...dead...

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Als einen Tag nach den Interviews die Spiele begannen, fühlte ich noch immer den Zorn durch meine Adern fließen.

Ich war gestern felsenfest davon ausgegangen, dass die Friedenswächter mich töten würden und war mehr als verwundert darüber, dass sie es doch nicht taten.

Aber nun war mir klar, warum sie mich nicht sterben ließen -
Denn das wäre viel zu gnädig.
Jetzt wollte Snow mich erst recht leiden sehen.
Und wie ging das wohl besser, als mit den Hungerspielen?

Haymitch hatte mir gestern Abend die Hölle heiß gemacht, weil ich somit meine Chance auf Sponsoren verspielt und mir stattdessen Feinde gemacht habe.

Aber ich konnte das, was ich gestern getan hatte, einfach nicht bereuen.

...

Pov.
Ihre Mutter
in Distrikt 12

Ich öffnete die spärliche Haustür und betrat mein Zuhause.
Schon immer war es hier trostlos gewesen...
Aber seit Dakota weg war, fühlte sich alles grauer an denn je.
Trotz meiner Angst um sie, war ich unendlich stolz auf das, was sie gestern bei den Interviews getan hatte.
Darauf, dass sie ihre Stimme nicht verloren hatte.

Aber ich hatte meine verloren.
Das Singen hielt mich immer über Wasser.
Aber ich konnte es schier nicht, wenn niemand mehr hier war, den ich liebte.

_

Ich musste wissen, ob meine Tochter noch lebte, oder man sie schon am gestrigen Abend hingerichtet hatte.
Diese Unwissenheit schnürte mir buchstäblich die Luft ab.

Aber ich würde es erst gleich erfahren.
Denn in wenigen Minuten würden die Spiele beginnen.
Ich hasste es, dass Dakota sich freiwillig gemeldet hatte, aber ich verstand es in gewisser Weise.

_

Ich schaltete den Fernseher ein, um sie zu sehen.
Einerseits wollte ich sie nicht in dieser Arena wissen, weil es unendlich schmerzte.
Aber nur wenn sie dort war, konnte ich sicher sein, dass sie noch lebte...

_

Wenige Sekunden, nachdem ich eingeschaltet hatte sah ich sie.
Sie schien noch wohlauf zu sein, was mich für einen Moment erleichterte.

Aber dann dachte ich daran, was sie ihr in dieser Arena antun würden und spürte die Tränen in meinem Augen.

Ich ließ sie hemmungslos über meine Wangen laufen.
Was sollte ich denn auch tun?

Ich wusste, dass Dakota gewollt hätte, dass ich stark blieb.
Aber sie war mein ein und alles und sie in so einer Lage zu sehen, ließ mich zusammenbrechen.

_

Ein paar Tribute waren bereits am Füllhorn getötet worden.
Doch mein Liebling lebte noch.
Sie konnte sich in den Wald flüchten.
Offenbar hatte sie einen Plan.

Ein anderer Tribut rannte ebenfalls in den Wald, wobei die Kameras jede seiner Bewegungen verfolgten.
Als er einer großen, grell-rosafarbenen Blume gegenübertrat, schaltete sich plötzlich Caesar Flickerman ein:

"Hier, verehrte Zuschauer, sehen sie eine neue Mutation, mit welcher die diesjährigen Spielmacher sich wahrlich selbst übertroffen haben.
Sie heißt "Feuerblume" und ist extrem tödlich.

Ihre Wurzeln bewachen den gesamten Boden der Arena und kommen nur Nachts im richtigen Moment aus der Erde geschossen, um die Tribute, die auf dem Boden schlafen anzugreifen.
Sie sind darauf aus, sie ersticken zu lassen.

Das Highlight an dieser Blume ist jedoch, dass ihre Blüte mit dem Blick von Medusa vergleichbar ist.
Wer dieser Blume in ihre Blüte sieht, wird jedoch nicht versteinert.

Nein.

Wer dieser Blume in ihre wunderschöne, verlockende Blüte blickt, verbrennt bei lebendigem Leibe. "

Wenige Sekunden später wird jener Tribut schließlich genau von diesem Schicksal ereilt.
Seine Schreie hallen durch den Raum, bis er vollends verbrannt ist.

Ich hoffe bloß, derartige Schreie niemals von Dakota hören zu müssen.


❝once there was a dead girl singing❞ | hunger games ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt