Kapitel 5-Auswegslose Gedanken

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Nevera

 Fasziniert und gleichzeitig eingeschüchtert lief ich Ilyria hinterher. Sie war eine beeindruckende Person, ich war von ihr sogar noch überraschter gewesen, als ich es von Ylve auf dem Ball gewesen war. Sie war so durchtrainiert, wie in Kuppel B niemand , und das fand ich unglaublich anziehend. 

Ich wurde den Gedanken nicht los, wie es wohl sein musste, so ein Gefühl über seinen Körper zu haben. Sie war nämlich nicht nur muskulös, sondern bewegte sich mit eine Leichtigkeit und Eleganz über die verlotterten Straßen, als wäre sie verschmolzen mit dem rauen Wind der Belüftungsanlagen, der über die Straßen strich. Von der Sekunde an, als sie um die Ecke gerannt war, konnte ich meine Augen nicht mehr von ihr abwenden. Wenn ich jemals eine Gruppe anführen würde müssen, wollte ich wie sie sein, oder sie zumindest dabei haben. So eine Ausstrahlung! Ylve bemerkte vermutlich, wie geschockt ich war, obwohl ich so gut wie möglich meine Gefühle im Schach halten wollte. 

Sie warf mir nur einen Blick zu, den ich deutete mit: Sie ist nicht so selbstsicher, wie sie aussieht, sei die mal besser nicht sicher mit ihr. Und doch-die Antwort auf die Frage, ob ich das Elend in diesen Straßen oder-nun ja-sie anschauen sollte, war schon längst gefallen. Deshalb ignorierte ich Ylves Versuche mich abzulenken, und konzentrierte mich auf ihre schnellen Schritte und merkte mir, wo sie hintrat.

 Ich hatte das Gefühl, das dies in Kuppel Y wichtig sein könnte. Man wusste ja nie, was sich unter dem aufgeschütteten Boden verbarg. Als sie langsamer wurde und sich ihr Gesicht wieder zu uns wandte, versuchte ich aufmerksam zu sein. Denn tief im Innern hatte ich schon beschlossen, mehr für diese Kuppeln zu tun, als ich den ersten Fuß aus der Transportgondel gesetzt hatte. Ich konnte nicht mehr mit dem Gedanken leben, diese Menschen hier ihrem Elend zu überlassen. Also musste ich mir jedes Detail merken, so unwichtig es im hier und jetzt erscheinen mochte. Vielleicht konnte es mir eines Tages helfen. 

„Wir gehen jetzt zuerst kurz in den Unterschlupf zum Versammlungsplatz meiner Rebellen" sagte Ilyria. Ihre Stimme klang, als würde sie diese sofort mit ihrem Leben beschützen, wenn es darauf ankäme und auch das beeindruckte mich. Sehnsüchtig dachte ich über eine Situation nach, in der meine Stimme so leidenschaftlich geklungen hatte, wie ihre gerade. Aber es schwang auch ein Hauch Angst mit, den sie nicht ganz unterdrücken konnte. Vermutlich, weil sie uns immer noch als verwöhnte Oberschichtfrauen und Machthaberinnen einschätzte-womit sie auch leider nicht ganz unrecht hatte. Aber ich würde sie niemals dafür verurteilen, eine solche Herkulesaufgabe wie eine ganze Truppe auf die Beine zu stellen. Dafür hatte ich zu großen Respekt vor ihr. 

 Sie redete weiter: „Bitte benehmt euch nicht allzu auffällig, es sind alle ohnehin schon sehr aufgewühlt. Ich will nicht, dass komplettes Chaos ausbricht. Ich hoffe, euch damit nicht zu nahe zu treten, aber ich muss von euch verlangen, zu schweigen. Anders werde ich die Gruppe nicht unter Kontrolle halten können. Sie würden euch anstürzen wie Tiere, denn die meisten haben keine guten Erfahrungen mit...Menschen wie euch" endete sie schwach.Sofort schossen mir Bilder von den ausgelaugten Sklaven aus den Häusern meiner Bekannten durch den Kopf. Die, die heimgekehrt waren, saßen hier wahrscheinlich in der ersten Reihe. Ich atmete einmal tief durch und schluckte schwer. Wie konnte ich ihnen ohne Worte zu verstehen geben, dass ich ihnen nichts tun wollte? Ilyira schaute mich aus ihren stürmischen grauen Augen an, so als wollte sie mir etwas von meiner Sorge abnehmen wollen. Aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. 

 Sie machte ein Zeichen mit der Hand, was wohl so etwas wie mitkommen bedeuten sollte. Mit gebürtigem Abstand folgten wir der jungen Frau durch einen kleinen Gang. Ylve musste schon ihren Kopf einziehen, als ich auf einmal der Gang zu einem relativ großen Raum weitete. In diesem saßen in erstauntem Schweigen etwa 35 Jugendliche und junge Erwachsene. Es gab keine einzige Person in diesem Raum, die uns nicht anschaute. Alle Gesichter waren auf Ylve und mich gerichtet. Mein Mund wurde auf einmal trocken. Und auf einmal war ich ganz froh, dass man mir verboten hatte zu reden und das nicht ich diejenige war, die die Situation leiten musste. Denn meine Kehle war wie zugschnürt. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 02, 2021 ⏰

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