Kapitel 4-Veränderung

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Ilyria 

 Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Nach meinem Versteckspiel und dem Eintragen in die Liste für die neue Koordinatorenriege der Elementgondeln war ich glücklich wieder aus dem Gebäude getaumelt, bloß um einem völlig aufgelösten jungen Mädchen in die Arme zu laufen, die bloß in Tränen ausbrach und schluchzte:

 „Die Gondel fehlt! Sie kommt nicht!"

 Ich hatte sie in den Armen gehalten und hin-und hergewiegt, bis ihr Schluchzen nur noch ein leises Schniefen geworden war und versucht meine Angst zu verbergen. Die Kleine gehörte zu meiner Truppe, erst seit kurzem, deshalb wusste ich ihren Namen nicht. Aber wenn ich ihr und mir eingestand, dass ich Angst hatte, würde der letzte Keim der Hoffnung in ihnen auch endgültig erstickt werden.

 Meine Arme umschlossen das Mädchen noch immer, drückten sie an mich, als wäre sie mein Rettungsanker noch in dieser Welt zu bleiben. Ich fühlte mich taub, nichts mehr drang an meine Ohren. Nur noch ihr Tränen ersticktes Atmen war für mich zu hören. Und es tat weh. Langsam stand ich auf und nahm sie auf den Arm. Ich versuchte mich am hoffnungsvollsten Lächeln das ich zustande brachte und sagte zu ihr:

 „Weißt du nicht, war am zähesten von allen ist?" 

Sie schniefte ein letztes Mal und antwortete: „Wir."

 Mir stiegen salzige Tränen in die Augen, weil sie Hoffnung gefasst hatte, dass alles gut werden könnte. Ich konnte ihr das nicht versprechen, weil ich selbst nicht wusste, wie es um unsere Kuppel stand, aber ohne Hoffnung kamen wir nicht weiter. Uns würde die Antriebskraft fehlen, noch irgendetwas zu tun. Also umarmte ich sie ein letztes Mal fest und blinzelte das Wasser in meinen Augen zurück, so dass sie es nicht sah. Behutsam stellte ich sie auf dem Boden ab und nahm stattdessen ihre Hand. „Möchtest du mitkommen, um die anderen Rebellen für ein Treffen zu holen? Ich könnte gut Hilfe gebrauchen!"Glücklich nickte sie. Wir liefen über die schlammigen Straßen zu den Häusern, Kellern, Eingängen und Unterschlüpfen, in denen meine Truppe hauste. Jeder schaute mich angstvoll an, die meisten waren schon über das Chaos informiert worden. Aber als sie den Hoffnungsschimmer in unseren Augen sahen, standen sie auf und schlossen sich uns an. Gemeinsam, Hand in Hand liefen wir zu unserem Versteck und setzten uns hin. Alle waren aufgeregt, doch ich konnte sie beruhigen.

 „Rebellen!" begann ich mit fester Stimme „Das was hier gerade passiert, ist eine Katastrophe, das kann ich nicht anders formulieren. Und doch-wenn wir jetzt aufgeben, wird es niemals gut ausgehen. Vergesst nie, niemals, dass wir stark sind, egal wer oder was sich uns in den Weg stellt. Die Idioten, die Machthaber da oben sind nicht so stark wie wir. Ihr musstet kämpfen, müsst es noch immer. Und genau das ist es, was unsere Truppe unbesiegbar macht! Trotzdem müssen wir jetzt etwas tun, denn unter den Menschen hier in Y sind Schwache und Kranke, nicht so stark wie wir. Also habe ich eine Möglichkeit gefunden, wie wir uns helfen können." 

Alle starrten mich gebannt an. Und ich bekam Gewissensbisse. Sollte ich ihnen wirklich erzählen, dass ich mich für solch eine hohe Position beworben hatte? Hoffentlich bald Hand in Hand mit den Reichen aus den oberen Kuppeln zusammenarbeiten würde? Wie würden sie reagieren? Ich war ihre Anführerin und würde sie dafür im Stich lassen. Wenn wir Pech hatten, würden das die Rebellen nicht verkraften und dann würde ihr Lichtblick erlöschen. Für immer? Konnte ich das Risiko eingehen?Aber es war eigentlich schon zu spät. Sie warteten auf eine Antwort. Stockend kamen mir die nächsten Worte über die Lippen, die entweder alles zum Guten wenden oder das Ganze zerstören würden:„Ich habe mich für einen Posten bei den Koordinatoren der Gondeln beworben."Stimmen wurden laut und Satzfetzen setzten sich in meinen Kopf„So einen Mut hätte ich auch gern!"„Sie will doch nur von hier weg!"„....Verräterin..."„Das ist die Rettung!"Okay. Ich hatte es getan. Die Rebellen innerhalb einer schicksalsschweren Sekunde zu teilen. In die Gruppe, die mich unterstützte und meinen Plan befürwortete-und die, die mich nun als Verräterin ansahen, die die erste Chance nutzte, um hier wegzukommen. Mein Vorhaben, die Gruppe zu stärken, war schiefgelaufen. Trotzdem hob ich noch einmal meine Stimme:

Ilyria&Nevera-Dangerous SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt