich leise. Emma hörte ihr eigenes Herz Klopfen. Dann holte sie ihr Tablet raus. „Ich berufe jetzt ein Emergency Meeting ein, dann sind wir alle in Sicher-" Alex schlug ihr das Tablet aus der Hand. Es lag am Boden und das Display war gesprungen. „Alex!", rief Emma empört, „was sollte das!" „Jetzt kannst dir niemand mehr helfen. Du bist hier mit mir, und das war dein letzter Aufenthalt..." Dann öffnete Alex sein Maul. Es lag unter dem Visier und war mit spitzen Zähnen versehen. Eine lange, dünne Zunge fand ihren Weg nach draußen und leckte langsam über die Zähne. Sie waren voll mit Blut. Die Mechanikerin wollte schreien. Aber sie konnte nicht. Sie war wie gelähmt. Dann schoss die Zunge geradewegs auf Emmas Gesicht zu. Sie konnte sich gerade noch wegducken und so schlug die Zunge nicht in ihrem Visier, sondern in einem der Bildschirme ein. Es klirrte. Nur eines konnte sie jetzt noch retten: sie musste hier raus. Emma rannte an Alex vorbei, der gerade seine Zunge wieder einholte und tippte den Code ein. Der Code stimmt nicht überein, bitte versuchen sie es nochmal. Das erschien über der kleinen Tastatur. Hektisch tippte sie alles nochmal ein. Alex rannte auf sie zu. Wieder schoss die Zunge - und wieder verfehlte sie ihr Ziel. Die Türen hatten sich geöffnet und Emma war hinaus gerannt. Alex gleich hinterher. Sie rannte durch die Kurve und sah, wie eine Zunge direkt über ihr in der Wand einschlug. Jedesmal, wenn sie eine Kurve rannte, schoss Alex mit seiner tödlichen Waffe nach ihr. Und jedesmal wich die Mechanikerin nur knapp aus. Dannn endlich war sie knapp der Cafeteria angekommen. Dort waren die anderen bereits versammelt. „Hallo", begrüßte Tim sie, „wo wart ihr solange? Haben eure Tablets das Emergency-Signal etwa nicht empfangen?" Emma blieb abrupt stehen. Sie sah hinter sich, Dort stand Alex. Kein Maul. Keine Zähne. Keine Zunge. Ein ganz normaler Crewmate, könnte man meinen. Sie atmete schwer. „Wir haben das Meeting Einberufen, weil es sonst wegen des Lichtausfalls zu gefährlich gewesen wäre. Was ist passiert?" Tim, Liam, Clara und Jess sahen Alex und Emma an. Und Alex ergriff zuerst das Wort: „Ich ging den Gang entlang, um zum Meeting zu kommen. Und dann sah ich Emma. Sie hatte eine Pistole in der Hand. Und sie hat sie auf mich gerichtet. Dann haben wir beide das Signal fürs Meeting empfangen und sind los gerannt. Ich Emma hinterher. Sie ist es. Sie ist der Imposter."
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Among us
FanfictionEin Raumschiff. Eine Crew. Und ein Imposter, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Crewmates zu töten.