III

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pov: alexis

Ich schiebe mein Fahrrad aus der Garage unseres Hauses heraus auf den Geweg. In dem kleinen Körbchen am Lenker habe ich eine Flasche Sekt, mein graues Sweatshirt und die Lederjacke verstaut, meine kleine Handtasche habe ich mir über die Schulter gehangen. Es ist bereits zehn nach sieben und von Grace fehlt noch jede Spur, was mich allerdings nicht im Geringsten überrascht. Auch wenn sie sonst in jedem Bereich ihres Lebens zu hundert Prozent organisiert ist, so ist sie dennoch der unpünktlichste Mensch, den ich kenne. In den zehn Jahren, in denen wir befreundet sind, kann ich mich an keine Situation erinnern, in der sie je pünktlich oder gar einige Minuten zu früh da war. Ich bin allerdings bereit, zur Party aufzubrechen und warte deswegen geduldig an der Straße, die ich von meiner Position aus auch hervorragend überblicken kann. Wenige Minuten später vibriert mein Handy in meiner Hand und kündigt mir eine Nachricht von Grace an, in der sie mir mitteilt, dass sie gleich da ist und im nächsten Moment biegt sie schon um die Ecke am Ende der Straße. Ich stecke mein Telefon weg und steige bereits auf mein Fahrrad, und als Grace auf meiner Höhe ankommt, fahre ich los, so dass wir direkt weiterfahren können.

"Nicht mal eine kurze Pause gönnst du mir", murrt Grace neben mir.

"Wenn du pünktlich gewesen wärst, dann hättest du gerne eine machen können." Sie streckt mir die Zunge raus und dann fahren wir auf den schmalen Feldweg, der zu der Bucht führt. Grace fährt hinter mir und nach einer knappen Viertelstunde erreichen wir unser Ziel. Das letzte Stück des Weges ist zu beiden Seiten mit Fackeln gesäumt, damit auch die Neuzugänge ohne Probleme den richtigen Weg finden, der sich nämlich kurz vor der Lichtung gabelt. Hätte ich Josh bei meiner ersten School's Out Party nicht dabeigehabt, dann hätte ich mich rettungslos verlaufen. Heute kenne ich den Weg mit verbundenen Augen, besser, als den Weg zur Schule und benötige keinen Wegweiser mehr. Trotzdem gibt es auch dieses Jahr wieder einige neue Leute, die zum ersten Mal hier herkommen und auch diese sollen natürlich sicher an der Location ankommen.

Ich stoppe hinter Mikes Truck, der bereits vor der Erhöhung um die Lichtung steht, steige von meinem Fahrrad und lege es in das hohe Gras, nachdem ich meine Sachen aus dem Fahrradkorb genommen habe. Meine Jacke und meinen Pullover lege ich auf die Ladefläche des schwarzen Autos und Grace tut es mir gleich. Es liegen bereits mehrere Jacken dort und so wird Mikes Auto mal wieder als inoffizielle Garderobe genutzt.

Mike ist ein guter Freund von uns, eine Stufe über uns und zu unser aller Leidwesen mit Greta zusammen, so dass wir sie leider bei jeder Party ertragen müssen. Aber auch wenn niemand so wirklich verstehen kann, was er an ihr findet, so ist er doch sehr glücklich in der Beziehung und aus diesem Grund sagt niemand etwas dazu, dass Greta eigentlich kaum einer von uns leiden kann.

"Grace, ich muss dir noch etwas sagen", seufze ich, während ich mich zu meiner besten Freundin umdrehe. Sie hat ihre roten Haare zu einem glatten Pferdeschwanz zusammengebunden und ihre Sommersprossen stechen auf ihrer hellen Haut hervor. Ihre blauen Augen hat sie mit schwarzer Wimperntusche betont und auf ihren Lippen leuchtet ein knallroter Lippenstift. Das auffällige Makeup wird durch das schlichte schwarze Kleid, dass sich eng an ihre Kurven schmiegt und die weite Jeansjacke komplettiert und sie hebt fragend eine ihrer perfekt geschminkten Augenbrauen bei meiner Aussage. "Austin bringt heute noch jemanden mit."

"Ich weiß, seinen Cousin. Hat Mike mir vorhin auf dem Parkplatz erzählt."

"Ich rede nicht von seinem Cousin. Ich rede von Chloe."

Ihre immer noch erhobene Augenbraue senkt sich im gleichen Moment, in dem auch ihre Mundwinkel nach unten fallen, aber nur eine Sekunde später hat sie sich wieder gefangen. "Chloe? Wenn er meint", zuckt sie die Schultern und jetzt bin ich es, die ihre Stirn runzelt. Ich weiß, dass ihre Coolness nur gespielt ist und das laute Knacken, dass ich gerade gehört habe, ihr Herz war, aber das würde sie niemals zugeben. Nicht einmal mir gegenüber. "Wollen wir?"

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