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Nachdem das Einzeltraining vorbei war, folgten kurz darauf die Interviews.
Während diesen türmte sich eine Welle unzähmbarer Wut in meinem Bauch. Sie schlug um sich, bis sie schließlich überschwabte und meinem Plan eine Änderung verlieh.

Aber von vorn..
Ich lauschte den Interviews der anderen Tribute, ohne Gefühlte wie Schmerz oder Mitleid an mich heranzulassen.
Ich konnte nur gewinnen, wenn ich mich nicht um andere sorgte, mich nicht nach ihnen umblickte.

Als ich schließlich an der Reihe war, verspürte ich keinerlei Nervosität. Denn ich wusste, dass ich sie beeindrucken würde.

Ich schritt auf die Bühne und trat nun Caesar Flickerman, sowie ganz Panem gegenüber.

Nachdem Caesar mir ein paar belanglose Fragen gestellt hatte, konnte ich nun endlich singen.

Das Singen erlaubte mir nicht nur, die Herzen der Sponsoren zu erweichen, sondern auch ein Stück meiner wahren selbst wiederzufinden.

Snow konnte mir so gut wie alles nehmen.
Aber das nicht.
Das konnte mir keiner nehmen.
Selbst wenn sie mir die Zunge rausschnitten, würde es ihnen nicht gelingen.
Selbst wenn sie mich umbrachten, würde es ihnen nicht gelingen.
Ich würde mich immer wiederfinden.

Ich begann also, meine Stimme zu erheben...

I was once just a face in the crowd.
You didn't know my name.
You didn't hear my voice.
You didn't see my visions.
I didn't shout them out.

You didn't feel my love.
You didn't see my pain.
I died every second.
I stood in my own rain.

Give me an umbrella.
Oh just give me an umbrella.
I need it's shelter.
Otherwise I'll drown.

I'll share it with my love.
With him and those our blood flows in.
Give us an umbrella.
Oh just give us an umbrella.
Otherwise we'll drown.
...

Ich bemerkte, dass mein Lied einigen der Kapitolbewohner Tränen in die Augen trieb.
Sie sollten weinen.
War ihnen etwa nicht klar, wie es uns in den Distrikten ging?
Wie sehr wir litten?
Wie hart wir um unser Überleben kämpfen, nur, um dann in einer Arena zu ihrer Belustigung getötet zu werden?
Ich blickte diese Menschen, meine potenziellen Sponsoren, an.

Und das einzige, was ich empfinden konnte, war Hass.

Wir, in den Distrikten, hungerten und froren, während sie alle, mit Diamanten um den Hals, nach Unterhaltung johlten.
Unser Tod war ihre Unterhaltung.
Er war gleichwohl ihr Dienst, und ihr Lohn.

Und das war der Moment, in dem die Welle überschwabbte und oberhand gewann.
Plötzlich sah ich in den anderen Tributen keine Feinde.
Ich sah in ihnen Menschen, die mir verbunden waren und denen ich verbunden war.
Ich sah ihre Verzweiflung und Angst, die ich nun erstmals an mich heranließ.

Ich wollte sie fühlen.
Ich wollte alles fühlen.
Denn wir, die 24 Tribute, schienen das einzig, noch wahrhaft menschliche in diesen Hallen zu sein.

Ich entschloss mich kurzerhand, die zweite Strofe, meines Liedes zu ändern.

Ich wollte ihre Herzen nicht mehr erweichen - Ich wollte sie unter meinen Worten zerbersten sehen...

Kill us.
You're doing it anyway.
Kill us all.
Don't cry for us.
We don't allow it.

Pay us nothing.
We don't need it.
It's beneath our dignity.
You're beneath our dignity.

We know who we are.
We are poor, fragile, weak and desperate.
But we are human.

You are not.
You are killing us.
Rejoice in that.
You torture us.
You delight in it.

You want to change us?
But you can't!
We are done playing your game.
We don't play by your rules.

Don't you recognise it?
Don't you feel it?
Don't you see it?

You are monsters!
Nothing else.

Ich hätte ihnen noch so viel sagen können.
Doch just in diesem Moment stürmten ein Dutzend Friedenswächter auf die Bühne und brachten mich fort.
Ich wehrte mich nicht.
Denn ich hatte gesagt, was gesagt werden musste.
Sollten sie nun mit mir tun, was sie wollten.
Wenn dies auf der Bühne meine letzten Worte waren, konnte ich damit befriedigt sterben.

❝once there was a dead girl singing❞ | hunger games ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt