Ich war im Kapitol.
Die Spiele hatten noch nicht begonnen, aber dennoch fühlte ich mich, als müsste ich schon jetzt kämpfen.
Ich kämpfte darum, kein Mitleid mit dem Jungen aus meinem Distrikt zu haben -
ohne seinen Tod, konnte ich nicht gewinnen.
Ich kämpfte darum, jede Mahlzeit zu mir zu nehmen, obwohl ich keinen Bissen davon wollte - ausgehungert konnte ich nicht gewinnen.
Ich kämpfte darum jede Nacht zu schlafen, auch wenn ich eigentlich kein Auge zukriegen konnte - müde und kraftlos konnte ich nicht gewinnen.
Ich musste mich konditionieren, mich geradezu dazu trimmen, nur auf meinen Verstand zu hören.
Die einzigen, kleinen Momente in denen ich es mir erlaubte, zu fühlen, waren jene, in denen ich Harpers Zettel durchlas.
Dieses eine Gefühl, würde mir zum Sieg verhelfen.
Alle anderen jedoch würden mich hemmen.
Also schloss ich sie in eine tiefe Hinterkammer meines Herzens und warf den Schlüssel weg.
-
"Morgen ist das Einzeltraining", sagte mein Mentor.
Er hieß Haymitch Abernathy und gewann die 50.Hungerspiele.
"Ich weiß", antwortete ich.
Und wie ich das wusste: seit Tagen drehten sich meine Gedanken darum.
Ich hatte mir schon einen Plan für mein Vorgehen in den Spielen gemacht -
ich würde mich in den Bäumen verstecken.
Ich war gut im Klettern.
In Distrikt 12 hatte ich mich oft in die Baumkronen gesetzt und meiner Mutter heimlich bei ihren Auftritten zugehört, wenn ich eigentlich schon im Bett sein sollte.
Ich würde dafür sorgen, dass niemand der Tribute mich fürchtete.
Und dann, wenn sie es am wenigsten erwarteten, würde ich zuschlagen.
Ich war keine herausragend gute Kämpferin, aber ich hatte den Überraschungsmoment auf meiner Seite.
Und hoffentlich ein paar Sponsoren.
"Weißt du schon, was du machen wirst?", fragte Haymitch.
Ich schüttelte den Kopf.
Das war eben mein Problem.
Für die Spiele hatte ich mir einen Plan zurechtgelegt.
Aber wie sollte ich auf Sponsoren hoffen, wenn ich im Einzeltraining nicht gut abschnitt?
"Was kannst du denn besonders gut?", fragte mein Mentor wieder.
"Klettern",antwortete ich ohne umschweife.
"Klettern also... Du willst dich verstecken", stellte er fest.
Ich nickte.
"Gar keine schlechte Idee. Du wärst nicht die erste, die es so schafft, zu überleben.
Aber du brauchst Sponsoren, die dich versorgen.
Du kannst es dir nicht erlauben, die Bäume oder Felsen zu verlassen, um zu jagen.
Nur, in der Höhe bist du den anderen Tributen gegenüber im Vorteil - du kannst auf keinen Fall vor dem Ende der Spiele runterkommen und wohlmöglich in einen Kampf geraten.
Dann würdest du da nicht lebend rauskommen.
Du bist also auf Sponsoren angewiesen"
Ich seufzte:"Ich weiß. Aber wie kann ich die Sponsoren für mich gewinnen."
"Sie müssen dich mögen", antwortete er.
"Mich mögen?"
"Ja. Es muss ihnen etwas daran liegen, dass du überlebst."
"Okay"
Ich war verwirrt.
Ich war immer davon ausgegangen, dass die Sponsoren nur jene unterstützten, die eine besonders hohe Punktzahl beim Einzeltraining haben.
Ich hatte niemals darüber nachgedacht, dass sie einen Tribut aus solch wahrhaft menschlichen Gründen unterstützen würden.
"Ich kann singen",
schoss es aus mir heraus.
"Singen?",
wiederholte Haymitch fragend.
"Ja. Lieder verschaffen den Menschen doch einen Einblick in die Gefühle. Beim Einzeltraining werde ich singen, damit man mich für zu sensibel hält, um in den Spielen skrupellos zu handeln"
Haymitch nickte gedankenverloren.
Man konnte ihm geradezu ansehen, wie sich meine Worte in seinem Kopf zu Bildern formten.
Wie er meine Idee in seinem Kopf durchspielte, um herauszufinden, ob es funktionieren würde.
"Und bei den Interviews werde ich auch singen. Vielleicht kann ich so die Herzen der Sponsoren erweichen."
"Und in Errinnerung bleibst du ihnen so alle male", fügt Haymitch gedankenverloren hinzu.
"Das hoffe ich", antwortete ich.
"Das ist brillant",
erwiedert er.
Ich hatte also einen Plan.
-
Unter den Blicken der Spielmacher, kletterte ich beim Einzeltraining immer weiter in die Höhe, bis ich auf einem Stahlbalken, nur einen Meter unter der Decke saß.
Dann erhob ich meine Stimme
...
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❝once there was a dead girl singing❞ | hunger games ✓
SonstigesOnce there was a dead girl singing, Her words blowin' in the wind. Her name written in the bark And saved in a kiss at last. The boy was crying, Who brang her memory home. He lives in a warm and cozy house, But without her he feels alone. Once there...
