Kapitel 1 Die letzten Stunden

40 0 0
                                    

Kalt. Es war wirklich verdammt kalt hier gewesen. Warum musste es hier nur so verdammt kalt sein?

> Xenia, hälst du noch durch? <, fragte mich mein Vater und legte die Decke enger um uns.

> Ja, mir geht es gut Papa. Ich frage mich nur warum es hier so verdammt kalt ist. Und wie sie uns hier reinschmeißen konnten. <, grumelte ich leise vor mich hin, während meinem Vater ein leichtes Lachen sich entrang.

>Naja, sieh es positiv. Wenn das Gerichtsverfahren läuft werden wir nicht mehr in einer kalten Zelle sitzen müssen. <

>Kann schon sein, Papa. Aber ich finde diesen ganzen Aufstand lächerlich und entwürdigend. Es wird so getan, als hätten wir etwas schlimmes getan. Obwohl das gar nicht der Fall ist! <, protestierte ich vor mich hin.

Mein Vater rieb mit seiner Hand über meinen Arm und schaute auf den Boden vor sich hin. Wir hatten nichts böses getan... Es war nicht böse gewesen.

>Böse nicht. Aber böse aus deren Sicht, weil wir ihnen in die Quere gekommen sind. <

Ich schaute meinen Vater an und wusste woran er dachte. Das hier war kein Prozess um die Richtigkeit unserer Taten zu beurteilen. Das hier war als Warnung gedacht. Das man sich dem System nicht widersetzen kann/ darf, da ihenen ihr Geld viel zu wichtig ist. Auf Leben scheißen die doch alle mal.

Plötzlich ertönte ein lautes klirren, ein Wachmann schlug gegen die Gitter der Zelle und starte uns aus halb geöffneten Augen an. Ihm schien wohl nicht ganz wohl bei der Sache, uns abzuführen.

>Wenn ihr mich begleitet würdet, das Urteil für eure Taten wird verkündet. <

Mein Vater und ich standen auf und gingen zum Wachmann hinüber. Ich streckte meine Hände als erste aus der Zelle und ließ den Wachmann in Ruhe die Handschellen anlegen. Danach kam mein Vater dran. Ruhig gingen wir den bekannten Weg entlang und sprachen dabei kein Wort. Es gab auch nicht viel zu sagen, ich konnte mir schon vorstellen wie das Urteil ausfallen würde. Entmutigt atmete ich aus und ein, das würde entweder ein langer Tag werden oder ein kurzer. Je nachdem ob sie uns hinrichten werden, oder nicht.

Unsere Schritte halten durch den Gang, genau so wie das Rasseln unserer Fußketten. Es war ein großer Tag, ein wirklich großer Tag für unser Reich.
Der Wachmann schaute uns nicht wirklich an, doch sein Gesicht war verzogen. Ich weiß nicht, ob es sein eigener moralischer Kompass war der ihn dazu verleitet dieses Gesicht zu ziehen, oder etwas ganz anderes.
Ich ging vor meinem Vater und Wachtmeister, drosselte jedoch meine Geschwindigkeit um mit beiden auf gleicher Höhe zu sein.

>Wie heißen Sie Herr Wachmann? <, fragte ich nach einer Weile und sah ihm beim zittern zu.

Hat der Wachmann Angst? Wovor den?

> Mein Name ist unwichtig <, antwortete er trocken.

> Herr Wachmann, ich würde Sie gerne etwas fragen das außerhalb einen Vorstellungsgespräches liegt. Sie müssen auf meine Frage nicht antworten, immerhin bin ich nur eine Gefangene. Aber denken Sie, dass das was mein Vater und ich getan haben Unrecht war? <

Der Gesichtsausdruck des Wachmann schien sich noch weiter zu verziehen, wenn dies überhaupt möglich war. Er schien eine Meinung zu haben, aber wollte diese nicht aussprechen. Werden wir etwa gerade beobachtet?

> Xenia, du weißt das solche Fragen außerhalb des Befugnisbereichs der Wachtmänner liegen. Ihre Aufgabe ist es die Justiz auszuüben und nicht Verbrechern wie uns Antwort zu stehen. <

Du bringst den Mann in Gefahr. Ich richtete meinen Blick auf den Boden, ich hätte es besser wissen müssen und doch habe ich diesen Mann in eine heikle Situation gebracht..

Plesentvile- Befriedigung der GelüsteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt