Der Pakt

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Der Engel war so überwältigt von den Geschehnissen der letzten Tage und all den Veränderungen und den neuen Gefühlen, dass er sich selbst in eine Meditation versetzte. Engel schliefen nicht, aber hin und wieder brauchten sie Erholung. So konnten sie neue Kraft sammeln, Verbindung nach oben aufbauen und ihre Gedanken sortieren. Als Hannah also sicher in seinen Armen schlief, traf er alle Sicherheitsmaßnahmen und glitt in den Trancezustand. Er hatte Dean Bescheid geflüstert und war sich so sehr sicher, alles im Griff zu haben. Er kam in seinem persönlichen Himmel an - er hoffe inständig, ihn ihr irgendwann zeigen zu können - und wanderte langsam umher, sortierte und strukturierte seine Gedanken und schöpfte neue himmlische Kraft.

Einige Stunden später fühlte er Hannahs Lippen auf seinen und hörte sie seinen Namen sagen. Rasch glitt er zurück und löste die Ruhephase auf.

"Hi", brummte er mit kratziger Stimme.

"Hast du geschlafen?", fragte Hannah verwundert.

"So ähnlich."

"Erzähl mir bald davon, ja? Ich muss eben ins Bad und dann was essen. Ich hab so Hunger."

"Sorge ich dafür, dass du zu viel Energie verbrauchst, Engelchen?", fragte er amüsiert, während sie schon in ein Laken gewickelt aus der Tür schlich. Draußen brach gerade der Tag an, es war noch still im Haus.

"Dafür sorgst du. Und dafür, dass ich mich so fühle, wie noch nie vorher", antwortete sie ihm mit der kleinen Schüssel aus der Küche in der Hand, in der sie das übrig gebliebene Abendbrot in den Kühlschrank gestellt hatte. Die Tür schob sie mit ihrer Hüfte zu. Sie aß gerade die letzte Gabel, als er aufstand und nackt und wundervoll vor ihr stand.

"Und wie fühlst du dich?" Cas streckte sich in alle Richtungen und genoss ihre Blicke auf seinen Körper. Zwar war das nur die Illusion für die Menschen, was aber nichts daran änderte, dass sie Verlangen nach ihm fühlte und das machte ihn ziemlich an.

"Geliebt", sagte Hannah schlicht. Die Tragweite dieser Aussage würde ihm noch öfter Mal den Boden unter den Füßen wegziehen, jetzt passierte das im positiven Sinne. Sie hatte recht. Er liebte sie tatsächlich. Jetzt, wo sie es ausgesprochen hatte, wurde es noch greifbarer.

"Das empfindest du richtig, mein kleiner Mensch."

Er wartete, bis sie die Schüssel auf den Schreibtisch gestellt hatte und - zu seiner Begeisterung - ohne Laken vor ihn getreten war. Dann nahm er ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie sanft.

Als Hannah sich in seinen unendlich tiefen Augen verlor sprach er es laut aus: "Ich liebe dich."

"Ich liebe dich auch!", antwortete sie strahlend. Dieses Strahlen dehnte sich plötzlich aus. Es mischte sich mit seinem eigenen himmlischen Leuchten und erfüllte den ganzen Raum, bis es sich genauso schnell wieder zurückzog und Hannah überrascht keuchend hinterließ. Sie keuchte auch, weil sie seine Flügel plötzlich sehen konnte.

"Was war das?"

"Ich bin nicht ganz sicher, aber ich vermute, das war eine Art Pakt. Wir haben beide die Wahrheit gesprochen, von richtiger Liebe gesprochen. Keine Phrase, keine Liebelei. Richtige, einmalige Liebe. Für einen Engel gibt es nur diese eine, ein einziges Mal. Du bist meine. Und das Leuchten gerade kam von ganz oben."

"Du meinst sowas wie... eine Hochzeit?!", fragte Hannah vorsichtig amüsiert.

"Das ist zwar sehr weltlich, aber wenn du so willst. Eine lebenslange Verbindung. Für immer."

"Für immer?"

"Ja."

"Aber Cas. Ich bin ein Mensch. Ich werde nicht viel älter als 90."

Der Engel und die Kräuterhexe (Supernatural FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt