1. Kapitel

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Auszug aus der Keyener Zeitung

Am 12.8.2010 verschwand die 15-jährige Cecilia Leihnsberg aus Keyen spurlos. Nach Angaben der Eltern habe Cecilia gegen 22.00 Uhr das Haus verlassen um noch eine Party im Keyenkeller zu besuchen. Diese Party habe Cecilia allerdings nie erreicht.  Was mit dem Mädchen geschehen ist oder wo sie sich aufhält ist unklar. Auch die Polizei wurde am nächsten Morgen sofort alarmiert, nachdem die Eltern das Wegbleiben ihrer Tochter bemerkt hatten. Niemand kann sich erklären welches Interesse man an Cecilia haben könne. Weder ist bei den Eltern eine Lösegeldforderung eingegangen,  noch seien Feinde oder Streitereien bekannt. Mitschüler beschreiben "Cilia" als umgänglichen und netten Menschen.  Das Mädchen hat schulterlange, schwarze Haare, graue Augen, ist circa einen Meter fünfundsechzig groß, sportlich gebaut und trug während ihres Verschwindens vermutlich eine enge, schwarze Jeans, ein weißes Top, schlichte, schwarze Highheels und einen blauen Mantel. Ein Foto von ihr kann man auf der Seite der Polizei Keyen oder auch auf unserer Homepage finden. Wer Cecilia gesehen hat oder Informationen zu ihrem Verschwinden/Aufenthaltsort hat ist dringend gebeten diese der Polizei zukommen zu lassen. Auf jede hilfreiche Auskunft ist eine Belohnung von 400 € ausgesetzt. Für Eltern, Angehörige und Freunde hoffen wir, dass der Fall um Cecilia schnell gelöst wird!

Ich ließ den Zeitungsartikel sinken. Wie oft ich ihn schon gelesen hatte wusste ich nicht. Aber jedes mal aufs Neue überkam mich eine tiefe Traurigkeit und ich konnte die Tränen kaum zurückhalten. Ein halbes Jahr war es jetzt her, dass die arme Cilia verschwunden war. Völlig unvermittelt. Ihre Schuhe hatte man gefunden. In einer Seitengasse weit weg vom Keyenkeller. An ihrem Schuh hatte Blut geklebt. Cilias Blut. Cilia hatte man nicht gefunden - weder tot noch lebend. Bis jetzt hoffte ich sie wäre weg gelaufen von zuhause und es ginge ihr gut. Aber diese Option schien unglaubwürdig und ich konnte sie mir nicht einreden. Es gab für Cilia absolut keinen Grund weg zu laufen. Sie war glücklich gewesen. Und ihre Schuhe hätte sie auch nicht liegen lassen! Und weglaufen ohne Geld, Kleidung und Ausweis? Nein, Cilia war nicht weggelaufen da war ich mir sicher! Aber was war mit ihr passiert? ,,Jenna" rief meine Mutter. Sie wollte,  dass ich nach unten komme. Ichh musste in den Stall und sie würde mich hinbringen. Reiten. Auf Cilias altem Pferd. Ihre Eltern hatten es mir geliehen bis Cilia zurückkäme. Das würde nicht passieren, das wussten sie so gut wie ich. Aber es tröstete sie wohl zumindest so zu denken. ,,Jenna! Wo bist du? Wir müssen wirklich los!'' Meine Mutter war auf der Treppe. Ich hörte ihre Schritte, doch ich reagierte immer noch nicht, als sie hereinkam und mir den Zeitungsartikel aus der Hand nahm. ,,Ach Jenna!" seufzte sie ,,Hör auf das ständig zu lesen du wirst noch kaputt daran gehen! Sie war deine beste Freundin und als solche sollst du sie auch in Erinnerung behalten! Aber denk nicht dauernd an sie! Vergiss sie doch mal für ein paar Stunden!" ,,Sie vergessen?!"  fuhr ich meine Mutter zornig an ,,Sie vergessen?! Hier wo mich jeder verdammte Straßenstein an sie erinnert?! Sie vergessen? Das glaubst du doch nicht wirklich! Sie kann man nicht vergessen! Sie war meine beste Freundin und..." So schnell meine Wut gekommen war verflog sie auch wieder und nmachte tiefer Traurigkeit platz. Ein schnorchelndes Geräusch entwich mir. Meine Mutter seufzte und nahm mich in den Arm. Sie bugsierte mich irgendwie ins Auto und wir fuhren zum reiten.

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