Der Traum

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Ich stehe wieder im dunklen Gang des Krankentrakts. Vor mir steht die alte Frau, Mrs. Cain. „Find ihn, find ihn!“, sagt sie immer wieder. Ich will, dass das aufhört. Doch ich kann mich nicht bewegen und egal wie fest ich mir die Ohren zuhalte, ich kann sie immer noch hören. Es soll aufhören. Bitte.

Schweißgebadet fahre ich in meinem Bett hoch. Es war nur ein Traum, sage ich mir innerlich. Doch tief in mir höre ich immer noch die Stimme von ihr nach mir rufen. Ich schüttele mich. Jeder träumt mal schlecht. Das ist ganz normal, rede ich mir ein und es scheint zu wirken. Nach einer kalten Dusche schlüpfe ich in meine Klamotten und binde meine Haare zu einem hohen Zopf. Heute muss ich trainieren. Ich will vorbereitet sein, wenn es los geht. Oh. Wann geht es eigentlich los? Und was genau geht dann los? Der Krieg. Das ist klar, aber wie wird das ganze Aussehen? Ich weiß es nicht und irgendwie will ich nicht länger darüber nachdenken. Wer weiß, ob ich den Krieg überlebe. Wenn ich sterbe, hoffe ich, würd mein Tod nicht sinnlos sein. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass Frühstückszeit ist und ich setzte mich sofort in Bewegung. In der Mensa sehe ich Ben alleine an einem Tisch sitzen und überlege ob ich mich zu ihm setzten soll oder nicht. Aber es war zu spät Ben sieht mich und winkt mich freundlich zu ihm. Also setzte ich mich zu ihm und sage: „Guten Morgen.“ Er lächelt und sagt: „Guten Morgen. Gut geschlafen?“ Ich hatte grauenhaft geschlafen, aber das muss Ben nicht unbedingt wissen. „Ja“, lüge ich deshalb, „Und du?“. „Ja auch gut.“ Eine Zeit lang sagt niemand von uns was. Ich frag mich was Ben den ganzen Tag macht. Gestern habe ich ihn noch nicht mal beim Essen gesehen. Im Trainingcenter war er auch nicht.  Vielleicht kann ich ihn mal unauffällig fragen...: „Was machst du eigentlich den ganzen Tag so?“ „Geschäfte erledigen für Mr. Cain“, antwortet er kurz und knapp. „Achso“, murmele ich leise.  Ich würde gerne wissen was für Geschäfte, aber ich traue mich nicht so wirklich zu fragen. „Anna?“, fragt mich Ben. „Ja?“ Seine Stimme klingt sehr ernst und lässt mich sofort aufhorchen. „Es tut mir leid, dass ich in den ersten Tagen nicht so für dich da sein konnte. Ich musste etwas sehr wichtiges erledigen. Aber ich verspreche dir, dass ich ab jetzt mehr für dich da bin. Wenn du willst können wir gleich zusammen trainieren.“ Ich gucke ihn verdutzt an: „Du musst dich für gar nichts entschuldigen. Ich will dich auch nicht dafür verpflichtet machen, mich zu trainieren. Wenn du etwas Wichtiges erledigen musst, dann verstehe ich das.“ … auch wenn ich es schade finde, füge ich in meinen Gedanken hinzu. Er betrachtet mich lächelnd und ich muss aufpassen, dass ich mich nicht in seinen Augen verliere. In diesen Moment kommt er mir so vertraut vor und so nah. Ich spüre wie sich mein Herzschlag verdoppelt und sich ein unbekanntes Gefühl in mich ausbreitet. „Ich verbringe, aber gerne Zeit mir dir“, sagt Ben leise. „Ich auch mit dir“, gebe ich zurück, drehe mich dann aber ruckartig zum Essen. Ben steckt sich beschämt einen vollen Löffel Haferbrei in den Mund. Er verbringt gerne Zeit mit mir.

Nur ein kurzes Kapitel,aber eigentlich wollte ich mir nur bedanken bei der anxxny, dass sie mir super Vorlagen für das Cover gegeben hat:) wie findet ihr das Endergebnis?

Bis zum Tod-MortalisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt