Als ich mich am Tag der Ernte freiwillig meldete, konnte ich es selbst nicht realisieren.
Ich hatte mir keine Gedanken gemacht, wie ich es schaffen sollte, zu gewinnen.
Ich konnte nicht kämpfen und war auch alles andere als motorisch begabt oder sportlich.
Ich könnte vermutlich in der Arena nichtmal vor den anderen Tributen weglaufen.
Sie würden mich einholen.
Als ich auf der Bühne stand, konnte ich keine Worte finden.
Alles erschien mir so unnötig bei der Perspektive meines baldigen Todes.
Ich wollte um jeden Preis gewinnen.
Aber wie konnte ich, wenn ich unfähig war, den Preis zu zahlen?
Gerade so schaffte ich es, meinen Namen hervor zu pressen.
Währenddessen unterdrückte ich die Tränen, die in meinen Augen brannten.
Anschließend wählten sie den männlichen Tribut und es war mir egal.
Für mich spielte nichts mehr eine Rolle und ich war gelähmt vor Verzweiflung.
Wieso hatte ich mich gemeldet?
Ich kannte das Mädchen nicht.
Ich kannte nur ihren Bruder und selbst das nichtmal richtig.
Ich glaube, dass ich mehr für ihn übrig hatte, als ich sollte...Ich fing nochmals den Blick meiner Mutter auf, um sie zu beschwichtigen, aber das fiel mir unsagbar schwer.
Wie sollte ich sie beschwichtigen, wenn ich selbst nichtmal einen Funken Hoffnung sah?
Ich spürte wieder, wie sich ein Schluchzer durch meine Kehle bahnen wollte und schluckte ihn runter.
Ich durfte nicht weinen.
Ich musste stark sein.
Für meine Mutter, für die Kameras und selbst für Harper, dessen traurigen Blick ich noch immer auf mir spürte.
Außerdem hatte ich mir das selbst eingebracht.
Ich war selber schuld und durfte mir deshalb gar nicht erst erlauben, die Tränen zuzulassen.Ich und der männliche Tribut, dessen Name ich nicht kannte, wurden von den Friedenswächtern ins Rathaus gebracht.
Dort wurde jeder von uns in einen Raum geführt, in dem wir uns verabschieden durften.
Ich starrte völlig apathisch aus dem Fenster.
Ich bei den Hungerspielen.
Es war unfassbar.
Unfassbar, wie dumm ich war.
Als die Tür geöffnet wurde, wendete ich mich ihr zu und sah Harper May im Türrahmen stehen.
Ich schluckte.
Er kam auf mich zu, musterte mich und setzte sich mir gegenüber auf einen Stuhl.
"Hey", sagte er beinahe lautlos.
Ich vernahm nur ein Flüstern und die Bewegungen seiner Lippen.
Ich antwortete nicht.
"Ich will, dass du weißt, dass... ", er stockte.
"dass ich dir unendlich dankbar bin."
Ich nickte.
Er musterte mich nochmal und schaute mir abschließend tief in die Augen.
Er schluckte, was seinen Adamsapfel hüpfen ließ.
Dann bemerkte ich, wie sein Blick nur für den Bruchteil einer Sekunde von meinem Augen zu meinem Lippen wanderte.
Urplötzlich beugte er sich vor und legte seine Lippen auf meine.
So schnell der Kuss begann, war er auch wieder vorbei.
Er schaute mir wieder tief in die Augen und sagte:"Du musst gewinnen".
"Das kann ich nicht", erhob ich nun zum ersten Mal meine Stimme.
"Doch, das kannst du. Glaube an dich. Ich weiß, dass wir noch nie zuvor miteinander gesprochen haben und wir uns nicht kennen, aber-", seine Stimme brachte ab.
"Aber?", fragte ich.
Es interessierte mich wirklich, wie der Satz weiterging.
Er schluckte wieder.
"Aber du musst zu mir zurückkommen".
"Ich kann nicht", sagte ich verzweifelt und spürte wieder das Brennen in meinen Augen, welches Tränen ankündigte.
Plötzlich kramte er ein Zettel und ein Stück Kohle aus der Hosentasche.
Wüssten die Friedenswächter, dass er Kohle geklaut hatte, würden sie ihm die Hölle heiß machen.
Er stand auf, legte den Zettel auf die Fensterbank und schrieb mit der Kohle etwas darauf.
Anschließend legte er ihn mir in meine Hand.
"Glaub an dich. Komm zu mir zurück", stand in unordentlichen Buchstaben darauf.
"Denk immer daran.", sagte er, legte seine Hand auf meine und umschloss sanft sie und den Zettel darin sanft.
Ich schaute auf unsere Hände und sog das kribbelnde Gefühl in mir auf.
Dann schaute ich auf, in seine Augen, und erwiederte:"Ich werde zurückkommen".
Er lächelte leicht und gab mir erneut einen kurzen Kuss auf die Lippen.
Anschließend kam ein Friedenswächter und führte ihn hinaus.
Unsere Zeit war vorbei.
Aber den Zettel behielt ich bei mir.
Ich würde ihn immer bei mir behalten.
Als anschließend meine Mutter hineinkam, ihr Gesicht war von Tränen verquollen, konnte ich sie umarmen und sagen:"Ich werde gewinnen".
Und diesmal war meine Zuversicht nicht um meiner Mutter willen gekünstelt.
Sie war echt.
Ich würde gewinnen.
DU LIEST GERADE
❝once there was a dead girl singing❞ | hunger games ✓
RandomOnce there was a dead girl singing, Her words blowin' in the wind. Her name written in the bark And saved in a kiss at last. The boy was crying, Who brang her memory home. He lives in a warm and cozy house, But without her he feels alone. Once there...