Schreckhaft

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Nachdem Hannah akzeptiert hatte, dass Verwirrung wohl nun ein dauerhafter Begleiter sein würde - oder zumindest ein vorübergehender - schrieb sie Nora eine Nachricht und bat sie, auf einen Kaffee vorbeizukommen. Nora hinterfragte das nicht, sondern erbat sich lediglich eine Stunde Zeit.

Hannah stand aus dem Bett auf und musste ihren Kopf in den Nacken legen, um Castiel ins Gesicht sehen zu können. Er war gute zwanzig Zentimeter länger als sie und schaute fragend auf sie hinab.

"Wenn du die Serie kennst, wirst du meine nächsten Worte schon kennen: Persönlicher Freiraum, Cas. Ich gehe jetzt ins Bad und ernsthaft, das geht nicht mit Zuhörern."

"Persönlicher Freiraum ist etwas, was Dean immer wieder zu mir sagt."

"Dieses Fandom-Ding, die ganzen Fanfictions über dich und Dean, ist da was dran?", grinste Hannah plötzlich. Sie hatte beschlossen, bis zum Beweis des Gegenteils so zu tun, als sei er wirklich real.

"Du meinst die körperliche und emotionale Beziehung, die uns angedichtet wird?"

"So kann man es ausdrücken, ja." Sie hatte unzählige Szenen vor Augen, die sie gelesen hatte und kicherte unanständig.

Castiel zog nur kurz eine Augenbraue hoch. "Zwischen dem echten Dean und mir herrschen allein schon deswegen Gefühle und eine bestimmte Beziehung, weil wir so aneinander gebunden sind. Die haben aber nichts sexuelles, auch wenn Sam hin und wieder sagt, dass das auf Außenstehende so wirken kann."

"Das ist echt heiß", flötete Hannah und schob sich an ihm vorbei, um ihr Schlafzimmer zu verlassen. Sie achtete penibel darauf, ihn nicht zu berühren, aus Sorge, dann nicht weiter gehen zu können. Ihr ganzer Körper stand unter Spannung, seit er sie angefasst hatte, wenngleich auch das elektrische Kribbeln verschwunden war.

Castiel schüttelte den Kopf und wartete, bis sie sich umdrehte. "Das hat nichts sexuelles. Nur deine Vorstellung davon erschafft solche Bilder."

"Und stört dich d...?", wollte Hannah ihn frech angrinsen, doch als sie sich zu ihm umdrehte, war er verschwunden.

Sie stutzte, schüttelte den Kopf und ging unter die Dusche. Lange und heiß. Und dann kalt, weil ihr Kopf ihr Bilder vorspielte, die die ganze Situation nicht unbedingt leichter machten. Beim abtrocknen nahm sie sich fest vor, sehr bald zu Mike zu gehen. Vielleicht konnte der ein wenig... Druck ablassen. Für offensichtlich deutliche Befehle schien er ja ganz offen zu sein.

Hannah hatte gerade ihr Müsli gegessen, als es klingelte. Beim Öffnen der Tür fiel ihr auf, dass sie gar nicht mehr daran gedacht hatte, den Schutzkreis zu erneuern.

Das musst du auch nicht, wenn ich bei dir bin.

Wenn Cas nur in ihrem Kopf mit ihr sprach, hallte seine Stimme etwas, deswegen hatte sie sie nicht gleich mit Misha Collins in Verbindung gebracht.

"Zauber dich gleich nicht einfach so her, das erschreckt Menschen!"

Na und? Ich lösche doch ihre Erinnerungen wieder.

"Castiel! Das ist wirklich gemein!"

Hannah spürte einen warmen Windhauch und hörte ein leises Rascheln. Dann spürte sie seine Präsenz hinter sich und blickte sich kurz um. Stumm und wunderschön stand er neben ihrem Küchentresen.

"Willst du Kaffee? Wirkt vielleicht nicht ganz so... Übernatürlich, als wenn du nur regungslos da stehst und starrst."

"Ich starre nicht", murrte er störrisch, woraufhin Hannah lächelte.

Es klopfte an der Tür und Hannah öffnete mit einem letzten warnenden Blick zu ihrem neuen... Freund.

"Hallo! Gehts dir gut? Konntest du schlafen? Hast du... Wer ist das denn?!" Noras Redefluss unterbrach sich abrupt und endet mit einer gelächelten Frage und einer tieferen Stimmlage.

Der Engel und die Kräuterhexe (Supernatural FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt