Teil 8

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Throwback to a Open Air Music Festival in Summer 2019 - Part 2

Mit jedem gesprochenen Wort, kamen sie sich näher und näher. Zuerst lag sie mindestens einen halben Meter von ihm entfernt. Jetzt aber war ihr Kopf direkt neben seiner rechten Schulter und ihre Beine berührten seine. Sie hatte sich auf ihre linke Seite gerollt und schaute nervös zu ihm hoch. Seine blonden Haare waren strubbelig und verdeckten teilweise seine Augen. Eigentlich mochte sie keine Jungs, die blond waren. Die sind doch immer so eingebildet und selbstverliebt, dachte sie sich, aber bei ihm war etwas anders. Seine Art war anders. Er war anders als die Jungs, die sie bis jetzt kennenglernt hatte. Sie wusste nur noch nicht, was ihn so anders machte.

Er hatte ihren grossen roten Pulli an, den sie ihm am Abend zuvor ausgeliehen hatte. Seine Augen erinnerten sie an die Nordsee. Eine tiefe Sennsucht erwachte in ihr, denn sie vermisste das Meer sehr. Er hingegen lag auf seinem Rücken und hatte den linken Arm als Kissen unter seinem Kopf gelegt. Er drehte sachte den Kopf zu ihr, blickte auf sie herunter und schaute dabei in ihre wunderschönen Augen. Er konnte immer noch nicht festlegen, welche Augenfarbe sie hatte. Jetzt sahen sie mehr grünlich aus. Vorhin war die grüne Farbe hinter dem bräunlichen Ton versteckt, nun war aber das Grün mehr präsent. Goldige Punkte sah er, manchmal erkannte er auch einen bläulichen Schimmer in ihren Augen. Ein schwarzer Ring umrandete ihre Iris. Ob ihre Augenfarbe sich ihrem Gefühlszustand anpasste? Nicht dass er an so was glauben würde, aber beim Gedanke daran, lächelte er trotzdem.

L: Warum grinst du so? Habe ich was falsches gesagt?
S: Nein, alles gut.
L: Okay.
S: Ich finde es sehr schön hier, mit dir. Fast wie in einem Film.
L: Ja, finde ich auch.

Als Antwort legte er seinen rechten Arm so hin, so dass sie ihn als Kissen benutzen konnte. Dann drückte er sie fest an seine Brust. Sie konnte den Druck von seiner Hand auf ihrem Oberarm spühren und konnte seinen Herzschlag hören. Ob sein Herz gleich schnell schlug wie ihres? Ihr ganzer Körper war angespannt, als würde er eine Gefahr wittern. Sie wartete auf seine nächste Berührung. Ihre Hände begannen zu kribbeln und leicht zu schwitzen. Sie musste ihn fragen. Schon seit zwei Stunden lagen sie dicht nebeneinander und redeten über alles mögliche, ausser über das eine doch so wichtige Thema. Sie musste es ansprechen. Nur beim Gedanke daran begann sie noch nervöser zu werden. Es gab keinen Ausweg, sie musste es tun.

L: Du ... ich habe eine Frage.
S: Schiess los.
L: Hast du nicht eigentlich eine Freundin?
S: Nein ... wie kommst du darauf?
L: Weil meine Freundin einen Freund von dir gefragt hat, ob du eine Freundin hast oder nicht. Und dann hat er gemeint, dass du eine Freundin hast ... Sorry, das war vielleicht ein Bisschen kompliziert formuliert.
S: Kein Problem, ich habe verstanden, was du meinst.
L: Okay ... also hast du keine Freundin?
S: Nein, habe ich nicht.
L: Okay.

Sie verstand ehrlich gesagt nur Bahnhof. Sie hatte von mehreren gehört, dass er eine Freundin hatte. Deswegen hatte sie sich mega schlecht gefühlt, seit dem sie seinem Angebot in seinem Zelt zu schlafen zugesagte . Niemand wollte, dass der Feund mit einem anderen Mädchen alleine in einem Zelt schlafen würde, oder? Jedenfalls wäre sie bestimmt sauer auf ihren Freund, wenn er so etwas machen würde. Aber zum Glück hatte sie keinen. Obwohl sie erleichtert war, dass er keine Freundin hatte und es so am nächsten Tag kein Drama geben würde, war sie trotzdem verunsichert. Sagte er die Warheit?

S: Schau, es ist nicht so wie du denkst. Ich hatte mit einem Mädchen was am laufen. Wir treffen uns ab und zu.
L: Wie lange schon?
S: Zwei Monate oder so. Wir haben aber nie festgelegt, was wir sind.
L: Ihr trifft euch schon seit zwei Monaten, aber ihr habt nie über euch geredet?
S: Nein.
L: Krass, aber warte. Das heisst, ihr habt eigentlich bis zum jetztigen Moment immer noch etwas am laufen?
S: Nein ... doch eignetlich schon, weiss doch auch nicht so genau.
L: Wo ist sie denn jetzt?
S: Ich weiss nicht, ist mir ehrlich gesagt auch egal.
L: Wieso?
S: Weil ich meine Zeit lieber mit dir verbringen will.
L: Oh ... okay.

Immer noch verunsichert schaute sie ängstlich zu ihm hoch und suchte die Wahrheit in seinen Augen. Hatte er wirklich keine Freundin, oder wollte er einfach den Moment nicht versauen? Sie wusste nicht, was sie glauben sollte. Der Moment war wirklich schön. Sie wollte ihm glauben. Es fühlte sich alles so toll an mit ihm. Sie verstanden sich unglaublich gut, als wären sie auf der gleichen Wellenlänge, als hätten sie den gleichen Vibe. Die Stille wurde ihr unangehem. Was er jetzt wohl dachte? Hätte sie lieber nicht fragen sollen? Sie wollte nicht eifersüchtig, eigentümerisch oder so wirken. Sie musste die Wahrheit einfach wissen. Aber was wollte er bloss von ihr? Was sah er in ihr? Sie war doch ein Niemand, ein Nichts.

Er wandte den Blick vom dunklen Sternenhimmel, den man durch die Zeltöffnung sehen konnte, ab und erwiderte ihren Blick. Langsam aber sicher näherte er sich ihrem Gesicht. Sie war so wunderschön, dachte er sich. Einfach unglaublich schön. Der silberne Glitzer auf ihren Wangenknochen verstärkte ihre Schönheit. Ihre Nase war spitzig, aber süss, sowie auch ihre vollen Bäckchen. Er senkte den Blick zu ihren Lippen. Sie sahen so weich aus, sie schreiten buchstäblich danach geküsst zu werden, dachte er. Ob er es wagen sollte? Der Alkohol hatte schon fast seine Wirkung verloren, aber eben nur fast. Mutig näherte er sich noch ein Stückchen. Überrascht, aber lächelnd beobachtete sie ihn. Sie wollte ihn küssen, wie sie noch nie etwas in ihrem Leben tun wollte. Sie wagte den letzten Schritt und verkleinerte zögerlich den Abstand, bis ihre Lippen nicht mehr Luft berührten sondern seine.

Verlorene Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt